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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0663

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VIERTES KAPITEL. III. FORM UND AUSSTATTUNG 641

Schiffchen in der Pfarrkirche zu Grefrath von 16Ö7 mit Statuetten des heiligen Augu-
stinus und der heiligen Katharina neben dem Mäste und einer Statuette der Gottesmutter
mit dem Kind auf der Spitze desselben (Tafel i3q). Ein Weihrauchbeliälter von 15S7 zu
Scheer in Württemberg besteht in einem in Silber gefaßten, mit Klauenfüßchen versehenem
Büffclhorn, ursprünglich vielleicht ein Trinkhorn. Ein Weihratichbehälter des Spätbarocks
in Gestalt einer Taube mit Klappdeckel auf der hinteren Hälfte des Rückens, der Fort-
setzung der Flügel, den man irrig als eucharistische Taube gedeutet hat, befindet sich im
Museum des Parc du Cinquantenaire zu Brüssel {Tafel i3o); alles nur vereinzelt vorkom-
mende Bildungen des Weihrauchbehälters.

Eine ornamentale Ausstattung hat man im i^., i5. und frühen 16. Jahrhun-
dert dem Weihrauchbehälter nur ausnahmsweise gegeben und auch dann be-
schränkte sich der Schmuck, den man ihm gab, für gewöhnlich auf graviertes
Blattwerk, gravierte Wappen oder in Gravierung ausgeführte Heiligenfiguren,
wie bei einem der Schiffchen im Schnütgenmuseum, mit denen man die Ober-
seite des Deckels des Behälters versah. Der Fuß erscheint nur selten ornamen-
tiert. Eine so glänzende Ausstattung, wie sie das Weihrauchschiffchen im
Louvre (Tafel i38) zeigt, mit Steinen durchsetztes Rankenwerk auf den den
Deckel und den Rand des Behälters einfassenden Friesen sowie auf den vier
Bändern, welche die Randumrahmung desselben mit dem Ständer verbinden,
Nischen mit Heiligenstatuettchen rings um den zwischen Fuß und Behälter ein-
geschalteten Schaft und vier Löwchen mit Wappenschild als Träger des vier-
paßförmigen, mit Zacken zwischen den Pässen versehenen Fußes, dürfte den
gotischen Weihrauchschiffchen nur sehr selten zuteil geworden sein. Reicheren
Schmuck als die gotischen des späten Mittelalters weisen die Limoger Weih-
rauchschiffchen des i3. Jahrhunderts auf, vor allem auf dem Deckel und auf
dem Fuß, auf denen er in Email ausgeführt ist. Das Ornament besteht vor-
nehmlich in dem bekannten Limoger Rankenwerk, doch auch wohl in Halb-
figuren von Engeln, den Evangelistensymbolen, in vereinzelt angebrachten Stei-
nen oder einem in der Mitte der beiden Deckelhälften angebrachten, mit einer
phantastischen, in Durchbrucharbeit ausgeführten Tierfigur gefüllten, buckei-
förmigen Rundmedaillon, wie solche auch sonst auf den Schöpfungen der Li-
moger Schmelzwirker des öfteren vorkommen, das der Seiten des Behälters und
des Fußes in geometrischen Motiven. Übrigens entstanden auch noch im
ii- Jahrhundert Weihrauchschiffchen mit Emailschmuck auf dem Deckel. So
verzeichnet das Inventar Karls V. von 1879 eine navette d'argent doree ä k an-
geloz esmaillez qui encensent, (17) das Inventar des Herzogs Jean von Berry
von i4oi une navette d'ancienne forme d'argent dore, le couvercle esmaille de
plusieurs ymages (18) und ein Inventar von S. Francesco zu Assisi von i43o
eine navicula cum duabus smaltis figuratis ymaginibus b. Francisci et b. Cla-
rae, (19) um von in Email ausgeführten Wappen, wie sie in den Inventuren als
Schmuck des Deckels verzeichnet werden, abzusehen. Doch handelt es sich bei
dem Email dieser Schiffchen wohl nicht mehr um Limoger Grubenschnielz,
sondern um den späteren durchsichtigen Schmelz.

Häufig wurden die W?eihrauchschiffchen wieder in der Zeit des Barocks mit
Ornament bedacht und zwar entsprechend den jeweiligen Schmuckformen bald
~(17J7.abarte, n. 1004. (18) Gwffrey II, 756. (19) Arch. Franc. VII (1914) 316.

BRAlTf, DAS CHRISTLICHE ALTARGERÄT tl
 
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