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Boner, Ulrich; Oberbreyer, Max [Editor]
Der Edelstein — Staßfurt, Leipzig: Foerster, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.52927#0082
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78

Au Verstand da sind sie beide blind!"
Und da der Alte das ersah,
Das; Niemand gut van ihnen sprach,
Gar sehr zu seufzen er begann,
Seinen Sohn den sah er an,
And sprach: „Hör', was ich dir sage:
Ls sei, daß mich der Esel trage,
Gdcr dich, so sind wir Thoren,
Trägt er uns beide, so ist er verlor'n;
Geht er leer, so sind wir Narren;
Tragen wir ihn an einem Sparren,
So ist Niemand tauber als mir.
Darum nuu will ich rathcn dir,
Das; du thust recht und wohl;*)
Mer recht thnt, der wird Heiles voll!" —
Ghn' Strafe mag kaum Jemand bleiben,
Mer nach der Tente Rede seine Straß' thut treiben.
Mer in Lhren will besteh'»,
Der soll durch kein' Aed' absteh'n,
Er soll thun, was ihm ziemet wohl.
Die Melt ist arger Schalkheit voll,
Mie viel ein Mensch Gutes thnt,
Ls dünkt die Melt kein halbes Gnt.
Sehend sind viele Tente blind,

*) Nämlich ohne dich dabei an das thörichte Gerede der Leute zu
kehren. In der That, es steckt viel Weisheit in dieser Fabel. Die s)hrase
„Was werden die Leute sagen" dominirt leider auch heute; sie ist die
Formel, die unsere Scheinwelt ausdrückt und muß Jedem, der nach
Wahrheit strebt, tief verhaßt sein.
 
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