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Borchardt, Ludwig; Deutsche Orient-Gesellschaft [Hrsg.]
Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Abusir: 1902 - 1904 (Band 5): Das Grabdenkmal des Königs Nefer-Ir-Ke-Re — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30508#0086
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Der Friedhof über dem Totentempel.

Sehr bald nach dem alten Reich muß der Totentempel des Königs Nefer-ir-ke3-re' voll-
ständig in Verfall geraten sein. Denn nur so ist es zu erklären, daß bereits im mittleren
Reiche, also wohl nur wenige Jahrhunderte nach der Erbauung des Tempels, seine Stätte als
allgemeiner Friedhof für Bewohner der nächstgelegenen Ortschaften diente. Von da ab hat
das Begraben hier nicht aufgehört. Ein Blick auf den Plan, der von diesem Friedhof an-
gefertigt wurde und hier beigegeben ist (Blatt 9) zeigt allerdings, daß die Gräber des
mittleren Reiches — durch Kreuzschraffur hervorgehoben — bis auf zwei (11 und 12) den
Tempel noch respektieren. Sie liegen noch vor den Umfassungsmauern, wenn auch zum
Teil direkt im Zugang zum Tempel (7 und 8). Alle aber liegen sie so hoch, meist über
dem alten Terrain, daß es sicher ist, daß der Tempel schon mannshoch in seinem Schutte
stak, als man diese Toten versenkte. Auch die Gräber aus dem neuen Reiche — durch
einfache Schraffur gekennzeichnet —, von denen allerdings nur wenige als sicher dieser
Epoche angehörig festgestellt werden konnten, nehmen noch insofern auf den Tempel Rück-
sicht, als sie sich im Pyramidenhof anbauen. Erst in der Spätzeit dringen die Begräbnisse —
nur durch Konturen angegeben — von allen Seiten in das wirkliche Tempelgebiet ein. Mit
Vorliebe legte man sie in die dicken Ziegelmauern. Daß in der Mitte weniger oder fast gar
keine Begräbnisse gefunden wurden, liegt wohl daran, daß beim Abbruch des Kalksteinbaues
und bei späteren Grabungen im Tempelgebiet die dort ruhenden Toten hinausgeworfen
worden sind.
Die ganze Zeit hindurch, vom mittleren Reiche bis in die äußerste Spätzeit, war dieses
Totenfeld ein Armenfriedhof. Man darf also von der hier zu gebenden Beschreibung der
Grabfunde nicht viel erwarten.
Gräber des mittleren Reiches. Die ältesten Gräber hier, die aus dem mittleren
Reiche, sind leicht von den anderen herauszuerkennen. Sie haben sämtlich N-S-Richtung; der
Tote liegt auf der linken Seite, der Kopf nach N, das Gesicht nach O. Die Gräber dieser
Epoche werden hier in örtlicher Folge, an der NO-Ecke des Friedhofes angefangen, auf-
geführt und, so weit nötig, kurz beschrieben werden.
1. Reste eines rechteckigen Kastensarges ohne Beigaben (s. unten Abb. 89); östlich
daneben
2. schlecht erhaltener, rechteckiger Kindersarg, hellgelb gestrichen, ohne Beigaben
(s. unten Abb. 89); weiter südöstlich von ihm
 
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