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können, !vie weit Sie kamen. Möchte es möglich seyn nnd alle
Entfernte sich um unsern Theetisch wieder versammeln. Unsere
Tochter Reinhard sagt mir in jedem Brief: was auch unser Schicksal
seyn möge und unsere Bestimmung, zu Hause kommen wir gewiß.
Es wird mir lieb seyn, guter Boisseree, wenn Sie uns ettvas
in Absicht Jhrer Plane zu den Studien mittheilen. Jurist müssen
Sie fteilich wohl werden, aber wills Gott, nicht Advokat; was
man auch sage, der Augcnpunkt eines solchen Menschen bleibt
selten richtig, er Weiß nicht, ob er zum Rechte verhilft oder davon
wegzerrt. Ob die allmächtige Republik Stellen hat und gibt, die
tüchtige Rechtsgelehrte chekleiden müssen, weiß ich nicht, seitdem sie
Alles mit Militärpersonen besetzt! Jndessen studiren Sie immer
die Rechte und seyn dabei ganz ruhig, ein ehrlicher und unter-
richteter Mann findet seinen Platz überall, und man hat sich leider
überzeugen müssen, daß es gerade einerlei ist, einem Fürsten oder
einer Republik zu dienen; .vielleicht hat man in einem monarchischen
Staate noch mehr ruhige Sicherheit. So klug sind wir seit vielen
Jahren geworden und es hat uns viele Mühe gekostet, um zu
begreifen, daß wir uns außer Athem liefen und nicht vom Fleck
kamen. Karl Sieveking hat auch dem Kaufmannstand entsagt und
sich entschlossen, ohne Zeitverlust die alten Sprachen zu lernen, er
ist bei Trendelenburg in Lübeck in Pension und sehr vergnügt, dort'
hat er allen Unterricht, um sich vorzubereiten, und es wird ihm
gelingen, weil er Kopf hat und sehr fleißig ist. Jch rede absicht-
lich von den gelehrten Sprachen, weil auch Sie die nicht über-
hüpfen können und weil diese wohl das Holprige Jhres Weges
ausmachen werden. Mein Mann meint, das Latein wäre Jhnen
nicht ftemd und in den übrigen Theilen mancher Wissenschaft
hätten Sie manche Vorkenntnisse. Das fteut ihn, weil er die
trockene Jurisprudenz nicht liebt, und findet, daß sie der Sciroceo-
wind des menschlichen Geistes ist. Jndessen als Brodwissenschaft muß
man sie schon gelten lassen und wer einmal das Bessere der Auf-
klärung gekostet hat, wird es schon fortsetzen. Karl studirt auch
die Rechte, aber mit der Absicht, seiner Vaterstadt dadurch nützlich
zu werden, nicht sie zur Chikane anzuwenden. Weil die Zeilen in
Jhrem Briefe weit aus einander gerückt sind, sagte mein Mann:
siehst du, er hat schon eine Advokatenhand, der Bogenweise be-
zahlt kriegt. Jakobi reist den 18. von Paris weg und geht nach
können, !vie weit Sie kamen. Möchte es möglich seyn nnd alle
Entfernte sich um unsern Theetisch wieder versammeln. Unsere
Tochter Reinhard sagt mir in jedem Brief: was auch unser Schicksal
seyn möge und unsere Bestimmung, zu Hause kommen wir gewiß.
Es wird mir lieb seyn, guter Boisseree, wenn Sie uns ettvas
in Absicht Jhrer Plane zu den Studien mittheilen. Jurist müssen
Sie fteilich wohl werden, aber wills Gott, nicht Advokat; was
man auch sage, der Augcnpunkt eines solchen Menschen bleibt
selten richtig, er Weiß nicht, ob er zum Rechte verhilft oder davon
wegzerrt. Ob die allmächtige Republik Stellen hat und gibt, die
tüchtige Rechtsgelehrte chekleiden müssen, weiß ich nicht, seitdem sie
Alles mit Militärpersonen besetzt! Jndessen studiren Sie immer
die Rechte und seyn dabei ganz ruhig, ein ehrlicher und unter-
richteter Mann findet seinen Platz überall, und man hat sich leider
überzeugen müssen, daß es gerade einerlei ist, einem Fürsten oder
einer Republik zu dienen; .vielleicht hat man in einem monarchischen
Staate noch mehr ruhige Sicherheit. So klug sind wir seit vielen
Jahren geworden und es hat uns viele Mühe gekostet, um zu
begreifen, daß wir uns außer Athem liefen und nicht vom Fleck
kamen. Karl Sieveking hat auch dem Kaufmannstand entsagt und
sich entschlossen, ohne Zeitverlust die alten Sprachen zu lernen, er
ist bei Trendelenburg in Lübeck in Pension und sehr vergnügt, dort'
hat er allen Unterricht, um sich vorzubereiten, und es wird ihm
gelingen, weil er Kopf hat und sehr fleißig ist. Jch rede absicht-
lich von den gelehrten Sprachen, weil auch Sie die nicht über-
hüpfen können und weil diese wohl das Holprige Jhres Weges
ausmachen werden. Mein Mann meint, das Latein wäre Jhnen
nicht ftemd und in den übrigen Theilen mancher Wissenschaft
hätten Sie manche Vorkenntnisse. Das fteut ihn, weil er die
trockene Jurisprudenz nicht liebt, und findet, daß sie der Sciroceo-
wind des menschlichen Geistes ist. Jndessen als Brodwissenschaft muß
man sie schon gelten lassen und wer einmal das Bessere der Auf-
klärung gekostet hat, wird es schon fortsetzen. Karl studirt auch
die Rechte, aber mit der Absicht, seiner Vaterstadt dadurch nützlich
zu werden, nicht sie zur Chikane anzuwenden. Weil die Zeilen in
Jhrem Briefe weit aus einander gerückt sind, sagte mein Mann:
siehst du, er hat schon eine Advokatenhand, der Bogenweise be-
zahlt kriegt. Jakobi reist den 18. von Paris weg und geht nach