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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0116

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1 \2

Die Bildhauer.

Dritter Abschnitt.
Die griechische Kunst in ihrer höchsten geistigen Entwickelung.

Fhidias. *)

Phidias nannte sich in der Inschrift des Zeusbildes zu Olympia einen
Athener von Geburt und Sohn des Charmidesi). Da aber die Eleer seinen
Nachkommen die Sorge für die Reinigung dieses Bildes erblich übertragen

158 hatten, und diese der Athene Ergane als ihrer Schutzpatronin opferten -'), ausser-
dem auch ein Neffe3) des Phidias, Panaenos, Künstler war, so hat man ge-
schlossen , dass die Kunst in seiner Familie erblich gewesen sei, und er durch
dieselbe im Zusammenhange mit den alt-attischen Daedaliden gestanden habe.
Doch wird er nicht, wie es wohl bei andern Künstlern vorkommt, Schüler seines
Vaters genannt. Seine Lehrer waren vielmehr Hegias und Ageladas. Denn
Hegias, den Zeitgenossen des Kritios und Nesiotes, können wir jetzt mit ziem-
licher Sicherheit an die Stelle des unbekannten Hippias setzen, nachdem aus
den Handschriften des Dio Chrysostomus4) neben inirov, innov auch die Lesart
?;7iou bekannt geworden ist, welche deutlich auf 'Hyiov (HHOY, HFIOY hin-
weist. Die Schule dieses seines Landsmannes mochte Phidias früh verlassen
haben, angelockt durch den grösseren Ruhm des Argivers Ageladas, dem ja
auch die ausgezeichnetsten unter seinen Zeitgenossen, Myron und Polyklet, ihre
Bildung verdankten &J.

Ueber das Leben des Phidias haben wir mannigfache Nachrichten: doch
lassen uns dieselben über den Beginn seiner Laufbahn fast ganz im Dunkeln,
und beziehen sich meist nur auf die Zeit seiner höchsten Blüte und seines Endes,
so dass sich erst von da aus ein Rückschluss auf den Anfang machen lässt.

Pliniusu) setzt den Phidias in die 83ste Olympiade, also in die Zeit un-
mittelbar nach Kimons Tode, in welcher Perikles die Geschicke des athenischen
Staates ausschliesslich zu lenken begann. Mit ihm und durch ihn erhielt Phi-
dias eine ähnliche bevorzugte Stellung auf dem Gebiete der attischen Kunst").
Damals mochte man an den Bau des Parthenon Hand anlegen, über welchen
Phidias die Aufsieht führte. An dem Bilde für diesen Tempel arbeitete er
Ol. 85, 2S); in dem folgenden Jahre, vielleicht am Feste der Panathenaeen, ward

159 es geweiht9). Später noch fällt die Vollendung des berühmtesten Werkes, des

*) 0. Müller de Phiiliae vita et operibus. <Jott. 1827. Preller in der Hallischen
Encyclopaedie III, 22, S. 165—203. Paus. V, 10, 2. 2) Paus. V, 14, 5; vgl. VI, 26, 3.
3) adtltoi&ovs, wofür auch adtXtpbs gesetzt wird; vgl. Preller S. 165. 4) or. LV, tom. II,
\i. 2*2 Keiske; vgl. die Ausgabe von Kmperius. :'J Sein.]. Arist. ran. v. 504, Suid. s. v.
IUäias. Tzetzes Chil. VII, 154; VIII, 192. «) 34, 49. 7) Plut. Per. 13. 8) Euseb. h.a.
vgl. Syncell. ]>. 198 A. 9) Schol. Arist. pac. 604 aus Philochorus; vgl. fr&gm. p. 54 ed.
Lenz et Siebeiis. Die Verbesserung teil &eo<ttönou «p/ovrof anstatt IlvOuäömov ist beson-
ders durch Müller § 17 vertheidigt worden.
 
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