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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0487

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ZWEITES UND DRITTES KAPITEL. DIE HEILIGE LANZE. DAS ZEON 465

Miniaturlanze, daher auch ihre Benennung. Das obere Ende des Stieles endet
meist in einem Kreuz. Die Form, die das Gerät heute zeigt, hat es, wie auch der
NameÄöy^T], den es von jeher führte, klar genug andeutet, im wesentlichen zu
aller Zeit gehabt.

Bei den übrigen Riten des Ostens ist die heilige Lanze nicht in Gebrauch,
noch war sie das jemals früher. Man bedurfte ihrer nicht, weil man, wie noch
heute, die ganze Hostie, nicht bloß ihren mittleren Teil, zur Konsekration be-
nutzte. Auch in den lateinischen Riten ist nie eine heilige Lanze bei der Feier
der Messe in Benützung gewesen, wie es auch eine Proskomidi, bei der man nach
Art des griechischen Ritus aus dem Opferbrot einen Teil für die Konsekration
ausgeschnitten hätte, in ihnen nie gegeben hat. Konsekriert wurden stets die
ganzen oblatae. Zur Kommunion aber wurden die konsekrierten Hostien wie
in allen Riten, auch im griechischen, durch Brechen, nicht durch Zerschneiden
geteilt.

DRITTES KAPITEL
II. DAS ZEON

Das Zeoni^im) ein Henkelgefäß für heißes Wasser, daher auch Ospi^ptov ge-
nannt, verdankt seinen liturgischen Charakter einem eigenartigen Brauch des
griechischen Ritus. Vor der Kommunion nämlich gießt der Diakon heißes
Wasser in Kreuzform in das im Kelch befindliche heilige Blut, wobei er spricht:
»Glut des Glaubens, voll des Heiligen Geistes. Amen.« Ursprünglich bezeich-
nete Ceqv das heiße Wasser, das in dem Gefäß war, dann aber ging die Benen-
nung von jenem auch auf dieses über.

Der dem griechischen Ritus eigentümliche Brauch, dem heiligen Blut vor
der Kommunion heißes Wasser beizufügen, reicht bis wenigstens in das Ende
des ersten Jahrtausends zurück; denn er ist nicht nur um den Beginn des
i5. Jahrhunderts von Simeon von Saloniki (1) und im 12. oder noch früher
von Theodor von Andida (2) bezeugt, sondern auch schon in des Pseudo-Ger-
manusMi)oTixT|9s(up£a,(3) einer dem 10. Jahrhundert entstammenden Bearbei-
tung und Erweiterung der dem 8. Jahrhundert angehörenden Historia mystica
ecclesiae catholicae. Dagegen kennt diese letztere den Brauch noch nicht, da
sie auffallenderweise seiner keine Erwähnung tut, so daß es scheint, als ob er
im 8. Jahrhundert noch nicht bestanden hätte. Was ihn veranlaßte, läßt sich
nicht feststellen. Ein praktischer Grund war es kaum, da nicht ersichtlich ist,
welch praktischer Zweck zu seiner Einführung hätte führen können. Es waren
also wohl mystische Erwägungen, denen er seine Entstehung verdankt. Bei
Pseudo-Germanus und Theodor von Andida heißt das Gefäß, in dem sich das
heiße Wasser befand, noch nicht Csov, sondern XsßTjxiptov.

Seiner Form nach ist das Zeon ein 10—12,5 cm im Durchmesser haltender,
mit einer Handhabe versehener Napf aus Metall.

(1) De divino templo n. 94 (Mg. 156, 742). (2) Commentatio liturgica n. 36 (Mg. 140,463).
(3) Mg. 98, 449.

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