ÜBER DIE METOPEN IM ALLGEMEINEN. I97

Ein grosser Theil des Stoffes, aus welchem eine solche Einsicht sich bilden
sollte, ist uns zwar, durch Zerstörung so vieler Metopen, unwiederbringlich
verloren gegangen. Aber genug ist übrig, um uns, mit Beihülfe historischer
Überlieferung und wohl begründeter Induction, eine ziemlich richtige Vorstel-
lung vom Ganzen zu gewähren. Wir werden daher zuerst alles, was von den
92 Metopen noch erhalten wurde, vorführen, und zwar mit genauer Angabe
der Quellen woher unsere Runde von jeder einzelnen Platte geflossen, und mit
der Bestrebung alle bis jetzt unerklärte Vorstellungen zu deuten. Erst wenn
diese Übersicht sämmthcher Bildwerke des äusseren Frieses uns gelingen
möchte, wird es am Ende erlaubt seyn, einige, für historische Ansicht des Gan-
zen nicht unwichtige Resultate aufzustellen. Denn der Weg, auf welchem Viele
heut zu Tage lustwandeln, um so genannten grossartigen Ansichten eher als ge-
nauer Erforschung des Einzelnen nachzugehn, schien mir immer ein sehr ge-
fährlicher, weil am Ende desselben, nur zu oft, nicht Einsicht sondern Irrthum
gefunden wurde. So wie in der Natur selbst alles Erhabene nur durch innige
Verbindung und treues Zuthun aller Theile entsteht, so kann auch, dünkt
mich, in unserem menschlichen Wissen, eine wahrhaft grosse und allgemeine
Ansicht nur aus klarem Verstehen des Einzelnen der Sache hervorgehn.

XLV.