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Brandt, Hermann
Die deutsche Landschaftsmalerei im Anfang des XV. Jahrhunderts — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.74266#0074
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zu Frankfurt a./M. (jetzt im Städtischen Museum dort), mit
der Darstellung der Kreuzigung als Mittelstück1, entstanden.
Thode datiert ihn um 1420. Das einzige landschaftliche Ele-
ment des Bildes, ein steil unmittelbar hinter den Figuren neben
dem Kreuz rechts aufragender, burggekrönter Bergkegel inte-
ressiert uns nur in Verbindung mit dem Figürlichen. Ein
Schimmel, zwei Reiter tragend, sprengt, perspektivisch ver-
kürzt von hinten gesehen, den links um den Berg herum-
führenden Pfad hinan. Gerade dieses Motiv kommt völlig
übereinstimmend, doch nicht mit zwei Reitern auf einem Pferd,
schon bei Jacques Coene vor, auf einem der Bilder des für
Karl VI. geschriebenen «Livre de Salmon» (Paris, Na-
tionalbibl. fran, 23279, fol. 57 b). Andererseits steht diese
Kreuzigungskomposition in unzweifelhaftem Zusammenhang mit
der Kölnischen Malerei, und diese hat das Motiv der hinter
den Kreuzen aufsteigenden Burghügel und auch der Reiter be-
sonders ausgeprägt, aber ebenfalls schwerlich unabhängig von
der Malerei im Westen.

KÖLN.

Am Mittelrhein gewahren wir also einzelne tüchtige Fort-
schritte und wir fragen uns: erhebt sich die Kölnische
Malerei in dieser Stephan Lochner vorangehenden Epoche
zu einer eindringlicheren Schilderung der Landschaft, nachdem
sie im XIV. Jahrhundert, wie wir sahen, fast völlig darauf ver-
zichtet hatte? Der noch vorherrschende Stil Meisters Wilhelms
setzt sich freilich ganz andere Ziele, als die Wiedergabe der
realen Umgebung des Menschen. Als einem bedeutsamen

1Back a. a. O. Tafel XLVI1I.
 
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