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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0484

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462 VASA NON SACRA. ERSTER ABSCHNITT. SONDERGERÄTE IM OSTEN

partikel auf ihr in der vorgeschriebenen Weise angeordnet hat. Sein Zweck ist,
zu verhüten, daß das Velum, mit dem die Schüssel verhüllt werden muß, die-
selben berühre und in Unordnung bringe, weshalb er auch wie das Velum bis
zur Konsekration auf der Schüssel bleibt und erst unmittelbar vor ihr von dieser
weggenommen wird.

Im griechischen Ritus, in dem die Herrichtung der Opfergaben, die soge-
nannte Proskomidi, in ungemein feierlicher Weise vor sich geht, spricht der
Priester, wenn er bei ihr den Asteriskos auf den Diskos setzt, nachdem er ihn
zuvor inzensiert hat, entsprechend dessen Symbolik die Worte: »Und der Stern
kam und blieb stehen über dem Ort, an dem der Knabe lag (Matth. 3, 9), all-
zeit, jetzt und immer in alle Ewigkeit. Amen.«

Ein sehr hohes Alter hat die Verwendung des Asteriskos in den Riten des
Ostens nicht, vielmehr hat sich dieser erst in recht später Zeit in dieselben ein-
gebürgert, am frühesten wohl im griechischen Ritus, von dem er dann auch in
den armenischen und koptischen sowie in den der unierten Syrer überging.
Goar meint allerdings, (3) schon der heilige Jobannes Chrysostomus habe den
Asteriskos in den griechischen Ritus eingeführt, vermutlich, weil er den heu-
tigen Ritus der Proskomidi desselben für ein Werk des Heiligen gehalten hat,
während derselbe in Wirklichkeit in seiner jetzigen Gestalt erst dem späteren
Mittelalter angehört. (4) Allerdings gab es nachweislich schon wenigstens im
8. Jahrhundert im griechischen Ritus zufolge des Germanus Meßerklärung
eine Proskomidi. Allein sie war damals noch erst in ihren Anfängen. Zwar
hören wir in des Germanus Angaben über dieselbe schon von der heiligen Lanze,
mit der aus dem Opferbrot der mittlere, mit einem Stempel versehene Teil des-
selben, das sogenannte Lamm (äjivos), für die Konsekration herausgeschnitten
wurde, doch ist bei ihm vom Asteriskos noch mit keinem Wort, ja nicht einmal
andeutungsweise die Rede und so verhält es sich auch noch in der dem 10. Jahr-
hundert entstammenden Muatixr, öaiupia einer Erweiterung der Schrift des Ger-
manus, in der ein oder zwei Jahrhunderte jüngeren Commentatio liturgica des
Theodor von Andida, in einer von einem Patriarchen Nikolaus von Konstanti-
nopel herrührenden Beschreibung des Ritus der Proskomidi, (5) in einem
Briefe eines ungenannten Patriarchen von Konstantinopel an einen Paulus, er-
wählten Bischof von Gallipoli in Apulien (um 1081), in dem der Patriarch die-
sen unter anderm auch über die Weise, wie die Proskomidi vorzunehmen sei,
belehrt, (6) in dem von Pitra irrig dem Patriarchen Johannes dem Faster
(j 595) zugeschriebenen, früher schon erwähnten Fragment (7) sowie nament-
lich auch in allen älteren Formularen für die Vornahme der Proskomidi. (8)

Zum erstenmal begegnet uns der Asteriskos in dem wohl erst dem i3. Jahr-
hundert entstammenden, fälschlich dem heiligen Sophronius von Jerusalem
zugeschriebenen Commentarius liturgicus. Unter den eucharistischen Geräten,
die derselbe aufzählt und bespricht, findet sich nun auch der Asteriskos. Er
verhülle gleich den vier Lebewesen (Apok. 4,6) die himmlische Kohle (Is. 6,6) ;
(3) Euchologion graecum 121. (4) Vgl. die lehrreiche Übersicht über die Entwicklung
des Ritus der Proskomidi bei Brightmah I, 5441 (ö) A.Mai, Nova bibl. Patr.X2 (Romae
1905) 168. Der Patriarch wird Nikolaus III. (1084—1111) sein. (6) Ebd. 168.
(7) Spicileg. Solesm. TV (Paris 1858) 442. (8) Vgl. Brightmah a. a. O.
 
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