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Borchardt, Ludwig; Deutsche Orient-Gesellschaft [Editor]
Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Abusir: 1902 - 1904 (Band 5): Das Grabdenkmal des Königs Nefer-Ir-Ke-Re — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30508#0094
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Verlauf der Grabung.

Der Arbeitsbetrieb der deutschen Grabungen in Ägypten dürfte genügend bekannt*
sein, sodaß hier nichts weiter darüber zu sagen nötig erscheint. Es muß jedoch hervor-
gehoben werden, daß allmählich die bisher durchaus zufriedenstellenden Arbeiterverhältnisse
begonnen haben sich ungünstiger zu gestalten. Die Bodenpreise in Ägypten, besonders aber
in der Nähe Kairos, sind gestiegen und mit ihnen auch die Löhne der ländlichen Arbeiter.
Dazu kam, daß andere Grabungen auf den verschiedenen Pyramidenfeldern in der Nähe
gleichzeitig mit unserer Grabung unternommen wurden, also die Nachfrage nach Arbeitern
sich mindestens verdoppelte. Es mußten also Leute aus entfernteren Dörfern herangezogen
werden, denen dann etwas höherer Lohn zu gewähren war. Die Folge davon war, daß
schließlich auch die Leute aus den näheren Ortschaften die erhöhten Sätze erhielten. Diese
betrugen in der in Frage kommenden Periode von 1907 allerdings nur 3,5 Piaster = 0,73 Mk
für den Mann und 2,23 Piaster = 0,47 Mk für den Jungen. Besonders geschulte, alte Arbeiter
erhielten entsprechend mehr. In der Periode darauf stiegen die Löhne noch bis auf 4,5 und
3 Piaster, jedoch sind Anzeichen vorhanden, daß diese Steigerung nur vorübergehend war,
und die dadurch bedingte nicht unerhebliche Verteuerung der Grabungskosten wieder nach-
lassen wird.
Wenn man es genau nehmen will, wurde bis zur fertigen Ausgrabung unseres Toten-
tempels viermal angesetzt, zuerst in den Jahren 1900 und 1903 in zwei kurzen Versuchs-
grabungen, dann 1904 und 1907 in zwei längeren Kampagnen. Dieser unwirtschaftliche
Betrieb findet seine Erklärung in einer Reihe von ungünstigen Umständen, die erwähnt
werden müssen, um es verständlich zu machen, wieso es sieben Jahre gedauert hat, bis
dieser eigentlich kleine Tempel als erledigt gelten konnte.
Die beiden Versuchsgrabungen sollten zu vorläufigen Feststellungen dienen und wurden
daher ohne Förderbahn ausgeführt, auch wurde jedesmal das Ausgegrabene wieder sorgfältig
zugeschüttet, um es gegen Zerstörung zu sichern. Die erste ordentliche Grabung wurde zu
Anfang nur neben der damals noch im Gange befindlichen Ausgrabung des Grabdenkmals
des Ne-user-re' mit geringer Leutezahl und mit einer Förderbahn ausgeführt. Der Gang
der Hauptarbeit machte es nötig, auch diese wenigen Leute bald wieder fortzunehmen. Aller-
dings konnten sie nach etwa drei Wochen auf einige Tage wieder angesetzt werden, wurden

1) S. Re'-Heiligtum S. 76 ff. und Ne-user-re" S. 163 ff.
 
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