Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Borchardt, Ludwig; Deutsche Orient-Gesellschaft [Hrsg.]
Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Abusir: 1902 - 1904 (Band 5): Das Grabdenkmal des Königs Nefer-Ir-Ke-Re — Leipzig, 1909

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.30508#0072
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
58

Grabdenkmal des Königs Nefer-]r-ke3-re'.

diesen Löchern hausenden Nachkommen der alten Totenpriester des Nefer-ir-ke3-re' müssen in
den dürftigsten Verhältnissen gelebt haben; der Säulenhof des königlichen Totentempels muß da-
mals denselben Eindruck gemacht haben wie vor kaum zwei Jahrzehnten noch der große
Moscheehof des Ibn Tulun in Kairo.
Unklar bleibt, wann die Vermauerung der Zugänge des Totentempels stattgefunden
hat (s. oben S. ß8).
Im mittleren Reich muß der Tempel dann bereits völlig verfallen und mit meter-
hohem Schutt umgeben gewesen sein. Die beiden Gewölbegräber in der Südwand (f, 4),
die aus dieser Zeit stammen dürften und die mit ihrem Boden auf Tempelniveau liegen,
sind bei ihrem Einbau bereits tief unter dem damaligen Niveau des Erdreichs gewesen und
in eine ausgeschachtete Grube hineingebaut worden. Dies zeigt das Aussehen ihrer Außen-
flächen aufs Deutlichste. Vom mittleren Reich an bis in die Spätzeit ist dann das Areal
unseres Tempels ständig als Friedhof, meist für arme Leute, benutzt worden. Die Funde
aus diesem Friedhof sollen in einem besonderen Abschnitt aulgeführt werden.
Ein Bruchstück eines sehr roh eingehauenen Ramessidennamens auf weißem Kalkstein,
das zwischen Ziegeltempel und Ne-user-re'-mauer gefunden wurde, hat für die Geschichte
unseres Tempels wohl keine Bedeutung, es sei denn, daß man danach die absichtliche Zer-
störung des Kalksteinbaus in die Zeit der Ramessiden setzen wolle h
In noch späterer Zeit war auch einmal ein kleines ärmliches Hüttchen hoch oben auf
dem Schutt an der Pyramide (a, 2) erbaut. Aus dieser Periode stammen wohl die namentlich
über der Westhälfte des Tempels gefundenen koptischen Scherben.

1) Vgl. dazu Ne-user-re', S. 160 ff.
 
Annotationen