Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 1): Bewegungsapparat — Berlin, Heidelberg, 1921

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.15149#0314
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Skelettstrahlen und Elemente des Karpus und Tarsus. 303
Abb. 158 b gibt ein Schema (nach Gegenbaue), nach welchem man sich Da? Zen-

träiG und

die weitere Fortsetzung der 5 Skelettstrahlen in die proximale Karpal- und interme-
Tarsalreihe und in den Stiel der Extremität hinein gedacht hat. Man nennt dium
der Lage nach das Xavikulare: Radiale und das Triquetum: Ulnare. Für
die Rekonstruktion der zwischen beiden liegenden Strahlen sind in Abb. 157 b
zwei neue Elemente, Centralia, eingeführt, und das Lunatum ist zwischen den
Knochen des Unterarmes gezeichnet (deshalb der Xame In ter nie dium für
dasselbe in der vergleichenden Anatomie). Zentralia gibt es bei vielen Rep-
tilien und Säugern in Ein-, Zwei- oder Mehrzahl. Der menschliche Embryo hat
regelmäßig ein typisches Karpalelement dieser Art als Knorpelkern (Abb. 157b).
Es verschwindet allerdings später (zuerst ventral und oft ganz); individuell
kann es als Appendix des Xavikulare bestehen bleiben (Abb. 157c). Das andere
Postulat des Gegenbaub sehen Schemas ist er-
füllt bei niederen Tetrapoden (Amphibien, Rep-
tilien), bei welchen 3 Elemente zum Unterarm
gehören: außer Ulna und Radius das partiell
zwischen ihnen liegende Intermedium. Es rückt
nachträglich ganz in die proximale Karpalreihe ein.

Xerv 2 Herv 1

Nerv 2 Nerv 1
/ i____- Gabelung

\///\

I \ ,■ Gürtel

Gürtel

Gabelung

Hunierns (Femur)

Gabelunc — l\ V. V r> j • ✓n..^.

VMi K a diua I ibia

Lunatum ^

Ulna (Fibula

[ (Talus)
^ariculare carpi '

^ Centralia (Naxieulare tarsi)

Piriforme-----UOVtf jT>\r\ ''

Gabelung----i\ V /fW '/\tfb**§x) ' "l;'i,"ni" 1

Triquetrum Calcaneus) -'" ( U UVX A*\ — tfultangulum minut

'''aw \\r\m 1 uneiforme 11

,_ , ., lAU'U \\ V Kapüatum Cnnei-

Bamattm (Cuboideum. ■ / l »W\ \\ \ forme |n

Postaxial -£^7 O

v. iv. rn. n. i. v. rv. in.

Abb. 158. Skelettstrahlen der vorderen (und hinteren) Extremität. Schema. Dorsalansieht, a) poiy-
daktyle Extremität (Brustflosse eines Haiembryo, Acanthias). Von den drei Basalia, welche dem Schulter-
gürtel ansitzen, ist das dem Humerus vergleichbare schwarz konturiert, die beiden für höhere Tiere nicht
in Betracht kommenden sind mit ihren strahlen gestrichelt. Von den schwarz konfluierten Strahlen sind die
mit I—V bezeichneten den 5 Eingern der Pentadaktylier vergleichbar. Von den zahlreichen Nerven sind nur
2 gezeichnet. Jeder Xerv gabelt sich in einen dorsalen Ast für die Flossenheber und einen ventralen Ast für
die Flossensenker (letzterer punktiert; vgl. die Muskulatur Abb. 125). b) pentadaktyle Extremität (Kom-
bination nach den im Text mitgeteilten Befunden am Karpus der Reptilien und Säuger). Xerv 1 folgt der
gleichen Skelettreihe wie in Abb. a (1. Seitenstrahl: Radius, Xavikulare, Multangulum maju«, Daumen; die
vorausgehenden Strahlen von Abb. a existieren in Abb. b nicht). Die Achse der Fischflosse, welche durch
Strahl V zu denken ist, fällt in Abb. b in den Kleinfinger (siehe dazu Text S. 304). Das Pisiforme liegt an

Stelle des postaxialen Skelettstückes in Abb. a.
Xerv 1 entspricht demjenigen Teil des Plexus brachialis, der sich gabelt in den dorsalen Xervus radialis
(ausgezogen) und den ventralen Xervus medianus (gestrichelt). Vgl. Xervengabel in Abb. 15lia und Verlauf

des X. radialis, Abb. 15Gb und Abb. 152.
Xerv 2 ist am besten am Bein des Menschen realisiert: er entspricht dort dem Xervus ischiadicus, der sich
oberhalb der Fibula teilt in den X. peronaeus (ausgezogen) und den X. tibialis (gestrichelt). Das Haupt-
kabel des Ischiadikus liegt am Oberschenkel ventral, trotzdem es dorsale Xerven enthält (Abb. 152a). Ähn-
liches kommt bei Reptilien auch am Oberarm vor (sog. X. crassus). Man stoße sich deshalb nicht daran, daß
in Abb. 152 der Xerv am Oberarm und Oberschenkel auf entgegengesetzten Seiten liegt; es entspricht das der

tatsächlichen Lage beim Menschen. ?

Auf Grund des genannten Materials ist ein Vergleich der Skelettstrahlen
des Karpus und Tarsus mit der Fischflosse wohl durchführbar. In Abb. 158a
sind diejenigen Strahlen, welchen die.pentadaktyle Extremität entspricht, durch
schwarze Konturen hervorgehoben. Das Skelettstück, welches sie mit dem
Gürtel verbindet, ist dem Humerus vergleichbar. Man braucht sich nicht auf
jedes Detail des in Abb. 158 gegebenen Vergleichs festzulegen, aber im wesent-
lichen ist die genetische Ableitung möglich.
 
Annotationen