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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0043
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I. Die Sage und die ältesten KünsÜergruppen bis gegen Ol. 60.

39

nicht ursprünglich sondern als von der Kunstthätigkeit abgeleitet dem Daedalos
an die Seite stellen wollte.

Unabhängig von den kretischen Meistern, aber ihnen etwa gleichzeitig,
finden wir in Sparta:

Syadras und Chartas. Von ihnen, so wie von ihrem Schüler Eucheiros
aus Korinth, den wir mit dem Plasten Eucheir um die 30ste Ol. nicht ver-
mischen dürfen, wissen wir indessen nichts, als was oben bei Gelegenheit
Klearchs aus Pausanias (VI, 4, 4) angeführt worden ist.
Endlich setzen wir in diese Epoche noch:

Bathykles aus Magnesia, welcher den Thron des Apollo zu Amyklae
errichtete und mit einem Cyclus von Kunstvorstellungen schmückte; wegen der
Vollendung desselben aber die Chariten und ein Bild der Artemis Leukophryne
weihtei). Pausanias scheint über Zeit und Lehrer des Künstlers keine be-
stimmte Meinung gehabt zu haben: er sagt, dass das Bild des Gottes selbst
nicht von Bathykles, sondern alt und ohne künstlerischen Werth sei (ov avv
T*/J!i Tie-notiiLtEvuv). Aus mythologischen Gründen haben Voss a) und Welcker3)
den Künstler etwa in die oOste Olympiade gesetzt. Andere wollten eine Zeit-
bestimmung in der Angabe des Pausanias *) finden, dass die Lakedaemonier
das Gold, welches ihnen Kroesus für den Apollo Pythaeos auf dem Berge Thornax
schenkte, zum Schmuck des berühmteren amvklaeischen verwendeten. Die
allgemeine Bezeichnung eg xöoiiov gewährt aber noch nicht die Gewissheit, dass
damit die Errichtung des Thrones gemeint sei. Dagegen hat die folgende Ar-
gumentation Silligs grosse Wahrscheinlichkeit für sich: Karien, wo Magnesia
!ag, ward von Alyattes oder Kroesus dem lydischen Reiche unterworfen ;')- Die
Künstler von Magnesia, an deren Spitze Bathykles stand, da eine Anzahl der-
selben mit ihm in Amyklae arbeitete, fanden zunächst an dem kunstliebenden
Hofe des Kroesus noch hinlängliche Beschäftigung. Als aber Lydien von den
-Medern unterjocht wurde, wanderten viele Griechen theils nach Italien und Gallien,
theils nach Griechenland selbst aus. Bei dem Verhältnisse des Kroesus zu
Lakedaemon hat es also nichts auffälliges, wenn eine Schaar Künstler sich
dorthin wendete, wo gerade damals die Kunst in Ansehen stand. Bathykles
'ebte demnach etwa Ol. 60, was der Annahme von Voss und Welcker ziemlich
nahe kommt. Nehmen wir dazu, dass der Thron wahrscheinlich aus Holz und
andern Stoffen zusammengesetzt war, so passt auch dieses für die angenommene
Zeit, in der gerade spartanische Künstler durch Arbeiten in dem gleichen Ma-
teriale sich auszeichneten.

Die Beschreibung des Thrones selbst bei Pausanias hat hauptsächlich ein
kunstmythologisches Interesse. Die Gestalt wird nur kurz und in solcher Weise
berührt, dass wir uns ein klares Bild davon zu entwerfen nicht im Stande sind.
Die Statue sass nicht, sondern stand in der Mitte des vom Throne wahrschein-
üch nur auf drei Seiten umschlossenen Raumes. Rings herum (wohl an den
Seiten) waren noch mehrere von einander gesonderte Sessel aufgestellt. Die

!) Paus. III, 18, 9 sqq. Die Artemis Leukophryne scheint nach Münzen von Magnesia
(Müller u Oesterley D. a. K. I. f. 14) der ephesisehen aucli in der äusseren Hildung verwandt
KU sein. *) Mvth. Briefe II, 188. 3) Zeitschrift f. a. K. S. 283. ') III, 10. 8; vgl.
Herod. I, 0!). Ä) Vgl. Clinton fasti p. 298.
 
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