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Concurrenz des billigen, farblosen, dem damaligen Geschmack mehr zusagenden
englischen Steingutes.
Der industrielle Zug der Zeit hatte in England, um die Mitte des XVIII. Jahr-
hundertes, noch ein Verfahren in das Leben gerufen, das eine billige fabrikmässige Her- FHesen.
stellung erlaubte, von ktinstlerischer Wirkung allerdings weit entfernt war. Es bestand
in der Verzierung von Fliesen mittels des Druckverfahrens auf der Glasur. Das
Verfahren wurde von in Liverpool zuerst angewendet, bald darauf im
Verein mit (Cay in Leeds weiter ausgebildet und fand rasche Verbreitung.
Zum Druck verwendete man Kupferplatten, welche statt mit Druckfarben mit
keramischen Farben eingerieben wurden. Die Fliesen wurden roth oder schwarz
bedruckt und enthalten meist Genre-Darstellungen und Landschaften in kleinem Mass-
stabe. Zahlreiche Beispiele derartiger unter dem Namen oder
c/* gehender Arbeiten bietet die Sammlung der Zzyrsy SkZvzvA??* im
South Kenhngton-Museum zu London; eine grössere Zahl ist auch im British-Museum
daselbst vorhanden.

Fig. 85.


$. Kapitel.
Porzellan.
Der edelste Zweig der neueren Keramik, das Porzellan, war im XVIII. Jahr- 165.
hundert wesentlich ein Gegenstand des Luxus geblieben. Seit es im 2. Jahr- PorzeHan.
zehnt jenes Jahrhundertes gelungen war, am sächsischen Hofe das erste europäische
Porzellan herzustellen, wurde es der Ehrgeiz sämmtlicher europäischer Ftirstenhöfe,
eigene Porzellan-Fabriken zu besitzen. Die Kostspieligkeit jedoch des Materials und
die hohen Anforderungen, die man an seine künlflerische Ausschmtickung stellte,
ergaben für einen grossen Theil dieser Anlagen dauernde finanzielle Misserfolge.
Niemals isl das Porzellan im vorigen Jahrhundert als Gebrauchsgeräth in die breiteren
Schichten auch nur des wohlhabenden Mittelstandes gedrungen. Es ist stets ein
Luxusartikel geblieben. Im XVII. Jahrhundert und zu Anfang des XVIII., als noch
keine europäische Fabrikation bestand, war man auf die Einfuhr chinehscher und
japanischer Porzellane angewiesen. Die Porzellane wurden in besonderen Porzellan-
Cabineten gesammelt; derartige Cabinete gehörten geradezu zur Einrichtung fürst-
licher Schlösset*. Das kostbare Material wurde an den Wänden auf Gestellen und
Consolen, auf Sockeln und Untersätzen in ktinstlerischer Anordnung und Auswahl
aufgestellt. So entstanden Räume von durchaus eigenthümlichem Gepräge, bei
denen indessen die Porzellane mindestens eben so sehr als decorative Bestandtheile
der Einrichtung, wie als Ausstellungsgegenstände anzusehen waren. In der That
wurde in China und Japan besondere Exportwaare im Hinblick auf den erstgenannten

-39) Facs.-Repr. nach: KNOCHENHAUER, a. a. O.
 
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