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Der Bote vom Neckar: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (2) — 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.42418#0014

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der Schauspieler mit dem Feldherr« gleichen Namens
Einiges gemein hatte, denn auch der Theater-Heros war
ei« schlechter Zahler, und rrstirte in der Stadt viele hun-
dert Lhaler.
Herr Isolan bezog von der Bühnendirektlon ein nicht
unansehnliches Garderobegeld und hatte sich von dem ge-
schickten Schuhmachermeister Pechdrath allerlei altdeutsche
und spanische Stiefel, peruvianische Sandalen und mo-
derne Schnallenschuhe machen lassen, aber der ehrliche
Pechdrath konnte von dem Heldenspieler nimmermehr
Geld erhalten.
Allein am bezeichneten Gagentage stellte sich Herr
Pechdrath wieder bei Isolan ein und war demselben
dermaßen grob, bis er endlich mich, den falschen Thaler,
als Trophäe seiner Grobheit davon trug.
Gerade in voriger Nacht hatte sein Weib dem Schuh-
macher einen jungen Pechdrath geboren, der auch sogleich,
nach hergebrachter christlicher Weise, mit dem Wasser
der heiligen Taufe überschüttet wurde. Der Herr Pfarrer,
welcher die Handlung vollzogen, bath um seine Stol-
gebühren und erhielt — mich.
Dem hochwürdigen Herr« gefiel mein Aeusseres eben
so wenig als der dumpfe Bleiklang meiner Stimme, gerne
hätte er mich refusirt und um andere Münze statt meiner,
wie ehevor der weltliche Restaurateur, gebeten, allein dem
geistlichen Herrn war der Schuhmacher zu grob, er ge-
traute sich mit diesem nicht anzubinden; des Pfarrers
Köchin, Jungfer Suschen, erhielt mich sofort zum Ge-
schenke.
Junfer Suschen hatte einen Freund, den Grenadier-
Korporal Wichsauf, aufden sie große Stücke hielt, und
eS dauerte nicht lange, so war ich des Korporals Eigrn-
thum-

Nachtrag vo
(Gastwirthschafts. Verkauf.) Der Unterzeich-
nete bietet sein an der Mosbacher Straße gelegenes, neu
erbautes Gastwirthshaus zum Hirsch, nebst circ.i 10 Mor-
gen Aeckcr und Wirsen, nahe beim Wohnhause gelegen,
meistens guter Lage, mit dem Bemerken feil, daß auch
obiges Wirthshaus einzeln abgegeben wird. Lusttragende
können beliebig sich von dem Zuverkaufenden Einsicht
nehmen.
Sattelbach, den 29. Dezember 1837.
Joh. Joseph Reichert,
Hirschwirth.
(Danksagung.) Angetrkeben vom Gefühl der Va-
tirfreuden, aufgrfordrrt von der Pflicht der Dankbar-
keit erlaube ich mirdem Herrn Amtschirurgen Schmolk

Herr Wichsauf hatte aber noch ein zweites Schätzchen/
Bärbchrn Mauskopf, auf welche er seiner Seits größere
Stücke als auf des Pfarrers Köchin hielt, und alle Ge-
schenke, welche der Korporal häufig genug von Suschen
empfing, gingen größtentheils sogleich wieder an Bärb-
chen über, und auch mich, den falschen Thaler, traf
dieses Loos.
Nebenher empfing aber Bärbchen Mauskopf von dem
Grenadier,Korporal Wichsauf noch ein ander Geschenk,
wofür sie ihm wenig Dank wußte, und der Korporal war
so eben im russischen Feldzuge erfroren, als Bärbchen
Mauskopf einen jungen Wichsauf gebar, dessen erste
unartige Handlung es blieb, die Mutter zu tödten.
Der Pflfferkuchenkräunr Gauerhönig wurde von Ob-
rigkeils wegen dem jungen verwaisten Wichsauf als Vor-
mund bestellt und demselben seines Mündels mütterlicher
Erbtheil übergeben, welcher, unbedeutsam genug, aus etli-
chen Henkel- und einem falschen Thalrr, meiner Wenig-
keit nämlich, bestand.
Das geübte Geldauge des Pfefferkuchenkrämers er-
kannte sogleich meinen schlechten Gehalt und der gottes-
fürchtige und gerechte Sauerhönig beschloß ein Erempel
zu statuiren, graulich und schauerig: Vermittelst eines
scharfen Nagels und eines schweren Hammers nagelte
mich der Barbar auf seinem Ladentische fest.
Also endete meine Laufbahn; ich leide gerechte Strafe
und wünsche als reuiger Sünder lediglich, es möcher
jedem falschen schlechten Kerl, gleichviel ob Lhaler oder
Mensch, ein gleiches Loos fallen.

Auflösung der Parabel in Nro. 1:
Jahr.

n Anzeigen.
zu Mosbach meinen lebhaftesten Dank auszusprechen für
die glückliche Heilung meines mit einem Fußübrl behaftet
gewesenen 12jährig«n Sohnes, Heinrich, das stets den
traurigen Gedanken, daß zur Abnahme des Fußes ge-
schritten werden müsse, bange sich ahnen ließ, nun aber,
Gott sei Dank, durch eine vierteljährige Behandlung
durch erwähnten Herrn Schmolk so hrrgestellt worden,
daß dieser mein Sohn zur Freude und Verwunderung
Aller vollkommen wieder gehen und seiner geraden, ge-
sunden Glieder sich erfreuen kann.
Lohrbach, den 1. Jänner 1838.
Georg Adam Gottmannl
(Verkauf.) Ein zweispänniger Kuhwagen und ein
fünfjähriges Pferd sind aus der Hand zu verkaufen. Das
Nähere beim Ausgeber dieses Blattes.

Herausgegeben und gedrukt vom Universitäts-Buchhändler August Oßwald in Heidelberg.
Ausgegeben bei dem Verleger in Heidelberg und bei Ferdinand Lemppin Mosbach.
 
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