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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0020

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I. GEGENSTAND

DEN Gegenstand der nachfolgenden Arbeit, die sich an des Verfassers »Die
liturgische Gewandung im Occident und Orient* und »Der christliche
Altar* als deren Abschluß anreiht, bildet das Altargerät, das ist die Summe
aller Geräte, welche bei den am Altar sich vollziehenden liturgischen Hand-
lungen, vor allem dem eucharistischen Opfer, in unmittelbarer oder mittelbarer,
in näherer oder entfernterer Weise zur Verwendung kommen.

Das Altargerät läßt sich in zwei Klassen scheiden, in vasa sacra, heilige Ge-
räte, und in vasa non sacra, nicht heilige Geräte. Jene umfassen alles Gerät,
welches unmittelbar mit dem Allerheiligsten in Berührung kommt. Sie werden,
damit sie für ihren Zweck gebraucht werden dürfen, vor ihrer Verwendung je
nachdem gemäß den dafür vorgeschriebenen Formularen entweder konsekriert
oder doch gesegnet. Sie sind deshalb auch heilige Geräte nicht bloß durch ihre
Bestimmung und ihre nahe Beziehung zum Allerheiligsten, sondern ebenso in-
folge der Weihe oder Segnung, die ihnen zuteil wird und durch die sie für
ihren erhabenen Gebrauch hergerichtet werden.

Die vasa sacra des lateinischen (römischen, ambrosianischen und mozarabischen) Ritus
sind Kelch, Patene, Pyxis (Ziborium), Monstranz, eucharistisches Saugröhrchen, welch
letzteres jedoch nach heutigem Brauch nur mehr bei dem feierlichen Pontifikalamt des
Papstes benützt wird. Ein dem altgallikanischen Ritus eigenes Gerät, ein gewisses Gegen-
stück zur Patene, war die Turris. Die vasa sacra in den Riten des Ostens, dem griechischen
und den orientalischen im engeren Sinne, sind Kelch, liturgische Schüssel, Behalter zur
Aufbewahrung der Eucharistie, wo diese für die Präsank tifikaienmesse, wie im griechischen,
oder für die Kommunion der Kranken, wie im griechischen, syrischen und koptischen
(abessinischen) Ritus, aufbewahrt wird, und euebaristischer Löffel zur Spendung der Kom-
munion unter beiden Gestalten.

Was außer diesen vasa sacra noch sonst an Geräten bei der Meßfeier und den sonstigen,
am Altar sich vollziehenden Handlungen zur Verwendung gelangt, zählt alles zu den vasa
non sacra. Die Beziehung derselben zu dem Allerheiligsten ist nur eine entferntere, mittel-
bare, weshalb sie auch einer Segnung nicht bedürfen und eine Vorschrift, sie vor ihrem
Gebrauch zu segnen, nicht besteht.

Die vasa non sacra sind in den lateinischen Riten zahlreich. Es sind nach heutigem Brau-
che die Kännchcn für den zu konsekrierenden Wein und das diesem beizumischende Was-
ser, die Büchse zur Aufbewahrung der zu konsekrierenden Hostien, das Löffelchen zur
Entnahme des dem Wein bei der Opferung beizumischenden Wassers, das Gerät zu den
vor und bei der Messe vorzunehmenden Waschungen der Hände, das Rauchfaß mit seinem
Zubehör, dem Weihrauchbehälter (Schiffchen) und dem Löffelchen zum Aufstreuen des
Weihrauches, das Altarglöckchen, der Weih Wasserkessel mit Wedel zur Besprengung mit
Weihwasser, das Altarkreuz, die Altarleuchter, die sog. Pax zur Übermittlung des liturgi-
schen Kusses nach dem Gebet um den Frieden vor der Kommunion in der Messe und der
sog. Asteriskus in der feierlichen Papstmesse. Nicht mehr im Gebrauch sind gegenwärtig in
den lateinischen Riten der liturgische Seiher und der liturgische Fächer.

In den Riten des Ostens ist die Zahl der vasa non sacra geringer. Meßkännchen im Sinne
des lateinischen Ritus, eine Buchse zur Aufbewahrung der zu konsekrierenden Hostien, ein
Löffclchen, mittels dessen dem zu konsekrierenden Wein Wasser betgemischt wird, Altar-
glöckchen, Altarkreuz und Kußtafel sind Geräte, die in ihnen ungebräuchlich sind. Er-
halten hat sich in ihnen, wenn auch seinem ursprünglichen Zwecke entfremdet, der litur-
gische Fächer. Besonderheiten des griechischen Ritus sind die bei der Herrichtung der zu
konsekrierenden Brotpartikel zur Verwendung kommende heilige Lanze und das sog. Zeon,
 
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