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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0206

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202

Die Bildhauer.

Messene.

Nur zwei Künstler aus diesem Lande sind uns bekannt. Die Kunstrichtung
des einen verbietet uns aber, ihn mit den übrigen Künstlern des Peloponnes
gemeinsam zu behandeln.
Damopho n.

Pausanias, dem wir allein die Nachrichten über diesen ausgezeichneten

288 Künstler verdanken, nennt ihn den einzigen Messenier. welcher in der Bildung
von Götterstatuen Würdiges geleistet habe: VIII, 31, 10. Werke von seiner
Hand befanden sich zu Messene, Aegion und Megalopolis. Wir beginnen die
Aufzählung mit denen in seiner Vaterstadt: Paus. IV, 31. Ein merkwürdiges
Bild der Göttermutter, aus parischem Marmor, § 6. Die Artemis La-
phria, § 7; sie war, wie die Vergleichung einer andern Stelle (VIII, 18, 7)
lehrt, jagend dargestellt. Im Tempel des Asklepios viele und besonders
sehenswerthe Bilder, § 10, nemlich: eine Gruppe des Gottes und seiner Kinder,
d. h. wahrscheinlich seiner Söhne Machaon und Podaleirios, welche auch in dem
§ 12 beschriebenen Gemälde des Omphalion dargestellt waren. Von dieser Gruppe
abgesondert standen die Bilder des Apollo, der Musen, des Herakles, der Stadt
Theben, des Epaminondas, der Tyche (etwa der Stadtgöttin von Messene?) und
der Artemis Phosphoros. Diese Werke waren aus Marmor, bis auf das stählerne
Bild des Epaminondas, welches auch nicht von der Hand des Damophon war.

Zu Aegion befand sich ein Bild der Eileithyia, oben vom Haupte
bis auf die Füsse mit einem dünnen Schleier (vfda^ari Xsnrcfj verhüllt, ein
Noanon bis auf das Gesicht und die hervortretenden Theile der Hände und
Füsse, welche aus pentelischem Marmor gebildet waren. Von den Händen war
die eine gerade ausgestreckt (gg ev&v fxrerarat), die andere hielt eine Fackel
empor. — Nicht weit von dem Heiligthume der Eleithyia war ein anderes des
Asklepios, und darin die Bilder des Gottes und der Hygieia, Werke des
Damophon nach der iambischen Inschrift der Basis: VII, 23, 5—7.

Besonders reich an Werken dieses Künstlers war aber Megalopolis, VIII, 31,U
Am Ende einer Säulenhalle befand sich ein heiliger Bezirk der grossen Göttinnen,
der Demeter und Kore, oder, wie die Arkader sie nennen, der Soteira.
Vor dem Eingange stehen in erhobener Arbeit auf der einen Seite Artemis, auf
der andern Asklepios und Hygieia. Von den grossen Göttinnen ist die
Demeter ganz aus Stein, an der Soteira ist die Bekleidung aus Holz gebildet;
gross ist jedes der Bilder wohl fünfzehn Fuss. . . . (Hier findet sich eine Lücke
im Texte, die wegen des Folgenden wahrscheinlich so auszufüllen ist: „sie sind
Werke des Damophon-, worauf Pausanias fortfährt:) und vor ihnen stellte er

289 Mädchen von geringer Grösse auf, in Röcken, welche bis auf die Knöchel her-
abreichen ; auf dem Kopfe trägt jede von ihnen einen Korb mit Blumen. Man
sagt, es seien die Töchter des Damophon; andere, welche etwas Göttlicheres
in ihnen vermuthen, halten sie für Athene und Artemis, welche mit der
Persephone Blumen lesen. Auch ein Herakles steht neben der Demeter,
etwa eine Elle hoch. Diesen Herakles nennt Onomakritos in seinen Ge-
sängen einen der sogenannten idäischen Daktylen. Davor steht ein Tisch)
auf dem in Relief zwei Hören, Pan mit der Syrinx, und Apollo, die Gither
 
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