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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0668

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646 VASA NON SACRA. DRITTER ABSCHNITT. DER UTVRG. FÄCHER

nach bereits wenigstens zu Beginn des 7. Jahrhunderts auch Fächer dieser Art
gab. Ein vor etlichen Jahrzehnten zu Stüma im Bezirk von Aleppo gefundener
liturgischer Fächer aus Silber, der heute im Besitz des Ottomanischen Mu-
seums zu Konstantinopel ist und auf Grund der ihm eingepunzten Marken der
Zeit um 600 zugeschrieben wird, bestätigt, seine Echtheit vorausgesetzt, diese
Vermutung (Tafel i4o)- Er hat einen Durchmesser von 25 cm, ist mit einem
kurzen, zum Einstecken in eine Handhabe bestimmten Stiel versehen und be-
steht aus einem runden Mittelfeld, dem ein von zwei Rädern begleiteter sechs-
flügeliger Seraph eingraviert ist und einer, aus einem Kranz von sechzehn Päs-
sen gebildeten Umrahmung, die in jedem Paß als Schmuck eine gravierte
Pfauenfeder aufweist. Die gravierten Teile des Fächers sind vergoldet. (35) In
der späteren Zeit dürften die liturgischen Fächer im Osten regelmäßig aus
Metall, zum Gebrauch bei feierlichen Gelegenheiten bestimmte aus Silber her-
gestellt worden sein.

2. Form des Fächers. Über die Form der Fächer wissen uns die schriftlichen
Quellen zu keiner Zeit etwas zu sagen. Nur einige Fächer, die sich aus der Ver-
gangenheit erhalten haben, zumeist nachmittelalterliche, sowie eine Anzahl von
Bildwerken mit Darstellungen des liturgischen Fächers geben uns über sie Aus-
kunft. Wie aus ihnen hervorgeht, hatten die Fächer gewöhnlich die Form einer
mit mäßig langer Handhabe versehenen runden Scheibe. Dieser Art sind vier
von Rohaul t de Fleury veröffentlichte Fächer (36) sowie der auf Tafel 1.^0
wiedergegebene Fächer aus Karlowitz. Rund ist auch der Fächer auf den Mi-
niaturen des früher erwähnten syrischen Pontifikales in der Nationalbiblio-
thek zu Paris. (37)

Immerhin kamen auch Fächer anderer Form vor. So zeigt der vorhin er-
wähnte altsyrische Fächer die Form eines Sechzehnpasses. Zwei von Rohault
de Fleury veröffentlichte Fächer aus Ghelath setzen sich aus fünf Rundschei-
ben zusammen, einer mittleren und vier, die dieser mittleren über Kreuz ange-
fügt sind. (38) Ein Quadrat, aus dessen Seiten Halbkreise herauswachsen,
stellen dar zwei auf einem Mosaik in der Kathedrale zu Kiew wiedergegebene
Fächer (39) sowie zwei zu Putna befindliche, laut Inschrift vom Woywoden
Stephan VI. (i456—i5o/t) geschenkte Fächer, (40) einen achteckigen Stern
zwei Fächer auf einer Miniatur eines georgischen Evangeliars. (41) Zwei Fä-
cher in der Kathedrale zu Seres bestehen aus einer Rundscheibe, um die, teil-
weise in sie einschneidend und durch Zwischenräume, die von einem spitzen
Kleeblattbogen abgeschlossen werden, voneinander getrennt, sich sechs Kreise
lagern (Tafel i4o). (42)

(35) Revue arcbeol. IV serieXVII (1911) 401 nebstAbb. (36) LamesseVI,Tfl.490,493,494.

(37) Vgl. oben a. 31. Wenn bei Roh. VI, Tfl. 489 unter den liturgischen Fächern auch
ein aua Pfauenfedern bestehender Wedel in Form eines Büschels abgebildet ist, der uns
auf einer Miniatur einer griechischen Handschrift des 9. Jahrhunderts in der Nationalbi-
bliothek zu Paris (Ms. grec. 510) begegnet, so ist zu bemerken, daß es sich bei demselben
nicht um einen liturgischen, sondern um einen profanen Gegenstand handelt. Dargestellt
ist auf der Miniatur nämlich, wie jemand mit ihm einem Kranken Kühlung zufächelt.

(38) La messe VI, Tfl. 490. (39) Ron. IV, Tfl. 259. (40) Revue XXXIV (1884) 33 nebst
Abb. und H. Gi.f ck, Die Christ. Kunst des Ostens (Berlin 1928) Tfl. 131. (41) Roh. VI,
Tfl. 489. (42) N. P. Kondakov, Makedonija (St. Petersburg 1909) 155f., 165 f. nebst Abb.
93, 94, 103, 104.
 
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