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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0272

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21 is

Die Bildhauer.

Die zunächst auf den äusseren Sinn wirkende Kunst sollte auch diesen Sinn
reizen, ihn durch Genuss befriedigen. Diesen Forderungen konnte sich natürlich
auch eine sonst so strenge Kunstschule. wie diejenige des Potyklet war, auf
die Länge nicht entziehen; ja blicken wir auf die geringe Zahl von argivischen
und sikyonischen Künstlern, welche nach den unmittelbaren Schülern desselben
bis auf Lysipp angeführt werden, so scheint sie es fast schon zu lange gethan
zu haben und in Gefahr gewesen zu sein, gänzlich in Vergessenheit zu gerathen.
Wenn wir also nicht umhin gekonnt haben, in der Entwickelung der Kunst
durch Lysipp, soweit wir den Maassstab der höchsten geistigen Forderungen
anlegten, ein Herabsteigen, ein Sinken zu erkennen, so müssen wir doch eben
so bereitwillig ihm das Verdienst zugestehen, in vollendetster Weise die Formen
gefunden zu haben, durch welche jenen neueren Ansprüchen genügt werden
konnte, ohne das Wesen der Kunst selbst aufzugeben; und unter diesem Gesichts-
punkte leugnen wir nicht, dass Lysipp selbst den gewaltigsten Geistern der
vorigen Periode als ebenbürtig an die Seite gestellt zu werden verdient.

Genossen des Skopas.

Es ist bereits angeführt worden, dass Skopas am Mausoleum mit mehreren
anderen Künstlern gemeinschaftlich arbeitete. Nach Plinius (36, 31) waren von
seiner Hand die Sculpturen an der Ostseite; die im Norden von Bryaxis, im
Süden von Timotheos, im Westen von Leochares; das marmorne Vier-
383 gespann auf dem Gipfel von Pythis. Vitruv (VII. praef. § 12) nennt als
Genossen des Skopas Leochares, Bryaxis, Praxiteles, denen von Anderen noch
Timotheos hinzugefügt werde.
Pythis.

Er ist als Bildhauer sonst nicht bekannt. Vielleicht aber ist er identisch
mit dem Phyteus, welcher nach Vitruv (1. 1.) über das Mausoleum schrieb, wie
es scheint, weil er selbst dessen Architekt war; oder mit dem Pyteus, welchen
ebenfalls Vitruv (IV, 3, 1) unter den Architekten anführt, die sich gegen die
Anwendung der dorischen Ordnung für den Tempelbau erklärt hatten. Die
Verschiedenheit der Schreibung des Namens bei Vitruv kann in sofern wenig-
stens nicht gegen diese Annahme geltend gemacht werden, als sie noch keines-
wegs als gesichert angenommen werden darf.
Timotheos.

Plinius (36, 32) nennt als sein Werk eine Diana im palatinischen Apollo-
tempel zu Rom, welcher Statue Auianius Euander einen neuen Kopf aufsetzte
(caput reposuit). Bei einem Ares zu Halikarnass schwankten nach Vitruv (II, 8, §*11)
die Angaben zwischen Timotheos und Leochares. Dagegen legt ihm Pausanias
(II, 32, 4) ein Bild des Asklepios zu Troezen bei, welchen man dort für Hip-
polyts ausgab. Da wir endlich nur den einen Künstler dieses Namens kennen,
so dürfen wir auch den Erzgiesser bei Plinius (34, 91), welcher Athleten, Be-
waffnete, Jäger und Opfernde bildete, für dieselbe Person halten.
Bryaxis

aus Athen (Clem. Alex, protr. 14 Sylb.). Seine Theilnahme an den Arbeiten
für das Mausoleum muss in seine Jugendzeit fallen; denn er machte auch eine
 
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