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Braun, Emil
Antike Marmorwerke: 1. u. 2. Decade — Leipzig, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.4847#0028
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10. Des Piloten Heimkehr.

Eis sind nicht immer mythische Vorstellungen gewesen, welche die Gräber verstorbener Römer schmück-
ten. In der bessern Zeit der Republik scheint man im Gegentheil den Todten häufig durch sehr
fassliche Andeutungen seiner irdischen Laufbahn geehrt zu haben. Dahin gehören besonders mehrere
Cippen, die das Handwerk des Verstorbenen bildlich schildern, dahin vor Allem das Grab des Bäcker-
pächters Eurysaces.

Der Sarkophag, der uns gegenwärtig beschäftigen soll, scheint mir auch weniger eine Allegorie
auf Diesseits und Jenseits zu enthalten, als vielmehr das unruhige, zuletzt durch Müsse und Güter
gekrönte Leben des Abgeschiedenen zu schildern.

Wir erblicken hier ein mit Waaren belastetes Fahrzeug, das der Leuchtthurm bereits zur Sicher-
heit des Hafens geleitet hat. Der Schiffsmann ist eben im Begriff, die Segel einzuziehen.

Drüben am Ufer kehrt, so scheint es, derselbe Wanderer wieder, welcher auf bequemem Reise-
wagen der Heimat zueilt. Rechts sieht man einen Meilenzeiger, der dem Pharus der andern Seite
entspricht.

Am Bord des Schiffes ist die Königin des Meeres gelagert, das Steuer schützend und glückliche
Landung gewährend; am Ufer, zu Füssen des Meilensteins, erblicken wir die fruchtreiche Tellus, die
den Heimkehrenden mit gesegnetem Schoos empfängt.

Eine verwandte Vorstellung findet sich bei Clarac, pl. 192, Nr. 352. Hier segelt der kraus-
bärtige Fährmann von dem Oceanus hinweg, der Tellus zu, welche beide mit Füllhörnern gelagert
sind unterhalb des Medaillons mit dem Brustbild des Verstorbenen, das geflügelte Frauen auf den
Händen halten. Hier ist der Sinn natürlich nur allegorisch.

Der Moment des Einziehen« der Segel ist auch auf einer Lampe bei S. Bartoli ed. Beger III,
12 vorgestellt. Das Schiff ist im Hafen bei dem Leuchtthurm angelangt. Zwei ziehen die Segel
ein, ein Dritter bindet sie am Mast fest. Am Hintertheil sitzt ein Mann, die Muschel blasend. Ich
nehme ihn für einen Boreaden, der hier mit gleicher Naivetät an den Bord des Schiffes versetzt ist,
wie auf dem Sarkophag die Figur, welche wir für Amphitrite erklärt haben, etwa zur Andeutung
günstigen Fahrwindes.

Der eben behandelte Sarkophag steht im Garten des Hauses Colonna. In den mittleren Zeiten
hat er als Brunnentrog gedient, woher die Löcher zum Abfluss des Wassers am Fuss des Leucht-
thurms. — Fast steht zu furchten, dass Forchhammer mit Hülfe ähnlicher Beispiele den Beweis führt,
alle Sarkophage seien ursprünglich Wasserbehälter.
 
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