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38 Abt Sidonius, 746—759. [39. 40.]

Jetz ist gantz ain ander zit und weit, das jettlicher gern vil gütz und wird 1
hett; dorumb werden vil hailigen usser den prelaten unser zitt, so tügen sy doch nitt
wunderbarliche zaichen.

Herrn. SIDONIUS, DER FUN FFT AßT, REGIERT XIII JARE.

746.

Umb die jar, als man zalt sibenhundert und sechs und viertzig, nach abgailg Erimberchti, ward 5
Sidonius, ain brfider in der Ow, das regiment des bistümbs zu Costentz und abtye alhie empfahen und halten.

^erz.T Und die büeher, so sin vorfar haut, behielt er im zu ainem aignen bruch sin

leben lang; och von raitzung des tüffels was er mit zwayen graven Warino und Rutharclo
rattschlagen, wie sy den hailigen Otmaruni, abt zu sant Gallen absetzen möchten,
dero vor ettlichen zitten von dem kimg Pipino abt des selben gotzhuses gesetzt was. 10

74™' Ettlich Sagen, wann Sidonius begerte die zell, das ist die abty, zu sant Gallen, so war er in ver-

'°9' tribung sant Ottmars den unrechten fürsten verwillgen, und nach irem anschlag, unwissend dem küllg

waren sy ir furnemen Volbringen, — Sydonius tratt zu der prelatur und gab den

graven gelt und ettlich gütt Sitz, — verurtailtend und verschicktend den hailigen sant Ott in am
schmachlich in ain insel des Rins, allerneclist ob Stain gelegen, da er sin end | sines lebens nach VÜ 15

gütter werck nam, sin sei zu gott für, und der Iii) in derselben insul begraben ward, wie hüt
des tags das grab erschint.

vita Uff ain zitt kam Sidonius zu Sant Gallen, allda die brüder, so dann im ongehörig waren, zu korsamy

S" a 1-ze Pflichtigen und nötten, kart in die kirchen, da sin bett ze tfind und do er allso stund vor dem hailigen bichtiger

sant Gallen, ward im ain gros gerümel in einen dermen und brodlot und walt in im wie ain siedender hafen; zu 20
hand fiel er nider, ward von sinen dienern uffgeheppt; im gieng on underlaus das derm us und daz kauft mit grossem
stank von im. Er ward gelait in ainen zuber, ylands har in die Ow gefürt; der schmack nam so bärlich zu, das
kum ettwar by im bliben mocht und in kurtzem endet er sin leben.

H/5™- HermailllUS SChribt in silier kroilic, wie er sollicher kranckhait halb vor dem altar sant

Gallen gestorben sye. 25

Ii Was geschlechts etc., ist mir nit wissend — etc. S. — 6 ain verf. d. h. Othmari, wie hernach volgt .S.

4 Herrn, contr. [9, 4].

7 Bücherverz. [8, 13], Herrn, contr. und Vita St. Galli [St. Gall. Mitt. z. vat. Gesch. XII,
75]. Zu beachten ist, wie in kurzer Zeit die Erzählung von dem Ende des hl. Othmar weitergebildet
wurde. In der alten Vita St. Othmari [St. Gall. Mitt, XII, 99] steht nur, daß derselbe auf An-
stiften der habgierigen und frankenfeindlichen Alamannen Warin und Rudhar von einem gewissen
Lantpert angeklagt und nach Bodman in Gewahrsam gebracht wurde; während nun Lantpert eine böse
Krankheit befiel, nahm sich Perathgoz des hl. Othmar an, bis ihn Gozbert, ein begüterter Mann, in
seine Gewalt brachte und ihm die Insel Stein zum Aufenthalt überließ. Die Vita St. Galli verein-
facht den Hergang dahin, daß Warin und Rudhar den Abt verurteilen, gefangen nehmen und auf
eine Insel bei Stein bringen lassen; aus der Figur des Lantpert ist Sidonius geworden; er soll das
Verbrechen der beiden nachträglich rechtfertigen und das Kloster St. Gallen einziehen; bei dem Ver-
such, dieses zu thun, befällt ihn die böse Krankheit. Herrn, contr. endlich läßt (nach späterer
St. Galler Überlieferung) den habgierigen Sidonius selbständig an dem ersten Plan teilnehmen und
später dann auf die angegebene Weise zu Tode kommen. Öhem arbeitet die beiden letzten Tradi-
tionen durcheinander. — 8 ut sine aliorum adminiculo nequaquam egredi potuisset.
 
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