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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0042

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Die Bildhauer.

Wegen ihrer Lehrer und ihres Schülers Kallon muss ihre Thätigkeit zwi-
schen Ol. 60—70 fallen. Ihr Vaterland ist uns unbekannt. Nach dem Schul-
zusammenhange dürfen wir aber voraussetzen, dass sie, wie die vorhergehenden,
der Gruppe peloponnesischer Künstler angehören. Nur von einem ihrer Werke
haben wir genauere Kunde, dem Apollo in Delos l). Athenagoras2) fügt zu
diesem noch eine Artemis, welche von den anderen Gewährsmännern nicht ge-
nannt wird, aber darum doch noch nicht als eine Erdichtung zu verwerfen ist.
51 — Der Apollo hielt nach Pausanias 3) die Chariten auf seiner Hand. Plutarch 4),
der aus Antikles (oder richtiger aus den Deliaca des Antikleidasi und aus Istros
(ev rcüg knifavelaiQ) schöpft, giebt die Attribute derselben an : die beiden äusseren
hatten die Leier und die Flöten, die mittlere hielt die Syrinx an den Mund,
die Rechte des Gottes endlich führte den Bogen. Die weitere Nachricht, das
Bild sei so alt, dass die Künstler den Meropern zur Zeit des Herakles angehören
sollten, können wir füglich unbeachtet lassen. Nachbildungen der Statue hat
man auf einem geschnittenen Stein und auf Münzen von Athen wiederzufinden
geglaubt.&) Doch lassen sich daraus über die Eigenthümlichkeiten des Styls
keine bestimmten Schlüsse ziehen, sowohl wegen der Kleinheit, als auch wegen
der Freiheit solcher Nachahmungen, die sich z. B. in der Gemme so weit er-
streckt, dass die Chariten nackt und ohne Attribute gebildet sind, gerade wie
in den späteren Marmorgruppen. Die Haltung des Apollo ist die gewöhnliche
alter Götterbilder; die Arme sind fast gleichmässig ausgestreckt und die Last
des Körpers auf beiden Beinen gleichmässig vertheilt.

An die Schule des Dipoenos und Skyllis knüpfen wir passend an, was
wir sonst von Künstlern wissen, welche in dieser Epoche im Peloponnes thätig
waren. Cheirisophos gehört, wie jene, zu den kretischen Daedaliden. „In
Tegea ist ein Tempel des Apollo mit einem vergoldeten Bilde des Gottes.
Cheirisophos machte es, ein Kreter von Geschlecht; sein Zeitalter indessen und
seinen Lehrer kennen wir nicht. Der Aufenthalt des Daedalos in Knosos beim
Minos verschaffte aber auf längere Zeit hin den Kretern auch in der Verfertigung
der Noana Ruhm. Neben dem Apollo steht Cheirisophos aus Stein gebildet.-'
Paus. VIII, 53, 8. Der Apollo scheint also ein vergoldetes Holzbild gewesen
zu sein, und der Stoff somit der hergebrachte für alte Götterbilder, während
für das Bild des Künstlers, wo die Wahl frei stand, der Marmor den Vorzug
52 erhielt. Da nun Pausanias den Künstler als einen Abkömmling der kretischen
Daedaliden betrachtet, Dipoenos und Skyllis aber in gleicher Stellung sowohl
durch Marmorarbeit berühmt wurden, als auch die kretische Kunst nach dem
Peloponnes verpflanzten, so dürfen wir vielleicht annehmen, dass Cheirisophos
etwa in gleicher Zeit von Kreta nach dem Peloponnes gewandert sei. Uebrigens
Hesse sich kaum etwas einwenden, wenn jemand den Namen des Künstlers als

x) Paus. II, 32. 5. -) leg. pr. Chr. 14, p. Ol. :!) IX, 35, 3. In wiefern sich diese
Stelle aus l'hilostr. vit. Apoll. III, 3 (?) verbessern lasse, wie Müller (Dor. I. S. 353) behauptet,
vermag ich eben so wenig wie Sillig zu bestimmen. ') de raus. III, p. "2081 Steph. •>) Vgl.
Müller Hdb. 8 86.
 
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