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Boisserée, Sulpiz
Sulpiz Boisserée (Band 1) — Stuttgart, 1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.1408#0048
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nicht der Wahrheit gemäß, indessen war es dem Verfasser der
Nachricht nur darauf angekommen, den Uebertritt auszuposaunen;
mochte er es aus falschem Eifer für die Kirche oder aus Gehässig-
keit gegen Schlegel gethan haben, genug, der Verdruß, den wir
gleich bei der ersten Mittheilung befürchtet hatten, war im Ueber-
fluß herein gebrochen, es entstand das unangenehmste Geschwätz'
in und außerhalb der Zeitungen, man erschöpfte sich in Ver-
muthungen und Vernünfteleien, wobei Niemand etwas gewann.
Wir mußten alles aufwenden, um die Redlichkeit unserer Freunde
in Schutz zu nehmen, die das, was sie als eine Gewissenssache
betrachteten, nicht an die große Glocke hatten hängen wollen, und
weil sie ihre Ueberzeugung im stillen Heiligthum der Brust zu
hegen gewünscht, deßwegen sie zur rechten Zeit und Gelegenheit
nicht hatten verlüugnen wollen. — Natürlich gehörte Reinhard zu
denjenigen, die uns am lebhaftesten befra«sen; aber auf die offene
Darlegung unserer Meinung und Ansicht ließ er als ein edel ge-
sinnter Mann auch seine mißtrauischen Gedanken am ehesten fallen
und gab zu, daß Schlegel wirklich seiner Ueberzeugung gefolgt sep,
nur blieb ihm unbegreislich, wie er mit seinem Geist und seinen
Kenntnissen dazu habe kommen können.

Fran Rrimarus in Hamdurg an S. Boiflcror.

Hamburg, den 18. Januar 1862.

Aus der innigen Zufriedenheit und dem Jubel, den nur die
Ueberzeugung gibt, daß man das Beste gewählt hat, womit Sie
mir die Veränderung Jhrer Laufbahn ankündigen, würde ich schon
sagen, daß Sie recht daran thaten, wenn ich selbst nicht schon
lange gedacht hätte, Boisseräe sollte studiren. Nun es so gekom-
men ist, wünschen mein Mann und ich Jhnen herzlich Glück dazu.
Ersterer gibt Jhnen als aufmerksamer Schüler mancher Lehrstunde
das Zeugniß, daß Sie weiter kommen werden, weil Sie gerne
forschten. Von Jena bis Hamburg ist es nicht so weit, daß Sie
nicht einmal in den Ferien herüber kommen und ihm zeigen
 
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