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Borchardt, Ludwig; Deutsche Orient-Gesellschaft [Hrsg.]
Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Abusir: 1902 - 1904 (Band 1): Das Grabdenkmal des Königs Ne-User-Re' — Leipzig, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.36919#0123
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Abschnitt III, C: Grab des Weserke'f-'onch.

I I I

Für die merkwürdige Nische aus Backstein, die mit der übrigen Ausführung der Kammer
kontrastiert, habe ich nur die schon oben (S. 27) gegebene Erklärung, daß sie einmal durch
eine Scheintür aus gutem Kalkstein hätte ersetzt werden sollen. Ähnliche vorläufige Aus-
iührungen in Ziegeln waren, wie wir später noch sehen werden, auch in großen Tempeln
das übliche.
Die im Massiv der Mastaba angelegte Statuenkammer ist wesentlich roher gebaut als
die Kultkammer. Was die von der Nordostecke dieser Statuenkammer nach Osten gehende,
nur geschichtete Wand bedeutet, vermag ich nicht anzugeben. Der über dem Nordende
der Sargkammer des Mannes gezeichnete längliche Steinkreis war von den Grabräubern an-
gelegt. Er sollte den Schutt von dem Loche abhalten, das sie durch die Kammerdecke
geschlagen hatten.
Die Sargkammer selbst, deren Grundriß und Konstruktion aus der Aufnahme ersichtlich
sind und keiner weiteren Erläuterung bedürfen, ist im Gegensatz zu den oberen Teilen der
Mastaba aus dem besten weißen Kalk-
stein errichtet. Sie ist ganz analog
den Pyramidenkammern, die wir oben
besprachen, in eine rings mit gelben
Blöcken ausgemauerte Grube hinein-
gebaut. Die Wände dieser Grube sind
noch hinter der Nord- und Südwand
sichtbar, da wo die Räuber je einen
Block der weißen Wandbekleidung
herausgerissen haben, um sich einen
Weg zu daneben vermuteten anderen
Räumen zu bahnen. Diese Einbrüche
in die Wände hielten wir zuerst für
Nischen, die dem ursprünglichen Plane
angehört und die Kanopenkästen
oder ähnliches aufgenommen hätten.
Die Dachdeckung der Kammer scheint bei den geringen Spannweiten, die sie hat, ohne
besondere Entlastungskonstruktion verlegt zu sein, wenigstens haben wir keine solche beim
Durchbruchsloch entdecken können. Wir haben aber auch nicht die Dachblöcke von oben
frei gelegt, so daß also hierüber immerhin ein Zweifel bestehen bleiben kann.
Daß der Zugang zu dieser Grabkammer von den Grabräubern in alter Zeit nicht ge-
funden worden ist und auch uns erst bekannt wurde, als wir schon in der Kammer waren,
ist ein Zeichen für die Brauchbarkeit der zu seiner Verheimlichung angewandten Methode.
Er war, wie wir das ähnlich schon bei der Pyramide des Königs gezeigt haben, durch Steine
versetzt, die so in der Außenfläche der Mastaba lagen, daß sie sich in nichts von der gewöhn-
lichen Bekleidung derselben unterschieden. Auch der Block über dem Eingang (s. Abb. 90)
war nicht etwa außergewöhnlich lang. Vielleicht hätte man durch die horizontale Fuge, welche
die beiden Verschlußsteine trennte (s. Bl. 20, W-O-Schnitt durch die Sargkammer des Mannes),
stutzig werden können. Aber solche Fugen in der Schicht sind zwar selten, aber kommen
doch auch sonst vor, ohne daß sie immer Anzeichen von dahinter liegenden Eingängen wären.
 
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