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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0594

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572 VASA NON SACRA. DRITTER ABSCHNITT. DAS ALTARGLÖCKCHEN

una pax magna argentea aurata, smaltata cum praesepe domini cum perlis veris
et lapidibus foratis, item alia pax argentea aurata cum passione Domini nigel-
lata et cum novem perlis. (49) Im Osten Deutschlands brachte man im 16. Jahr-
hundert auf den Pazifikalien als Schmuck gern Korallen an. In den Inven-
taren der ermländischen Kirchen finden sich dafür manche Belege. (50)

Von den mit Steines und Perlen besetzten Prachtpazifikalien, die sich erhalten haben, ist
das glänzendste Beispiel die von PiusII. der Kathedrale zu Arezzo geschenkte Pax, deren
Rahmen völlig mit Edelsteinen und Perlen bedeckt ist (Tafel 118). Die Paxtafel im Dom
zu Köln weist io große Perlen, 5 Rubinen, 7 Diamanten und 1 Saphir als Schmuck auf.
Eine Pax in S. Marco zu Venedig ist am Sockel und Gebälk mit 9 großen Edelsteinen, am
bekrönenden Aufsatz mit zwei kleineren und drei außergewöhnlich großen länglichen Per-
len, die eine Art von Baldachin für die unter ihnen befindliche Halbfigur Gott Vaters
bilden, besetzt. Auch das Pazifikale im Dom zu Frauenburg war sehr reich mit Steinen
geschmückt, von denen jedoch heute viele nicht mehr vorhanden sind.

In der Regel war es nur die Vorderseite der Paxtafel, die man mit Schmuck
versah. Immerhin hat man bisweilen auch die Rückseite mit solchen bedacht,
wenn auch natürlich nicht in dem Umfang und in dem Reichtum wie die Vor-
derseite, die Hauptseite. So geschah es beispielsweise bei zwei Pazifikalien in
S. Marco zu Venedig, von denen an der Rückseite eines in Gravierung mit einer
Darstellung der Auferstehung, das andere in gleicher Technik mit einem Bilde
der Verkündigung versehen wurde, sowie bei der früher erwähnten Prachtpax
im Louvre, deren Rückseite mit zierlichem Rankenwerk in Tiefschnittschmelz
und acht gemalten Bildchen unter Kristall, vier rechteckigen und vier runden,
verziert ist. Bei der Pax im Dom zu Brixen entspricht dem an der Vorderseite
angebrachten Kruzifixus an der Rückseite ein Engel mit einer sogenannten Ve-
ronika in den Händen. Schon im Inventar des Herzogs Jean von Berry von it\i2
ist die Rede von einer auch an der Rückseite mit Schmuck versehenen Paxtafel.
Dieselbe wies dort die Figur eines Bischofs auf, dessen Mitra und Stab mit
einigen Rubinen und Perlen verziert waren. (51) Häufiger schmückte man die
Rückseite mit Bildwerk, wenn an der Vorderseite der Tafel hinter Glas oder
Kristall Reliquien eingeschlossen waren. Pacificale rotundum deauratum cum
reliquiis s. Laurentii cum cristallo aperto, habens a tergo tres imagines, scilicet
Katharinae, beatae virginis, Dorotheae; pacificale rotundum deauratum cum
reliquiis s. Wenceslai, habens a tergo agnus Dei (52) heißt es beispielsweise in
einem Inventar des Prager Domes von i5i2. Andere Beispiele begegnen uns
im Inventar der Pfarrkirche zu Bludau von 1572 und der zu Neukirch von
159,^(53)

(49) E.Müntz, Les arts ä Ia cour des Papes III (Paris 1882) 291.

(50) Vgl. z. B. das Inventar von Bischofsburg von 1597, Braunsberg von 1565, Heilsberg
von "1581, Wartenburg von 1597, Wormditt von 1584 (bei IIipler 45, 48, 61, 81, 84).

(51) Guiffrey II, 7. (52) Podlaha, App. XCVI. (53) Hipler 94, 97.
 
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