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Ergüsse mit einem Versuch beschloß, die Vollendung des Kölner
Doms seiner hohen Bedeutung nach in meiner poetischen Prosa
darzustellen.
Lief nun unser Leben aui einen Wendepunkt binaus. so war
das nicht weniger mit den Verhältnissen unseres Freundes und
Lehrers Schlegel der Fall. Alle Aussichten zu einer angenehmen
Stelle am Rhein waren verschwunden; dagegen hatte sein Bruder
August Wilhelm in der letzten Zeit in Wien Vorlesungen über
dramatische Literatur gehalten, und bei der hochgebildeten und
vornehmen Welt dort einen Beifall, eine Theilnahme gefunden,
die ihn zu der Hoffnung berechtigten, Friedrich würde sich in Wien
als öffentlicher Lehrer und Gelehrter eine ehrenvolle Laufbahn
gründen können. Er lud ihn deßhalb ein, dorthin zu kommen,
und traf auch schon Einleitung, daß er vor demselben Kreis von
Zuhörern Vorträge über alte und neue Literatur halten sollte.
Schlegel machte im April 1808 Anstalten, Köln zu verlassen, seine
Frau sollte einstweilen bei uns bleiben; wir waren ganz mit dem
Gedanken an diese Reise beschäftigt, da erklärten Beide eines
Tages, es war am 16. April: sie seyen an diesem Morgen zur
katholischen Kirche übergetreten. Es war eine große Ueberraschung
sür uns; wir kannten zwar die entschiedene Neigung, welche
Schlegel für den katholischen Glauben und Gottesdienst gefaßt
hatte, seit langer Zeit, und sahen voraus, daß er seine Ueber-
zeugung einmal öffentlich bekennen würde, und freuten uns, ihn
mit unserer eigenen religiösen Gesinnung übereinstimmend zu wissen;
aber in diesem Augenblick, wo der Uebertritt, der reine Gewissens-
sache war, so leicht den Schein äußerer Absicht und dadurch das
widerwärtigste Aergerniß erregen konnte, war es uns schwer, die
Ausführung eines so wichtigen Schrittes zu begreifen. Beide
Freunde versicherten uns freilich, daß sie eben aus Rücksicht auf
persönliche wie auf die Zeitverhältnisse diesen Schritt ganz im
Stillen gethan, daher auch uns nicht einmal etwas davon vorher
gesagt hätten, und daß man ihnen, bis zur angemessenen Zeit,
vollkommene Geheimhaltung versprochen habe. Aber kaum war
Schlegel ein paar Tage abgereist, als die französische Kölner
Zeitung eine Nachricht brachte, die so abgefaßt war, als sey die
Handlung mit absichtlicher Oeffentlichkeit und zwar im Dvm vor-
gegangen. Diese Umstände, ja selbst der angegebene Tag war
Ergüsse mit einem Versuch beschloß, die Vollendung des Kölner
Doms seiner hohen Bedeutung nach in meiner poetischen Prosa
darzustellen.
Lief nun unser Leben aui einen Wendepunkt binaus. so war
das nicht weniger mit den Verhältnissen unseres Freundes und
Lehrers Schlegel der Fall. Alle Aussichten zu einer angenehmen
Stelle am Rhein waren verschwunden; dagegen hatte sein Bruder
August Wilhelm in der letzten Zeit in Wien Vorlesungen über
dramatische Literatur gehalten, und bei der hochgebildeten und
vornehmen Welt dort einen Beifall, eine Theilnahme gefunden,
die ihn zu der Hoffnung berechtigten, Friedrich würde sich in Wien
als öffentlicher Lehrer und Gelehrter eine ehrenvolle Laufbahn
gründen können. Er lud ihn deßhalb ein, dorthin zu kommen,
und traf auch schon Einleitung, daß er vor demselben Kreis von
Zuhörern Vorträge über alte und neue Literatur halten sollte.
Schlegel machte im April 1808 Anstalten, Köln zu verlassen, seine
Frau sollte einstweilen bei uns bleiben; wir waren ganz mit dem
Gedanken an diese Reise beschäftigt, da erklärten Beide eines
Tages, es war am 16. April: sie seyen an diesem Morgen zur
katholischen Kirche übergetreten. Es war eine große Ueberraschung
sür uns; wir kannten zwar die entschiedene Neigung, welche
Schlegel für den katholischen Glauben und Gottesdienst gefaßt
hatte, seit langer Zeit, und sahen voraus, daß er seine Ueber-
zeugung einmal öffentlich bekennen würde, und freuten uns, ihn
mit unserer eigenen religiösen Gesinnung übereinstimmend zu wissen;
aber in diesem Augenblick, wo der Uebertritt, der reine Gewissens-
sache war, so leicht den Schein äußerer Absicht und dadurch das
widerwärtigste Aergerniß erregen konnte, war es uns schwer, die
Ausführung eines so wichtigen Schrittes zu begreifen. Beide
Freunde versicherten uns freilich, daß sie eben aus Rücksicht auf
persönliche wie auf die Zeitverhältnisse diesen Schritt ganz im
Stillen gethan, daher auch uns nicht einmal etwas davon vorher
gesagt hätten, und daß man ihnen, bis zur angemessenen Zeit,
vollkommene Geheimhaltung versprochen habe. Aber kaum war
Schlegel ein paar Tage abgereist, als die französische Kölner
Zeitung eine Nachricht brachte, die so abgefaßt war, als sey die
Handlung mit absichtlicher Oeffentlichkeit und zwar im Dvm vor-
gegangen. Diese Umstände, ja selbst der angegebene Tag war