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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0655

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ERSTES UND ZWEITES KAPITEL. ALTER. BENENNUNGEN 633

Znventaren des 10. Jahrhunderts, in einem Inventar der Kathedrale zu Cler-
mont-Ferrand: Tiiniamateria I (hier Weihrauchbehälter) cum cloqueo, (7) und
einem Inventar der Kathedrale zu Nevers: Scrinium unum cum coclea de ar-
gento, (8) wenn nicht schon das offercarium pro incenso, das als ganz verein-
zelte Erscheinung in einer Schenkung Alfons' II. von 812 neben einer capsella
argentea pro incenso aufgeführt wird, (9) als Weihrauchlöffelchen aufzu-
fassen ist. Noch im 11. und 12. Jahrhundert scheint, den Inventaren nach zu
urteilen, ein Löffelchen zur Entnahme und zum Aufstreuen des Weihrauchs
wenig in Gebrauch gewesen zu sein. Dann wird die Sache jedoch anders und
bürgert sich dasselbe zu diesem Zweck bald allgemein ein. Zum Weihrauch-
behälter gehört nun regelmäßig als Ergänzung das Löffelchen für den Weih-
rauch. Die Inventaxe des späten Mittelalters bieten dafür reichlich Belege. Auch
zu Rom fand es jedenfalls jetzt Verwendung, wie das Inventar des Apostoli-
schen Stuhles von 129,5 (10) und der Ordo des Jacobus Gajetanus (11) be-
kunden.

ZWEITES KAPITEL

BENENNUNGEN DES WEIHRAÜGHBEHÄLTERS UND DES WEIH-
RAUCHLÖFFELGIIENS

Der Weihrauchbehälter führt bis in das i3. Jahrhundert verschiedene Be-
nennungen. So heißt er in den Gesta abbatum Fontanellensium (1) buticula.
im Inventar von Staffelsee um 810 busta, im Inventar von St-Trond von 870
buxta, im 6. römischen Ordo Mabillons pixis, in einem dem 12. Jahrhundert
entstammenden Inventar von Altmünster zu Mainz buxa. (2) Scrinium wird er
in einem Inventar der Kathedrale zu Nevers aus dem 11. Jahrhundert genannt,
capsella in der Schenkung Alfons'II. von 812, Capsula in einem Inventar von
Farfa von 1119, (3) cassis (= capsis) in einem Inventar der Kathedrale von
Novara von 1218, (4) alveola in einem Inventar des Domes zu Monza von
etwa 910, (5) scutella in einer Schenkung aus dem frühen 12. Jahrhundert im
Registrum von Rochester, (6) vasculam (vas) in einem Inventar von Ganders-
heim aus dem 12. Jahrhundert, (7) im Ordo Missae des Dominikanergenerals
Humberl de Romanis (8) und in den Statuten der Synode von Exeter von
1287. (9)

Eine Übertragung der Benennung des Rauchfasses auf den Weihrauchbehäl-
ter ist es, wenn dieser in einem Inventar der Kathedrale von Clermont-Ferrand
aus dem 10. Jahrhundert thymiamateria <10) und imChronicon Casinense(ll)
incensorium genannt wird. Häufiger erscheint der Weihrauchbehälter, jedoch
erst seit der Wende des Jahrtausends, unter der klassischen Bezeichnung acerra,
~t7)~Revue archeol.X (1853) 172. (8) Revue XL (1890) 247. (9) FlohezXXXVIL 313.

(10) Bibl.XLV (1884) 86. (11) C.48 (M. 78, 1153).

(1) C. 16 (M.G.S3 II 292). (2) Scrapeum XVIII (1857) 363. (3) M.G.SS.XI, 578.
(4) Hist patr. monum. Chart I, 1192. (5) Bull. momim.XLVI (1880) 314.
(6) Revue XXXVII (1887) 333. (7) Anzeiger, N.F.XX (1873) 345. (8) Lec.g 78.
(9) C 12 (H. VII, 1087: Vas ad incensum). (10) Revue archeol.X (1853) 152.

(11) L.2, e.95 (M. 173, 704).
 
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