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Borchardt, Ludwig; Deutsche Orient-Gesellschaft [Hrsg.]
Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Abusir: 1902 - 1904 (Band 1): Das Grabdenkmal des Königs Ne-User-Re' — Leipzig, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.36919#0122
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I IO

Grabdenkmal des Königs Ne-user-re.

In den vier Räumen des Vorbaus ist wiederum, wie im Hof, noch während der Be-
nutzung des Grabes einiges geändert worden. Die kleine Tür zwischen dem südlichsten Zimmer und
dem daneben liegenden ist vermauert worden, und wahrscheinlich war es die Osttür des Süd-
zimmers auch. So hatte man wohl den eigentlichen Grufteingang schwerer auffindbar machen,
vielleicht auch noch eine Statuenkammer schaffen wollen.
Nach den in Gise noch erhaltenen Analogien ist es so gut wie sicher, daß die Kulträume
auch unseres Ziegelvorbaus mit einer von Süden nach Norden laufenden Ziegeltonne überdeckt waren.
Die Ouermauer vor der Nische der Frau wäre dabei nur als nichttragende Trennungsmauer
aufzufassen, die Wand, welche den Gewölbedruck aufzunehmen hatte, soweit er nicht gegen
die Steinmastaba ging, war die durchgehende Hoffront der Kulträume. Dieselbe ist für die
Aufnahme dieses Drucks stark genug, denn es ist zu bedenken, daß bei der eigenartigen Kon-


Abb. 8$: Die Ziegelvorbauten im Grabe des Weserke'f-'onch.

struktion ägyptischer Ziegeltonnen mit ihren schrägen, auf einander aufliegenden Wölbschichten
die Kämpfer weniger Schub bekommen als bei vertikaler Schichtenlage.
Da von dem ganzen Ziegelvorbau aber nur etwa i m hohe Wände noch stehen
(s. Abb. 8g), so können wir leider über die sicher sehr interessanten Gewölbedetails hier nichts
berichten, auch nichts über die Anlage der jedenfalls in den Stirnwänden angebrachten kleinen
Fenster, welche, wie die Gisegrabungen (s. Abb. p,S. 27) zeigten, durch ihre Gruppierung ein ganz
neues, bisher der ägyptischen Architektur für fremd gehaltenes Motiv in die Fassaden hinein-
bringen. Dies Motiv hat sich an nubischen Häusern bis auf den heutigen Tag erhalten,
nicht zum geringsten Teil aus dem Grunde, daß diese armseligen Hütten auch noch dieselbe
Gewölbeanordnung, die wir vorhin beschrieben hatten, mit allen Konstruktionsdetails bewahren.
Der Steinbau der Mastaba ist, im Innern nur aus Geröll und Schutt bestehend, im
Äußeren durch große, ausgesuchte gelbe Kalksteinblöcke verblendet (s. unten Abb. po). Das
Fundament dieser Verblendung, das nur eine flache Schicht hoch ist, könnte man mit der
unter die weiße Kalksteinbekleidung der Tempelmauern untergreifenden Pflasterschicht ver-
gleichen. Es dürfte auch ähnlich gemeint sein, und die vorstehenden Teile davon werden
wohl zum Anschluß des Nilschlammfußbodens gedient haben, mit dem die Ziegelvorbauten
gepflastert zu sein pflegen. Die Kultkammer im Steinbau ist dagegen durchgehends mit
Kalkstein gepflastert.
 
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