Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0378

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
374

Dio Bildhauer.

banden sind und im Kunsthandel des Alterthums leicht aus Griechenland nach
Etrurien eingeführt werden konnten.

Die Künstler der I56sten Olympiade.

In der chronologischen Uebersicht der Künstler bemerkt Plinius (34, 52),
dass nach Ol. 121 in der Entwickelung der Kunst sich eine Lücke finde, und
neues Leben erst Ol. 156 wieder entstanden sei. Damals hätten folgende, im
Verhältniss zu den früheren freilich untergeordnete, aber doch als tüchtig an-
erkannte Künstler gelebt: Antaeos, Kallistratos, Polykles, Athenaeos, Kallixenos,
Pythokles, Pythias, Timokles. Von diesen sind

Antaeos, Kallixenos, Pythokles sonst unbekannt. Eben so

Pytheas, sofern er nicht mit dem Maler aus Bura in Achaia (Steph.
Byz. s. v. Bovga) identisch sein sollte.

Kallistratos wird ausserdem von Tatian (c. Graec. 55, p. 120 Worth)

536 genannt als Künstler der Statue einer uns unbekannten Euanthe „£i> neginäta
rsxovffa". Ich vermuthe, dass vielmehr Euadne, die Tochter des Poseidon und
der Pitane, gemeint ist, welche, von Apollo schwanger, beim Wasserholen den
Gürtel ablegte und den Jarnos gebar: Pind. Ol. VI, v. 66 u. d. Schol.

Athenaeos ist wahrscheinlich kein Künstler, sondern bezeichnet nur
Polykles als Athener. Die Fragen aber, welche sich an den Namen dieses
Künstlers knüpfen, sind sehr verwickelter Natur; und die letzten Untersuchungen
über dieselben von Bergk *) haben leider diese Verwirrung, anstatt sie zu lösen,
nur vermehrt, indem sie auf Behauptungen beruhen, welche in eben dem Maasse
falsch und unbegründet sind, als sie zuversichtlich, ja fast gebieterisch aus-
gesprochen werden. Dadurch bin ich zu einer ausführlicheren Auseinander-
setzung gezwungen, in welcher ausser von Polykles des Zusammenhanges wegen
zugleich noch von einigen andern Künstlern gehandelt werden muss:

Polykles, Timokles, Timarchides und Dionysios.

Die Nachrichten der Alten, welche bei der Bestimmung der Zeit und des
Familienzusammenhanges dieser Künstler in Betracht kommen, sind die folgenden.
Plinius berichtet (36, 35): „In dem Tempel des Apollo bei dem Porticus der
Octavia ist das Bild des Apollo mit der Gither von Timarchides; innerhalb
dieses Porticus im Tempel der Juno machte das Bild der Güttin Dionysios, ein
anderes derselben Göttin Polykles, die Venus an demselben Orte Philiskos (von
dem noch mehrere Bildwerke auch im Apollotempel sich fanden), die übrigen
Bilder Praxiteles (oder Pasiteles). Derselbe Polykles und Dionysios, der Sohn
des Timarchides (filius nach Cod. Bamb., filii nach andern), machten den Jup-
piter in dem zunächst stehenden Tempel." Die hier genannten Künstler bilden
offenbar eine zusammengehörige Gruppe. Künstler des Namens Polykles aber
gab es nach Plinius zwei, den einen um Ol. 102, den andern Ol. 156 (34, 50 u. 52);
und es fragt sich also, von welchem hier die Rede ist.

Pausanias kennt einen Polykles, Schüler des Stadieus, aus Athen, den

537 Künstler einer Statue des Amyntas, Sohnes des Hellanikos aus Ephesos, welcher

i) Zeitsclir. f. Altw. 1845, S. 788.
 
Annotationen