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2. Abschnitt.
Die Bau-Keramik des Orients im Mittelalter.

i. Kapitel.
Persien und Vorderasien.
a) VIII. bis XI. Jahrhundert.
Neben dem römischen Weltreiche gab es in den ersten Jahrhunderten unterer
Zeitrechnung in Vorderasien nur ein Culturvolk, das seit 225 vor Chr. unter
dem Herrschergeschlechte der Sassaniden geeinigte Volk der Neu-Perser. Durch
seine Herrschaft über die Euphratländer, wo unweit des alten Babylon und der
späteren Seleuciden-Rehdenz Seleucia die neue Hauptstadt Kteliphon entstand, war
dieses Volk vorzugsweise berufen, die nationalen Ueberlieferungen der alt-orientali-
schen Kunst in das Mittelalter hinüber zu leiten und neuen Aufgaben dienstbar zu
machen. Allerdings haben wir uns im Rahmen unteres Stoffgebietes mit der
sassanidischen Kunst nicht weiter zu beschäftigen, da keinerlei keramische Leitungen
von Belang aus der Zeit der Neu-Perser vorliegen; nur auf eine bedeutsame Er-
scheinung sei hier wenigstens hingewiesen, die mächtige Gewölbebaukunst, die ganz
bestimmte Constructionen und Raumanlagen gezeitigt hat, wie he nachmals für die
Kunst des Islam, wenigstens in ihrem persischen Zweige und dem davon abhängigen
islamitischen Indien, bestimmend wurden. Das bedeutendste Beispiel bleibt die
Riesenhalie des Palastes zu Ktehphon mit ihrem parabolischen Tonnengewölbe von
ca. 27 m Spannweite, erbaut unter /. um die Mitte des VI. Jahrhundertes,
bis heute der weiteste mashve Gewölberaum, den die Baugeschichte kennt. Diese
Halle und die ihr verwandten Anlagen sind die Vorbilder für jene tonnen- oder
halbkuppelgewölbten Eintrittshallen oder Portalnischen, welche vorn in voller Breite
offen, an der Rückwand mit einem niedrigen Zugang in das Innere versehen, das
charakteristische Baumotiv der persischen Moscheen, Akademien und Paläste dar-
stellen ^).
Das Reich der Sassaniden erlag in der Entscheidungsschlacht bei Nehavend
(641 nach Chr.) demAnhurm der Araber, die, durch AsMnw27;;<rass Lehre geeinigt und
fanatihrt, fast die gesammten west-ahatischen und afrikanischen Culturgebiete der alten
Welt ihrem Glauben unterwarfen.
Aus den in bedeutsamer Umbildung begriffenen spät-antiken Elementen, wie
he die Kunst jener Länder darbot, und den unter den Sassaniden fortlebenden alt-
61) Siehe: ^ /%/?. <7^ -Z?7*z?z/% zzrrA., Voi. VII, 1891.

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