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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Editor]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0172
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verpflanzte *). Eben dadurch dürfte sich auch das so fabelhaft
klingende Zusammentreffen der Bliitbezeit und Reifzeit in demselben
Obstgarten , "welches von jeher unter die unglaublichen Miihrcheu
gerechnet und mit den Rosengärten des Midas in eine Kategorie
gebracht worden ist **), ganz natürlich erklären lassen. Doch es
ist hier weit weniger auf die Deutung der ganzen Fabel als nur
auf die Folgerungen abgesehen, die wir ans der Schilderung des
Gartens des Alcinous für die älteste Garteucultur der Griechen
überhaupt zu machen berechtigt sind.

Vorausgesetzt also, dafs ein Jeder die classisclie Uebersetzung
unseres Vofs bei der Haud hat, Odyss. Vü. 112—132., füge ich
diesem nur einige allgemeine Bemerkungen hinzu, die aus der ge-
naueren Betrachtung jener Stellen von selbst hervorgehen.

Aufser dem Hof erstreckt eia Garten sich, nahe der Pforte,
Eine Huf in's Geviert', und rings umläuft ihn die Mauer,

*) Ich erinnere hier nur an den Tanz der Okeanitiden, 'SIhwjov
■xctrqoi iv xijiroif bei'm Aristophanes Nub. 240. und an den i«-
Xato-j Y.yyirov fyo'ißov an der Quelle der Nacht an der äufsersten
Gränze des Meers in einem Fragment des Sophokles bei'm Strabo
VII. p. «2. C.

**) So wie Juvenal V, IS1., Plinius XIX, 19. s. 1. und Andere den
ewigen Herbst des Alcinous mit den Gärten der Hesperiden zusam-
menstellen [z, B, noch Libanius, Epist. 1126. roxi 'AXy.ivoou (kjjtou)
Kai rov x_qvOK /j.i;X« (pigovro;, f <]ß' a iXSü'j 'Hqayikix Xoyoq.
Bast.], so verbindet der bilderreiche Terfölfiäri, de pallio, c. 2.
ed. Panel. Alcinoi pometum et Midae rosetum. An den Pangä-
ischen Gebirgen zwischen Macedonien und Thracicn wuchsen von
jeher besonders schöne Rosen, wahre Centifolien, Theophrast,
Hist. Plant. VI, 6. p. 643. Stap. Nun setzte man in eben diese
Gegend die Gärten des Midas vor seiner Auswanderung nach Phry-
gien. S. zu Herodot VIII, 138. In ihnen wurde der alte Silen
eingefangen, und indem die Dichter jene Scenen schilderten, wo-
von wir in Virgifs Hirtengedichten noch eine schwache Nachahm-
ung besitzen, wurde natürlich auch der schöne Park des Königs
Midas aus allen Farbenkästen der Dichtkunst ausgemalt. So wur-
den die Centenariae rosae ex bortis Midae lectae, wie sie Tertul-
lian in einer anderen Stelle nennt, de coron, milit, c. 14. p. 186.
'Panel., den griechischen Dichtern völlig, das, was den späteren
Römern die bifera rosaria Paesti. Immer liegt bei solchen Dicht-
ungen eine wirkliche Localmerkwiirdigkeit zum Grunde. So nennt
Pindar in zwei Stellen seiner Pythischon Siegesoden die Gegend
um Cyrene nicht blos in lyrischer Dichtersprache den Garten
der Venus und des Jupiter CPyth. V, 32. IX, 91.), wie es
dort gewöhnlich erklärt wird, sondern es gründet sieb Siefs auf
 
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