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Der Bote vom Neckar: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (2) — 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.42418#0013
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7

Wer Bote vom Xeev»r.

2.

1838.

TageSneuigkeiten.
Oistkinich soll sich ter Kölner Sache sehr aimchmen,
und bei drr Durchreise drs preußischen Gesandten von
Vuvsen durch Wien in mehreren Zusammenkünften mit
dem Fürsten Metternich darüber verhandelt worden sein,
Laß der abgesrtzte Erzbischof von Köln eine geistliche
Stelle im Orstrrrrichischen erhalten solle. — Man erin-
nert daran, daß der Erzbischof, so wie sein Bruder, Mit,
glieder einer schon vor Aufhebung des deutschen Reichs
bestehenden saclolswilio (heiligenVerbrüderung) waren,
die großenrheils aus Adeligen bestand und in den wich,
tigsten Veränderungen, beim Sturze Napoleons und bei
der belgischen Revolution, großen Einfluß ausübie-
— Nach einem Artikel aus Berlin sollen von allen
katholischen Mächten die befriedigendsten Noten einge,
gangen sein, in denen das Verfahren der Regierung
gelobt und versprochen werde, Alles aufzubirten, um
dem verderblichen hierarchischen Unwesen ein Ende zu
machen.
-- In England ist ein kritischer Zeitpunkt eingetre-
ten, und es wird sich nun zeigen, ob der englische Hof-
vnd Staatswagen auch ferner so gut kutschirt wird, als
bisher. Der Lenker der königlichen Staatskutsche hat bei
der feierlichen Eröffnung des Parlaments seinen Dienst
zum letzten Mal gerhan und mußte schon da wegenseines
hohen Alters von 80 Jahren auf den Bock gehoben wer-
den, ehe die Pferde angespannt wurde«. Es ging alles
gut, da neben jedem Pferd ein Bereiter hergeht. Die
Hauptsache wird nun bei diesem Staatswagen, wie bei
andern, sein, einen Leibkutscher zu finden, der nicht
selbst zu viel und allein fahren will. In Zukunft macht
aber das nichts mehr aus, da Anno 1838 kein Wagen
mehr umfällt. Ein Belgier und ein Engländer haben,
ohne etwas von einander zu wissen, zugleich die Erfirr-
bung gemacht, Wagen zu bauen, die nicht Umfallen.
Schon sind viele englische Landkutschen so eingerichtet
worden, und die französische Regierung hat dem Erfin-
der ein ausschließliches Privilegium ertheilt, da die Sache
sich bewährt. Unsere Enkel kommen doch überall zu kurz; sie
wissen nicht, wie ein Gesicht mit Blatternarben aussicht,
was ein schlechter Weg ist, undwieesthut,umgeworftn zu
werden.
— Daß das deutsche Licht gefährlich sei, behaupten
schon lange mehrere Leute und suchen es darum auszu-
löschen. Die Engländer sagen aber jetzt den deutschen
Lichtern, die in großer Menge nach England eingeführt
werden, nach, sie seien lebensgefährlich. In jedem rin,
zelnen Lichte soll nämlich eine Menge Arsenik, oft 72

Gran, befindlich sei«, und eine medicinische Gesellschaft
hat die R-gierung darauf aufmerksam gemacht, daß viele
öffentliche Gebäude mit solchen giftigen und schädlichen
Wachslichtern beleuchtet werden. Die Flamme dieser
Lichter ist etwas grünlich.
— Mehrere Bären haben sich neuerdings bei Grus
gezeigt. Eine Bärin und ihr Junges wurden in der Ge-
meinde Ger grtödtet.
Mainz, 29. Dez. Die Vorräthe auf unserm heuti-
gen Frachtmärkte waren sehr bedeutend, mit Ausnahme
des Waizrn hatte jedoch fast keine V-ränderung statt:
500 Mainz. M. Waizen 8 fl. 31 kr. (Zrkf. M- 7 fl. 29 kr.)

2L8
Korn
6„
44 ,,
6„ 2
/-
82
//
Gerste
53 „
4„ 23
,,
155
//
Hafer
3 „
5,,
2 ,, 43
/-
8
Spelz
3„
15,,
2 „ 57

Weißmehl 8 fl. — kr pr. 70 Kilogr. (Frkf. M. 7fl. 30 kr.);
Rvggenmehl 6 fl. 50 kr. pr. 70 Kilogr. (Frnkf. M.
6 fl.25 kr.); Weißbrod 12 kr.; Roggenbrod lO V-kr.;
Rüböl unvrrändert auf 37 ä 37 ^4 Nthlr., per Mak
35 V» Rchlr., per Oktober 1838 36 Nthlr.
Aus der Brieftasche.
Der falsche Thaler.
(Schluß.)
Das ganze typographische Corps lachte laut auf und der
CandLdat lLefunt brennendem Kopfewüthend von dannen»
Ein Setzer erbarmte sich meiner, hob mich von der Erde
auf und Verwahrte mich in seinem ledernen Beutelchen.
Am Abende desselben Tages wurde im Schauspiel-
hause Torquato Lasso von Göthe gegeben. Mein neuer
Gebieter, der Setzer, war ein ästhetischer Mensch, er
dachte bei sich selbst: Willst doch einmal probiren, ob du
für des Candrdateu falschen Thaler nicht den göttlichen
Torquato rinmhmen kannst, und wenn sie den Thaler
an der Caffa wechseln, trägt es noch etliche Maß Bier
und ein Nachtessen oben drein, welches mir nicht wrni-
ger wohl als der Taffo munden soll.
Das Haus blieb an diesem Tage ungewöhnlich leer;
an Theaterkassen pflegt man es überhaupt nicht sehr ge-
nau zu nehmen, heute zumal war der Cassierer sehr ver-
drießlich und wechselte mich ohne Anstand; ich wurde in
die Theaterkasse geworfen.
Bei der nächsten Gagenvertheilung fiel ich an Herrn
Jsolan, den ersten Heldenspieler. Ob der Mime in ge-
rader oder ungerader Linie von dem berüchtigten Kroa-
tengeneral des dreißigjährigen Krieges abstammte, dieser
weiß ich nicht Zusagen, allein so viel blieb wahr, daß
 
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