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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0286

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VASA SACRA. ZWEITER ABSCHNITT. DAS Et CIIAR. SAUGRÖHROHBN

die unten mit dem Saugröhrchen durch einen Ring fest verbunden waren, soll-
ten das etwa im Schüsselchen sich sammelnde heilige Blut wieder dem Kelch
zuführen. 4,5 cm unterhalb des Schüsselchens umschloß ein kraftiger runder
Knauf alle drei Röhrchen. Zwei dornenkranzartige Henkel verbanden ihn mit
dem Schälchen. Eine Abbildung des Röhrchens hat sich bei
Berlendis erhalten. (14) Zum Purifizicren desselben diente
eine oben mit einem Knäuf chen versehene, etwa 38 cm lange
goldene Nadel. Von der gleichen Form war auch schon der in
einem Inventar Pauls III. (i534—i54o,) (15) aufgeführte,
mit Edelsteinen und der Inschrift Clemens VII. Pont. Max.
an. VI versehene calamo d'oro. (16) Er war noch vorhanden
sino agli ultimi tempi nella sagrestia pontificia, heute ist er
es jedoch nicht mehr. Um den Ausgang des i3. Jahrhunderts
hatte das Saugröhrchen, dessen sich der Papst beim Ponti-
fikalamt bediente, noch nicht die heutige Form. Wenigstens
enthält die Beschreibung der vier canuli im Inventar des Apo-
stolischen Stuhles von 1295 nichts, was auf eine solche auch
nur irgendwie hindeuten könnte. Das Saugröhrchen, das heute
bei der feierlichen Papstmesse benutzt wird, entbehrt des
Knaufes, ist aber im übrigen dem im 18. Jahrhundert ge-
bräuchlichen gleichartig. (17)

Eine reichere Ausstattung hat das Saugröhrchen anschei-
nend nur selten gefunden. Nur einmal begegnen wir im Mit-
telalter einem Röhrchen dieser Art, im Inventar des Apostoli-
schen Stuhles von 1295. Es war an beiden Seiten mit je
6 Baiassen, 6 Saphiren und 23 Perlen besetzt, wozu an einer
Seite noch ein Smaragd, an der andern ein Rubin kam. Das
Knäufchen des Röhrchens war in Filigran gearbeitet und mit
5 Baiassen sowie 5 Saphiren verziert. Ein zweites Saugröhr*
entars wies am Knäufchen Nielloschmuck auf,
eine Verzierung desselben, von der wir schon bei Theophilus
in dessen Schedula vernehmen. Die zwei andern canuli des
Inventars waren schmucklos. (18) Von den beiden Saugröhr-
chen in der Johanniskirche zu Lüneburg ist eines mit Blattwerk ornamen-
tiert. (18a) Ein eucharistisches Saugröhrchen, das Abt Suppo von Mont-
St-Michel um 10/10 für seine Abteikirche anfertigen ließ, trug die bezeich-
nende Inschrift: Hie Domini sanguis nobis sit vita perennis. (19) Von der
Inschrift auf dembeiBERLENDis abgebildeten Saugröhrchen Klemens'VII. war
schon die Bede wie auch von der eines Röhrchens zu Marienhafe, das früher bei
der lutherischen Abendmahlsfeier benutzt wurde.

Bild 19. Eudiaristi-
sche Fistula zu Mon-
te Cassino; Bild 20. chen des
Päpstliche eudiari-

stidie Fistula (nach
Berlendis).

(14) Franc, de Berlezvdis, De oblationibus ad altare (Venetiis 1743).Tfl. zu S. 148.

(15) Gay 309. (16) Gaet. Moroni, Dizionario di erudizione storico-eccles. XXV (Ve-
oez. 1844) 84. (17) Abb. in .Die kath. Kirche unserer Zeit- I (Berlin 1899) 53.

(18) Bibl. XLV (1884) 31. (18a) Kd. von Hannover III, 2, 115. (19) Mabillon, Ann.
O.S.B. IV (Paris 1707) 496.
 
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