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von Kindheit aii schwache Gesnndheit mochte dazu mitgeivirkt
haben; ich fühlte mich ganz einsam und verlassen, wie einer der
auf alle Lebensfreuden verzichten und zuletzt noch froh und dankbar
seyn müsse, in der Hoffnung, Wie ein armer Bergmann ein Stück
Arbeit fördern zu können, welches die glücklichern Brüder zu Tage
bringen, weiter verarbeiten und genießen sollten, und dabei ihres
hinunter gefahrenen Gesellen liebreich gedenken würden; ich deutete
mit diesen Worten auf das mir im Sinne liegende Werk über den
Dom von Köln. Alle die höchsten Angelegenheiten des Herzens,
des Geistes und Glaubens kamen in meinen überschwänglichen
Ergießungen, bald in allgemeiner, bald in besonderer Beziehung
zur Sprache. Der tiefe Ausdruck, der wie im Leben, so in der
Kunst im Auge und im Munde liegt, wurde der Ausdruck be-
geisterter Betrachtung; Raphaels Gemälde schwebten mir dabei
besonders vor. Ein andermal drückte ich meine Bewunderung
für die umfassende Macht und Bedeutung der Musik aus; Wie
groß erschien sie mir schon in der Symphonie und der Concert-
composition, wo sie nach ihrer dreifachen Richtung, Kraft, Gewalt
und Herrlichkeit, Trauer, Wehmuth und Sehnsucht, und endlich
Freude, Lust und Jubel darstellt. Welch ein seelenvolles Leben
offenbart sich im Gesang, welch eine reiche, vielbewegte Welt
entwickelt sich in der dramatischen, welche Hoheit und Erhabenheit
in der geistlichen Musik!
Jch erkannte damals als Grundursache der Kunst überhaupt
das mehr oder weniger bewußte Streben des Menschen, nach
Gottes Vorbild, eine neue Schöpfung zu seiner Vcrehrung her-
vor zu bringen. Die Baukunst schafft einen neuen Boden, einen
neuen Wohnort, die Malerei und Bildhauerei bevölkern ihn mit
neuen Gestalten von Pflanzen, Thieren und Menschen, die Musik
endlich erfüllt ihn mit neuen harmonischen Tönen und trägt die
Lob- und Bittgesänge empor zum dreieinigen Herrn des Himmels.
Alle meine Betrachtungen über die Kunst, über die Welt-
geschichte und über den Gang des menschlichen Geistes, von den
ftühesten Zeiten bis auf die unsrige, wiesen mich auf den Auf-
schwung zum Höhern hin, den alle gebildeten Völker versucht
haben und nicht aufhören zu versuchen, gleichsam in einem un-
endlichen Bau an der Stadt Gottes auf Erden.
Es ist begreiflich, daß ich bei dieser Richtung meine begeisterten
von Kindheit aii schwache Gesnndheit mochte dazu mitgeivirkt
haben; ich fühlte mich ganz einsam und verlassen, wie einer der
auf alle Lebensfreuden verzichten und zuletzt noch froh und dankbar
seyn müsse, in der Hoffnung, Wie ein armer Bergmann ein Stück
Arbeit fördern zu können, welches die glücklichern Brüder zu Tage
bringen, weiter verarbeiten und genießen sollten, und dabei ihres
hinunter gefahrenen Gesellen liebreich gedenken würden; ich deutete
mit diesen Worten auf das mir im Sinne liegende Werk über den
Dom von Köln. Alle die höchsten Angelegenheiten des Herzens,
des Geistes und Glaubens kamen in meinen überschwänglichen
Ergießungen, bald in allgemeiner, bald in besonderer Beziehung
zur Sprache. Der tiefe Ausdruck, der wie im Leben, so in der
Kunst im Auge und im Munde liegt, wurde der Ausdruck be-
geisterter Betrachtung; Raphaels Gemälde schwebten mir dabei
besonders vor. Ein andermal drückte ich meine Bewunderung
für die umfassende Macht und Bedeutung der Musik aus; Wie
groß erschien sie mir schon in der Symphonie und der Concert-
composition, wo sie nach ihrer dreifachen Richtung, Kraft, Gewalt
und Herrlichkeit, Trauer, Wehmuth und Sehnsucht, und endlich
Freude, Lust und Jubel darstellt. Welch ein seelenvolles Leben
offenbart sich im Gesang, welch eine reiche, vielbewegte Welt
entwickelt sich in der dramatischen, welche Hoheit und Erhabenheit
in der geistlichen Musik!
Jch erkannte damals als Grundursache der Kunst überhaupt
das mehr oder weniger bewußte Streben des Menschen, nach
Gottes Vorbild, eine neue Schöpfung zu seiner Vcrehrung her-
vor zu bringen. Die Baukunst schafft einen neuen Boden, einen
neuen Wohnort, die Malerei und Bildhauerei bevölkern ihn mit
neuen Gestalten von Pflanzen, Thieren und Menschen, die Musik
endlich erfüllt ihn mit neuen harmonischen Tönen und trägt die
Lob- und Bittgesänge empor zum dreieinigen Herrn des Himmels.
Alle meine Betrachtungen über die Kunst, über die Welt-
geschichte und über den Gang des menschlichen Geistes, von den
ftühesten Zeiten bis auf die unsrige, wiesen mich auf den Auf-
schwung zum Höhern hin, den alle gebildeten Völker versucht
haben und nicht aufhören zu versuchen, gleichsam in einem un-
endlichen Bau an der Stadt Gottes auf Erden.
Es ist begreiflich, daß ich bei dieser Richtung meine begeisterten