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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0278

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274

Die Bildhauer,

|Ueber einen späteren Leochares s. unter den attischen Künstlern der rö-
mischen Periode.]

Trotz dieser zahlreichen Angaben über die Werke dieses Künstlers sind
wir nicht im Stande, uns von seiner Persönlichkeit ein bestimmtes Bild zu ent-
werfen. Der Ganymed und der Krämerbursche sind die einzigen Werke, welche
eine gewisse Eigenthümlichkeit verrathen; da sie indessen neben einer ganzen
Reibe von Götter- und Portraitstatuen stehen, so würde es zu gewagt sein, aus
ihnen allein den Charakter des Künstlers bestimmen zu wollen.

391 Sthennis

aus Olynth gebürtig, wie Pausanias (VI, 16, 8) angiebt. Obgleich Plinius (34, 51)
ihn in die 113te, den Leochares in die 102te Olympiade setzt, so haben wir
doch beide Künstler bereits als Zeit- und Kunstgenossen kennen gelernt. Werke
von seiner Hand waren nach Plinius (34 , 90) „Geres, Juppiter, Minerva im
Tempel der Goncordia zu Rom, ferner weinende Matronen, Betende und Opfernde."
Besonders berühmt aber war die Statue des Heros Autolykos, des Gründers
von Sinope, welche Luculi in Folge der Einnahme dieser Stadt nach Rom ver-
setzte: Strabo XII, p. 546; Plut. Luc. 23; Appian Mith. 83. Dass an dieser,
wie an dem athenischen Familienmonumente Sthennis wahrscheinlich in Gemein-
schaft mit Leochares arbeitete, ist schon bei Gelegenheit des letzteren bemerkt
worden. Pausanias führt von ihm die Statuen zweier eleiscben Knaben an,
welche zu Olympia im Faustkampfe gesiegt hatten, des Ghoerilos und des
Pyttalos: VI, 17, 5; 16, 8. Letzterer inachte sich auch als Richter über Grenz-
streitigkeiten der Arkader und Eleer bekannt; doch lässt sich daraus über die
Zeit, in welcher er lebte, nichts scbliessen1). Endlich sah Spon in der Villa
Mattei zu Rom eine Basis mit folgender Inschrift:

AIHN (DIAOZOCDOL ECDEIIOZ
EOENNiL EnOlEI

Dieser Dion ist weiter nicht bekannt. Die Inschrift und vielleicht auch das
Werk, auf welches sie sich bezieht, war aber eine Copie römischer Zeit; vgl.
meinen Aufsatz über das Imperfectum in Künstlerinschriften, Rhein. Mus. N. F.
VIII, S. 235.

Neben Sthennis mag sogleich
H e r o d o t o s

als Olynthier und sein Zeitgenosse genannt werden. Tatian (c. Gr. 53, 54,
p. 116 sq. Worth) führt als seine Werke Statuen der Phryne, der Iletaere
Glykera und der Psaltria Argeia ah.

Die übrigen athenischen Künstler.

Die Söhne des Praxiteles.
Als „Sohn des Praxiteles und Erben seiner Kunst" nennt Plinius 36, 24

392 den Kephisodotos, neben welchem in der chronologischen Uebersicbt (34, 51)
Timarchos angeführt wird. Dass sie Brüder waren, erfahren wir nur aus
Pseudo-Plutarch (Vit. X orat. Lycurg). Sie also haben wir zu verstehen, wenn

!) Vgl. Krause Olympia S. 368.
 
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