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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0573

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DRITTES KAPITEL. BESCHAFFENHEIT. III. AUSSTATTUNG 551

Händewaschungen dienenden, nicht für den Handel angefertigten Becken an-
derer Herkunft angebracht worden zu sein.

So wies von zwei ein Paar bildenden Becken im Inventar der Westminsterabtei zu London
von i388 eines auf dem Boden die Verkündigung, das andere die Apostel Petrus und
Paulus auf. Von zwei weiteren Paaren waren die Becken des einen mit den Figuren des
heiligen Petrus bzw. des heiligen Paulus verziert, die des zweiten mit einer Darstellung der
Trinität bzw. der Gottesmutter. (38) Eines der Beckenpaare in St. Paul zu London zeigte
nach den Inventaren von 12^5 und r^oa auf dem Boden ebenfalls die Bilder der beiden
Apostelfürsten. (39) Von den vielen Beckenpaaren im Inventar des Apostolischen Stuhles
war eines mit den Darstellungen der vier Evangelisten geschmückt, ein anderes mit Fi-
guren heiliger Bischöfe, die unter Tabernakeln angeordnet waren. Ein Becken enthielt ein
in Relief ausgeführtes Bild des Gekreuzigten. (40)

Zwei zusammengehörende Becken im Inventar von N.-Dame zu Paris von
i4i6 waren mit einem Emailbild der Verkündigung bzw. der thronenden Got-
tesmutter verziert. (41) Von zwei für den Gebrauch an den Hauptfesten be-
stimmten Becken zu St. Albans in England wies nach dem Inventar von etwa
iioo eines auf dem Boden eine von anderen Bildern umgebene Darstellung der
Majestas, das zweite die gleichfalls von andern Bildern umrahmte Figur Ma-
rias mit dem Jesuskind auf. (42) Auf dem Boden von zwei im Inventar der
Kathedrale zu Cambrai aufgeführten silbernen bachins ä laver war in einem
dort angebrachten Medaillon in Email der heilige Georg bzw. der heilige Mi-
chael dargestellt. (43) Indessen waren derartige Bildwerke, wie nochmals be-
tont sei, auf den zu den liturgischen Händewaschungen dienenden Becken im
ganzen nicht gerade sehr häufig.

In nachmittelalterlicher Zeit, in der das liturgische Waschgerät während der
Messe nur noch im feierlichen Pontifikalamt zur Verwendung kam, wurde es,
weil nunmehr ausschließlich pontifikales Gerät, vielfach zu einem förmlichen
Prunkstück. Becken wie Gießkanne wurden oft auf das reichste mit ziseliertem
und getriebenem Schmuck versehen, der freilich zumeist fast ausschließlich
in Ornament bestand. Mit Bildwerk wurden sie seltener ausgestattet, am mei-
sten noch das Becken, dessen breiter Rand ja auch Raum genug zum Anbringen
von Bildwerk bot. Sehr reichen bildlichen Schmuck zeigen Becken wie Gieß-
kanne eines für den Gebrauch in Pontifikalämtern bestimmten liturgischen
Waschgeräts im Dom zu Prag. Auf dem g,5 cm breiten Rand des Beckens sind
in leichtem Relief in vier breitovalen Medaillons zwischen sitzenden, eine Palme
haltenden oder die Posaune blasenden Engeln die Ecce-homo-Szene, die Kreu-
zigung, die Abnahme vom Kreuze und das Begräbnis des Herrn dargestellt, da-
zwischen in vier, von Putti begleiteten hochovalen Medaillons die vier lateini-
schen Kirchenväter. Am Bauch der Kanne sind in Flachrelief Johannes der
Täufer, die Taufe spendend, und Pilatus, die Hände waschend, wiedergegeben,
vorn getrennt durch das Wappen des Stifters, des Erzbischofs Breuner (i6q5
bis I7io), darüber an einem Fries die Brustbilder Marias, des Engels der Ver-
kündigung, des heiligen Joseph und des heiligen Johannes des Täufers. (44)

(38) Archaeoloeia LH (1890) 226. (39) Ebd. L (1887) 469, 514.

(40) Bibl. XLIII (1882) 303. (41) Revue archeol. XXVII (1874) 393. (42) Riley II, 324.

(43) Dehaisnes, Doc. 403. (44) Abb. bei Podlaha, Tfl.70 und 71.
 
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