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Borchardt, Ludwig; Deutsche Orient-Gesellschaft [Hrsg.]
Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Abusir: 1902 - 1904 (Band 1): Das Grabdenkmal des Königs Ne-User-Re' — Leipzig, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.36919#0014
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2

Grabdenkmal des Königs Ne-user-re?.

Türpfosten ein von Ost nach West laufender, etwa i m hoher Mauerzug (Abb. 2) aus
schwarzen, oben glatt abgeschnittenen Basaltblöcken begann. Er war etwa 6 m lang, schien
auf einem Pflaster aus dem gleichen, seltenen Material aulzusitzen und an beiden Enden
gewaltsam abgebrochen zu sein. Nördlich gegenüber dem Westende dieses Mauerzuges
war in rund 2,60 m Entfernung ein ganz kurzes Stück einer gleichen Basaltmauer, die aber
die glatte Front nach Süden kehrte, sichtbar. Außerdem waren im Schutte kleine Relief-
fragmente aus weißem Kalkstein gefunden worden, welche von gleich feiner Arbeit waren,
wie die Reliefs aus Abu Gurab, dem Re'heiligtum desselben Königs Ne-user-re.
Was wir also von den Resten des sicher hier wiedergefundenen Totentempels des
Ne-user-re' hatten — Bauteile aus Basalt, Granit, rotem Sandstein, dazu feinste bemalte Kalk-
steinreliefs — wies alles darauf hin, daß dieser Tempel mit einer ungewöhnlichen Pracht aus-
gestattet gewesen sein mußte. Von Toten-
tempeln des alten Reiches wußten wir damals
herzlich wenig\ um so verlockender war es,
hier die Möglichkeit zu haben, einen solchen
zu untersuchen, der nach allen Anzeichen sorg-
fältig ausgeführt und wohl auch noch ver-
hältnismäßig gut erhalten war.
Als ich daher nach Beendigung der Gra-
bungen in Abu Gurab im September 1901
einen Bericht^ darüber zu erstatten hatte, was
in dem für die Berliner Museen bei Abusir
reservierten Gebiete noch alles zu tun wäre,
war es nur natürlich, daß ich als erste und
dringendste Arbeit die Erforschung des Toten-
tempels Königs Ne-user-re' und seiner nächsten
Umgebung bezeichnete. So allgemein aber auf Grund dieses Berichtes die Überzeugung von
der hohen wissenschaftlichen und kunstgeschichtlichen Bedeutung der vorgeschlagenen Aufgabe
war, so schwierig war die Lösung der finanziellen Frage. Eine ordnungsmäßige Durchführung
der Ausgrabung, die umfassender als die gerade abgeschlossene Arbeit von Abu Gurab werden
sollte, erforderte sehr beträchtliche Geldmittel. Das Berliner Museum, welches damals schon für
das alte Reich die erste Stellung nächst Kairo unter den Sammlungen einnahm, hatte, da wieder


Abb. 2: Längeres Stück Basaltsockel, rechts davon ein kürzeres,
links vorn ein Türpfosten aus rotem Sandstein.
(Von einer Vorbesichtigung des Grabungsfeldes.)

1) Bekannt waren damals:
Die Totentempel der 4tenDyn. bei Gise nur ihrer Lage nach (Descr. A. Bd. V, Taf. 6; L. D. I, 14) und
der Totentempel, oder vielleicht nur ein Teil desselben, des Snefru bei Medum (Petrie, Medum, Taf. 3. 4).
Der sogenannte Sphinxtempel bei Gise (Petrie, Pyramids, Taf. 6.) u. der Bau von Kasr es Sara (Schweinf urt, Wester-
manns 111. D. Monatshefte, 1893, S. 361 ff.; Brown, Fayum and Lake Moeris, Taf. 14—16; Petrie, Kahun, Gurob and
Llawara, Taf. 6.) wurden damals noch nicht als Totentempel oder Teile von solchen angesehen.
Seitdem sind außer unserem, des Nc-user-rc', hinzugekommen:
Der Totentempel des Ded-f-re' bei Aburoasch (noch nicht publiziert),
der des Nefer-er-ke'-re' bei Abusir (Mitt. d. D. O.-G. No. 18, S. 2$ ff.; No. 24, S. 25 ff.),
der der Königinmutter Iepowet bei Saqqara (noch nicht publiziert), und
der des Onnos bei Saqqara (Lageskizze in Annales du Service Bd. 2, 1901, S. 246.)
Aus dem mittleren Reich können als Vergleichsmaterial herangezogen werden:
Die Totentempel von Dahschur (de Morgan, fouilles ä Dahchur Bd. t u. 2),
die von Lischt (Gautier-Jequier, fouilles ä Licht) und
der von Howara (L. D. I, 46—48 u. Text 11 S. 11 ff, u. Petrie, Howara, Biahmuand Arsinoe, Taf. 23 m S. 4 ff.).
2) Im Auszuge später abgedruckt in No. 10 (Januar 1902) der Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft.
 
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