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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0301

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DRITTES KAPITEL. BESCHAFFENHEIT 279

in Syrien mit dem andern liturgischen Gerät derselben gefunden wurden und
dem 6. Jahrhundert zugeschrieben werden, als eucharistische Löffel gedeutet.
Drei derselben weisen in der Schale ein graviertes Kreuz auf. Dazu kommen bei
einem von ihnen auf dem Ansatz des Stieles die Monogramme Thomas und
Johannes, wohl die Namen der Stifter oder früheren Besitzer, sowie hei zweien
auf dem der Löffelschale zugekehrten Ende des Stieles die Inschrift: T»5v
8socpftou bzw.Titsp sü/t);. Der vierte Löffel zeigt lediglich am Ansatz des Stieles
ein nicht zu entzifferndes Monogramm. Allein erstens ist die Echtheit der Löf-
fel gleich der der Kelche und der übrigen angeblich syrischen Fundstücke der
Sammlung Abukasem nicht frei von Bedenken, und wird man daher gut tun,
auch ihnen gegenüber jedenfalls vorsichtige Zurückhaltung zu beobachten.
Zweitens Hegt, ihre Echtheit angenommen, nichts vor, um dessentwillen man
sie als eucharistische Löffel anzusprechen hätte. Das Kreuz in der Schale
dreier der Löffel und die an drei derselben angebrachten Inschriften erweisen
sie bestenfalls als Weihegaben für irgend einen kirchlichen Zweck, nicht aber
als eucharistisch. Drittens ist die Schale der Löffel für einen eucharistischen
Löffel viel zu groß. Viertens endlich, und das ist schlechthin entscheidend,
fand im 6. Jahrhundert in Syrien bei Spendung der Kommunion ein Löffel
noch keine Verwendung und zwar weder bei den Anhängern des Konzils von
Chalcedon, den rechtgläubigen Melchiten, noch bei dessen Gegnern, den rao-
nophysitischen Jakobiten. (4) Ein Löffel mit Hornschale in der Kathedrale
zu Kiew, der dem heiligen Antonius Romanos (fn47) zugeschrieben wird,
aber wohl ebensowenig von demselben herstammt, wie die Kelche im Schatz der
Kathedrale, die von ihm herrühren sollen, (5) ist nach Form und Beschaffen-
heit zweifellos kein eucharistischer Löffel.

Weil heiliges Gerät und weil unmittelbar mit dem Allertl eiligsten in Berührung kom-
mend, empfängt der eucharistische Löffel bei den Kopten gleich dem Kelch und dem Diskos
eine Segnung durch den Bischof. Sie bestellt darin, daß dieser zunächst ein an Is. 6, 6 an-
knüpfendes Gebet über den Löffel spricht, in welchem er Gott bittet, denselben zu segnen,
ihn zu heiligen und ihn mit Kraft und Herrlichkeit zu erfüllen und dann ein Kreuzzeichen
über Um macht, bei dem er spricht: Stärke, Kuhin, Ehre und Verherrlichung sei der heiligen
Dreifaltigkeit in der einen heiligen Kirche der Stadt N. (6) Die Segnung findet sich schon
im Rituale des Patriarchen Gabriel V., reicht also zum wenigsten in den Anfang des i5. Jahr-
hunderts zurück. Aus dem koptischen Ritus ist sie mit unwesentlichen Änderungen auch in
den äthiopischen übergegangen. (7) Das griechische Euchologion bat kein Formular für die
Segnung der la^k, im russisch-griechischen wird diese zugleich mit dem Kelch gesegnet.

(4) Daß die in großer Zahl angeblich zu Kerynia auf Zypern vor etwa drei Jahrzehnten
in der Nähe eines Klosters gefundenen Löffel, die heute zum größten Teil im Besitz des
Britischen Museums sind und dem 5.-6. Jahrhundert zugeschrieben werden (Archaeologia
LVII, l [1900| 172), keine eucharistischen Löffel waren, beweist nicht nur ihre Menge —
etwa 36 —, sondern noch mehr der durchaus profane Schmuck, mit dem die Löffelschale
hei sehr vielen ausgestattet ist, wie Hasen, Panther, Löwen, Hunde u. a. Irgend ein christ-
liches Symbol zeigt keiner der Löffel. (5) Abb. in Antiquites de fempire de Russie I,
Tafel 68. (6) Resaidot, 1.e. I, 53. (7) Brightman I, 200.
 
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