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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0371

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ERSTES KAPITEL. HEUTIGER BRAUCH 349

nötig ist, nach Gebrauch von kleineren Partikelchen, die sich etwa von der
Hostie loslösten, leicht und vollständig purifizieren zu können. Wie die Mon-
stranz, so braucht auch die Lunula nicht aus Silber zu bestehen, sondern kann
laut dem vorhin angeführten Dekret der Ritenkongregation vom 31. August
1867 auch aus vergoldetem Kupfer gemacht werden. Drittens muß die Mon-
stranz so beschaffen sein, daß sie zur feierlichen Aussetzung hingestellt, zur
Erteilung des Segens benutzt sowie bei sakramentalen Prozessionen getragen
werden kann und darum mit einem passenden Ständer versehen sein, ohne den
sie ja auch unhandlich sein würde und für jene Zwecke nicht gebraucht wer-
den könnte. Auf der Spitze soll die Monstranz nach Herkommen von einem
Kreuzchen bekrönt sein, wie auch eine Antwort der Ritenkongregation vom
11. September 1847 betont. (4)

ZWEITES KAPITEL

BENENNUNGEN UND ALTER DER MONSTRANZ

Die Benennungen, mit denen man die Monstranz bezeichnete und bezeichnet,
sind im Gegensatz zu den vielen Benennungen des Ziboriums wenig zahlreich.
Begreiflich übrigens, da es sich bei ihr um ein Gerät handelt, das erst im spä-
ten Mittelalter in Gebrauch kam. Sie sind ostensorium, monstrantia, custodia,
tabernaculum, hierotheca.

1. Ostensorium ist die offizielle kirchliche Benennung des Geräts. Ein Blick
auf die zahlreichen, zumeist seine Verwendung betreffenden Entscheidungen
der Ritenkongregation bekundet das. Es wird in denselben ausschließlich osten-
sorium genannt. Im Mittelalter scheint diese Bezeichnung noch nicht gebräuch-
lich gewesen zu sein; wenigstens ist mir kein Beleg für ihre damalige Verwen-
dung in dem Sinne, den ostensorium heute im kirchlichen Sprachgebrauch hat,
bekannt geworden. Insbesondere begegnet uns in den Inventaren das Wort in
dieser Bedeutung nie. Darum findet es sich auch bei Du Cange nicht. Selbst
dem heiligen Karl Borromäus ist ostensorium als Benennung der Monstranz
noch völlig fremd. Der Regensburger Generalvikar Myller kennt dann freilich
in seinem i5qi erschienenen Ornatus ecclesiasticus den Namen ostensorium be-
reits, bemerkt aber zugleich, daß das Gerät gewöhnlich monstrantia genannt
werde, wie er es denn auch in der Folge nur mehr monstrantia nennt. (1) Die
Bezeichnung ostensorium ist demnach, wie es scheint, erst im Laufe des
16. Jahrhunderts gebräuchlich geworden. In die Volkssprache ist ostensorium
nur in Italien als ostensorio und in Frankreich als ostensoire übergegangen.
Genannt werde das Gerat ostensorium, weil in ihm der Leib des Herrn den
Gläubigen gezeigt werde, bemerkt Myller.

2. Monstrantia ist in Deutschland von jeher, das ist seit dem ersten Auftreten
des Behälters, in dem das Allerheiligste Öffentlich zur Verehrung ausgesetzt und

(4) Decret auth. n.2957.

(1) C. 17: Primum est ergo ostensorium aeu quod vulgo monstrantia dicitur.
 
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