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Borchardt, Ludwig
Das Grabdenkmal des Königs S'aḥu-Re (Band 1): Der Bau — Leipzig, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.3365#0147
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VI.

Verlauf der Grabung.

Wie es zu der Grabung kam, ist bereits oben in der Einleitung1 gesagt worden, hier
sollen nur noch in großen Zügen ihre verschiedenen Phasen beschrieben werden. Nachdem
Ende März 1907 die Versuchsgrabung bewiesen hatte, daß die Arbeit sicheren Erfolg haben
werde, wurde zuerst versucht, sie sogleich mit der Ausgrabung des Nefer-ir-ke? rec-Tempels
zu verbinden. Bald zeigte es sich aber, daß auf kein genügendes Arbeitsangebot mehr zu
rechnen war, da die Feldarbeit gebieterisch alle Arbeitskräfte aus den umliegenden Dörfern
forderte. Wir mußten uns also darauf beschränken, nur den Torbau im Tale gleichzeitig mit
dem Abschluß der Nefer-ir-kea-re'-Grabung zu beenden. Dies war wegen der im späteren
Frühjahr besonders günstigen Grundwasserverhältnisse das gegebene.

Bei der Arbeit im Torbau ergab sich dann noch eine ungeahnte Schwierigkeit, indem
sich herausstellte, daß die Parzelle, in der die stets an der Oberfläche sichtbar gewesene Ruine
lag, vor vielleicht 15 Jahren von der ägyptischen Regierung an Privatleute verkauft worden
war. Die Deutsche Orient-Gesellschaft hatte also eigentlich nicht das Recht, dort zu
graben, da die ihr vom Service des Antiquites erteilte Erlaubnis sich natürlich nur auf
Regierungsland bezog. Glücklicherweise war das fragliche Terrain im Besitze eines äußerst
entgegenkommenden Großgrundbesitzers Soliman Bey Nassif, der sich unsern Irrtum in
keiner Weise zu Nutze machte. Mit seiner Einwilligung wurde das Terrain gegen ein anderes,
der ägyptischen Regierung gehöriges Stück umgetauscht und so wieder zu Regierungsland
gemacht, so daß wir dort unter den üblichen Bedingungen weiter arbeiten konnten. Für
diese glückliche Lösung können wir den Beteiligten, in erster Linie Soliman Bey Nassif
selbst, dann den Herren vom ägyptischen Finanzministerium, insbesondere denen von der
Administration des terrains libres de FEtat, und den Herren vom Service des Antiquites nicht
genug danken.

Die Verhandlungen hierüber hatten, wenn auch nur in geringem Maße, so doch immerhin
einen etwas verzögernden Einfluß auf die Arbeit selbst. So mußten wir zufrieden sein, daß
bis Anfang Juni 1908 der Torbau fertig bearbeitet war. Den Rest hatten wir noch in dem-
selben Jahre in einer Vorkampagne zu erledigen gehofft, bevor das ganze Arbeitsmaterial
nach Teil el-Amarna geschafft werden sollte. Dies sollte etwa Ende Oktober geschehen.

1) s. 1 ff.
 
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