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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0448

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426 VASA NOX SACRA. ERSTER ABSCHNITT. DIE MESSKANNCHEN

zu Rom von i^36: Duae ampullae de cristallo, de argento deaurato in capite
et pede; im Inventar der Peterskirche von 1^89: Ampullae duae cristallinae
ornatae de argento; (47) im Inventar des Kings College zu Cambridge voni452:
Item par fiolarum deauratum in corpore berell; (48) im Inventar von St-Denis
von i5o5: Deux burettes de crystal, garnyes d'argent dore, une burette de beril,
garnye d'or et de pierreries, une autre burette de crystal, garnye d'argent
dore, (49) von denen die beiden letztgenannten die von Suger der Abteikircbe
überwiesenen vascula crystallina gewesen sein mögen, die beiden ersten aber
um 1700 als Gefäße für den Wein und das Wasser galten, deren sich der hei-
lige Dionysius bei der Messe bedient haben sollte. (50) Ein Erbe aus dem Mittel-
alter dürften gewesen sein die »zwei berillen Ampollen, in silber gefaßt«, von
denen wir in einem Inventar der Pfarrkirche zu Elbing von i565 vernehmen. (51)

Daß aai Kristall und ähnlichem kostbarem Steinmaterial angefertigte Gefäße für den
Wein und das Wasser bei der Messe nicht gerade sehr häufig gewesen sein werden, ja nicht
häufig sein konnten, liegt auf der Hand. Standen doch nur in wenigen Fällen die Mittel,
die zu ihrer Beschaffung erforderlich waren, zur Verfügung, und waren zudem Kristalle,
Berylle, Achate von einer Größe, wie sie zur Herstellung jener Gefäße nötig waren, keines-
wegs alltägliche Funde.

übrigens bestand in der Regel nur der Behälter, das corpus, wie es im Inventar des Kings
College zu Cambridge heißt, aus Kristall oder Beryll, usw. Der Fuß und der Deckel, oder
wenigstens deren Fassung, der Rand der Öffnung, das Ausgußröhrchen, wo ein solches
vorbanden war, sowie meist auch die Henkel pflegten aus Metall, gewöhnlich vergoldetem
Silber, gemacht zu sein.

Gläserne Gefäße für den Wein und das Wasser bei der Meßfeier werden in
keinem der mittelalterlichen Inventare, wenigstens soweit ich diese durchzu-
sehen in der Lage war, erwähnt, auch nicht in den Inventaren des ausgehenden
Mittelalters. Daß es aber schon im späten i3. Jahrhundert solche gegeben hat,
erhellt aus der früher angeführten Verordnung der Würzburger Synode vom
Jahre 1298. Sie mögen aber selbst noch im i5. Jahrhundert sich keiner weiten
Verbreitung erfreut haben, da wir andernfalls auch von ihnen wohl wenigstens
in dem einen oder andern spätmittelalterlichen Inventar ebenso hören würden,
wie wir von ihnen in nachmittelalterlichen Inventaren lesen.

Silberne Gefäße für Wein und Wasser zum Gebrauch bei der Messe, die man mit Grund
als solche anzusehen hatte, haben sich aus altchristlicher Zeit keine erhalten, mittelalter-
liche nur wenige und zwar entstammen alle diese erst der Spätzeit des Mittelalters, so zivei
Meßkännchen zu Horb in Württemberg (Tafel 80), (52) zwei Meßkännchen in Form von
Engeln im Schatz des Münsters zu Aachen (Tafel 87), (53) zwei Kännchen in der ehemaligen
Sammlung Passavant zu Frankfurt a. M., je zwei weitere in der Pfarrkirche zu Zarnowitz
(Tafel 80) (54) und Braunsberg, (55) zwei Meßampullen in der ehemaligen von Rothschild-
schen Sammlung zu Wien, (56) ein Kännchen in der Cyriacuskirche zu Duderstadt, zwei
Prachtkannen im Nationalmuseum zu Pest (Tafel8i), (57) zwei Kännchen in der Stifts-
kirche zu Maubeuge, (58) zwei Meßkännchen zu St. Peter Port auf Guernsey, sowie zwei

(AI) MCstz 57, 114, (48) The Ecciesiologist XXI (1860) 6. (49) Omost 12.

(50) Mich. Felibies, Hist. de l'abbaye de St-Denvs (Paris 1706) 539, 541. (51) Hipler 6.

(52) Pazaurek 31 und Tfl. 29. (53) Kd. der R'heinpr. Aachen, Münster 226; vgl. auch
St. Beissel^ Kunstschätze des Aach. Kaiserdomes 10 und Tfl. XXVII. Sie sind heute auf dem
Fuß eines Scheibenreliquiars befestigt. (54) Kd. von Wootpr. I, 67 und Beitage 9.

(55) Kd. von Ostpreußen IV, 53 und Tfl. 3. (56) Mitt. XVIII (1873) 157.

(57) Pvlszky I, 81. (58) Gay 239.
 
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