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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0059

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DRITTES KAPITEL. MATERIAL. IL NACHKAH0UNG1SCIIE ZEIT 41

vor der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts stattfand, da die Admonitio syn-
odalis nur erst Kelche aus Holz und Glas als unzulässig bezeichnet. Kelche aus
Zinn werden entweder nicht, oder doch nicht schlechthin verboten, wenn auch
im letzten Fall ihre Verwendung auf den Notfall eingeschränkt wird. Selbst
Petrus Damianos betrachtete zinnerne Kelche nicht einfachhin als unbrauchbar
zur Meßfeier, so wenig entsprechend er auch solche zu diesem Zweck hielt. (87)
In den Verordnungen bezüglich des Materials des Kelches, welche die Syn-
oden des i3. und i!\. Jahrhunderts erlassen, werden Kelche aus Holz, Glas,
Bronze und Kupfer nicht erwähnt. Eine Ausnahme macht nur die Trierer Syn-
ode des Jahres i3io: (88) Omnibus sacerdotibus nostrae Provinciae Trcviren-
sis interdicimus, ne quis eorum cum calice ligneo vel vitreo vel stannco vel plum-
beo vel de pelte (nicht Leder, wie man gemeint hat, sondern Hartzinn, englisch
pewter) vel de auricalco vel de eiectro (Bronze) infra nostram provinciam ulte-
rius celebrare praesumat. Itaque unaquaeque ecclesia calicem saltem argenteum
cum patena habeat. Als das Normale erscheinen in allen Synodalstatuten Kelche
aus Silber. (89) Nur vereinzelt werden auch nichtsilberne Kelche zugelassen,
doch bloß ausnahmsweise, und nur, wo silberne nicht zu beschaffen seien. (90)
Wenn in diesen späteren Verordnungen nie von Kelchen aus Gold die Rede ist,
so hat das seinen Grund nicht etwa darin, daß Kelche dieser Art als unzulässig
betrachtet wurden, sondern darin, daß für gewöhnlich die Mittel fehlten, Kelche
aus Gold zu beschaffen. Wo es an solchen nicht mangelte, hat man auch nach
wie vor nach Ausweis der Inventare goldene Kelche zur Meßfeier angefertigt.

Häufig ist in den Inventaren und Gabenverzeichmasen, die aus dem 9. bis zum i3. Jahr-
hundert vorliegen, von Kelchen aus Gold die Hede. Daß in den Listen der Gaben, welche die
Päpste des 9. Jahrhunderts den römischen Kirchen spendeten, solche genannt werden, kann
nicht auffallen. (91) Aber auch die Inventare außer römischer Kirchen wissen von man-
chen goldenen Kelchen zu erzählen. So verzeichnet das Inventar von Gcntula von 800 drei,
das von 83i vier solcher. (92) Ardo berichtet von goldenen Kelchen, die Ludwig der
Fromme dem heiligen Benedikt von Aniane schenkte, (93) Flodoard von einem calix maior
aus Gold, den Hinkmar um 845 hatte anfertigen lassen. (94) Andere Beispiele aus dem
9. Jahrhundert begegnen uns im Inventar von St. Trond aus dem Jahre 870 (95) und im
Testament des Grafen Eberhard von Friaul. (9G) Ein Inventar des Domes zu Monza von etwa
910 verzeichnet zwei Kelche aus Gold; (97) einen calix maior cum patena purissimo ex
auro schenkt Rothardus, Bischof von Cambrai (7 090) seiner Kathedrale. (98) Ein Inventar
der Abteikirche zu Prüm vermerkt nicht weniger denn fünf goldene Kelche, (99) je einen

(87) De ordinc eremit. (M. 145, 335) und Contra inscitiam cleric. c. 2 (I.e. 500).

(88) C. 68 (Hartzh. IV, 142).

(89) Vgl. Syn. von Oxford (1222) c. 10 (H. VII, 118); Svn. von Beziers (1246) c 31
(1. c. 412); Syn. von Lattich (1287) c. 5, n. 12 (Hartz». III, 690)"; Syn. von Excter (1287) c. 12
(H. VII, 1087) ; Lateinische Syn. von Nicosia (1298) c. 6 (]. c. 1734) ; Syn. von Cambrai (1300)
Tit. de euch. (Hartzh. IV, 71); Syn. von Vaur (1368) c. 85 (MaÜm 26, 520).

(90) Vgl. Innoeentii IV Ep. ad Otton. Card. Tusc. (1254) n. 13 (H. 1. c. S65); Syn. von
Albi (1254) c.42 (I.e. 464); Syn. von Ravenna (1311) c. 8 (I.e. 1364); Syn. von Marciac in
Spanien (1326) c.44 (I.e. 1528).

(91) Vgl. z. B. die Vita Leonis III. (795—816) n. 399, 409, 416 und die Vita Stephan!
(816—817) n. 429 (Ducti. II, 17, 26, 4d). Von einem mit Edelsteinen reich verzierten gol-
denen Kelch, den Kaiser Michael 860 dem Papst Nikolaus (885—867) verehrte, hören wir
in n. 585 (1. c. 154). (92) Chron. Cent. I. 2, c. 6; 1.3, e. 3 (M. 174. 1248, 1257).

(93) Vita s. Benedict! c.81 (M.G.SS. XV, 213).

(94) Hist. Rem. eccl. 1. 3, c. 5 (M. 135, 144). (95) Dehaissks, Doc. 13. (96) Ebd. 10.
(97) Bull. mon. 46 (1880) 464. (98) Dehaisses, Doc. 18. (99) Beyer I, 717.
 
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