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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0525

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ZWEITES KAPITEL. MATERIAL 503

rina zu Lille von i386, (37) das Inventar des Domes zu Siena von 1467. (38)
ein Inventar von Grottkau in Schlesien von i5o,7 (39) u. a. Es waren das alles
wohl Altarleuchter. Im Dom zu Siena waren alle Altarleuchter der Seitenaltäre,
auf zwei derselben nur je einer, auf den übrigen je zwei, aus Eisen gemacht.
Sehr gebräuchlich scheinen im ausgehenden Mittelalter eiserne Leuchter in den
kleineren Kirchen Kataloniens gewesen zu sein, wie die höchst interessante,
reichhaltige Sammlung eiserner Leuchter aus Kirchen der Diözese Vieh, darunter
auch eine Reihe von Altarleuchtern von 22—5ocm Höhe, im Bischöflichen
Museum zu Vieh bekundet. Sechs schmiedeeiserne Altarleuchter aus gotischer
Zeit befinden sich in der Peterskirche zu Friesach in Kärnten. (40) Drei eiserne
Altarleuchter in Adlerform von etwa i5oo haben sich in Zaschendorf (Mecklen-
burg-Schwerin) erhalten (Tafel o4), (41) drei kunstreichst gearbeitete gotische
Altarleuchter aus Schmiedeeisen, Schöpfungen des späten i5. Jahrhunderts,
im Nationalmuseum zu München (Tafel 143 und i44)-

Altarleuchter aus Holz sollten nach der Instructio fabricae ecclesiae des hei-
ligen Karl, wie wir hörten, nur an Nebenaltären verwendet werden und auch
an diesen nur, wenn Leuchter aus Messing oder sonst einem besseren Material
nicht beschafft werden könnten. Der Regensburger Generalvikar Myller gestat-
tet hölzerne Altarleuchter nur in ärmeren Kirchen; sie sollten jedoch geziemend
bemalt sein. Hölzerne Leuchter wird man überhaupt meist nur verwendet haben,
wo man für bessere nicht die nötigen Mittel besaß. In den mittelalterlichen In-
ventaren vernehmen wir von hölzernen Leuchtern nur sehr selten — aufgeführt
werden solche z. B. in dem Inventar zweier Altäre der Kathedrale zu York, dem
des Blasiusaltares von i3op, und des Edmundsaltares von i36o, (42) sowie in
einem Inventar des Münsters zu Basel von i5ii (43) — nach dem früher Ge-
sagten (44) übrigens leicht begreiflich. Erhalten haben sich zwei bemalte höl-
zerne Altarleuchter aus dem i5. Jahrhundert in der Sammlung des Priester-
seminars zu Freising (Tafel q4). Zwei andere gleichfalls bemalte aus etwa der-
selben Zeit, von denen einer aus dem Dom zu Konstanz, der andere reich
ornamentierte aus der Kirche zu Bielitz in Schlesien stammt, gibt es im Ger-
manischen Museum zu Nürnberg; (45) weitere spätgotische Holzleuchter fin-
den sich im Weifenmuseum zu Hannover.

Häufiger hören wir in nachmittelalterlichen Inventaren von Altarleuchtern
ans Holz. So werden ihrer im Inventar von Bischofstein im Ermland von 1597
zwei, in dem von Bischofsburg drei, in dem des Weozeslausaltares des Frauen-
burger Domes einer aufgeführt. (46) Zu Dobrau (Diözese Breslau) gab es i653
sechs hölzerne Altarleuchter, zu Schmiedeberg 1677 sieben, zu Profen im glei-
chen Jahre zwei versilberte, zwei versilberte teilweise vergoldete, vier rote und
vier schwarze. (47) In der Zeit des Spätbarocks, zumal der des Rokokos, entstan-

(37t Dehaiskes, Doc. 629: 6 candeliers de fier.

(38) Ann. archeol. XXV, 263. (39) Jvngnitz I, 76. (40) Kd. von Kärnten (Wien
1889) 60. (41) Zeitschrift hl (1890) 285. (42^ Rainf, 278, 283.

(43) Mitth. der Ges. für vaterländ. Altert, in Basel IX (1862) 22: Item zwey hQltzm
gemalet Liechtetöckh, item zwey moschen (Messing) Liechtstöckh. (44) Vgl. oben S. 500.

(45) Abb. bei A.Essenwei*, Kunstdenkmäler im Germ. Nat.-Museum, Tfl.51.

(46) Hipler 35 43 45 (47) Jdkgnitz, Visitationsberichte II, 22; IV, 102, 201.
 
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