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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0026

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22

Die Bildhauer.

älteres Werk schwerlich ausscheiden lassen. Ferner aber arbeitet Smilis in
Gemeinschaft mit Theodoras und Rhoekos am Labyrinth in Lemnos. wodurch
wir nochmals auf späte Zeit, auf die fünfziger Olympiaden, hingewiesen werden.
Diese Verbindung mit samischen Meistern erscheint aber um so wichtiger, als
sie uns zu der Vermuthung drängt, dass auch das Herabild zu Samos erst in
dieser späten Zeit entstanden sein möchte, in welcher, wie anderwärts berichtet
wird, Rhoekos und Theodoras den Tempel der Göttin bauten. Will man sich
endlich auf den Namen des Künstlers berufen, in sofern die Bildung desselben
aus der bestimmten Art der Kunstübung mehr einem halb mythischen, als dem
historischen Zeitalter anstehe, so genügt es auf Stesichoros hinzuweisen, der ja
auch nach Ol. 40 seinen ursprünglichen Namen Tisias mit dem seines Standes
vertauschte 1).

Bei unbefangener Prüfung unserer Quellen zeigt sich demnach kein
Hinderniss, alles, was wir von Smilis wissen, auf eine einzige Person zu be-
ziehen, deren Thätigkeit zwischen die 50 und üOste Ol. fällt. Smilis kann also
nicht die ganze Sippschaft alt-aeginetischer Bildschnitzer bezeichnen, wie Dae-
dalos und ot a7iö jJaiSäXuv die attischen: und in der That finden wir auch
weder Smilides im Plural, noch Schüler und Nachfolger des Smilis, noch auch
die egyaola Alytvala ausdrücklich auf ihn zurückgeführt. Er steht für sich;
und seine Bedeutung für uns liegt nur darin, das er der erste bekannte Künstler
aus Aegina ist, von dem allerdings gelten wird, was wir sonst von aeginetischer
Kunst wissen. Das Wesentlichste enthält eine Glosse des Hesychius: Alywr}ti*a
iovcc tovc aviißeßijy.örai; uvögidviac. Der Gegensatz gegen die attischen Werke
müsste also darin liegen, dass die Aegineten die geschlossenen Füsse der alten
29 Götterbilder noch lange beibehielten, während die Attiker sie lösten und aus-
schreiten liessen. Das künstlerische Verdienst aber konnte demnach nur in der
Feinheit der Ausführung, nicht, wie bei den Attikern, in der lebensvolleren Er-
findung bestehen; und darauf hin, auf das feine kunstreiche Ausschnitzen, lässt
sich auch der Name des Smilis ohne Schwierigkeit deuten.'-)

Da uns in Aegina nicht einmal Zeitgenossen des Smilis bekannt sind, so
lassen wir uns durch seine schon erwähnte Thätigkeit nach den Inseln der
kleinasiatischen Küste geleiten, wo schon vor seiner Zeit ein Künstler
sich Ruhm erwirbt

Glaukos.

Herodot3) als der älteste Gewährsmann giebt als Vaterland des Glaukos
die Insel Chios an. Wenn Stephanus Byzantius und Suidas4"), sowie der
Scholiast zu Plato's Phaedon •'•), trotz dem dass dieser sich auf Herodot beruft,
ihn Samier nennen, so wird sich diese Angabe durch seine auch auf Samos
sieh erstreckende künstlerische Thätigkeit erklären lassen. Ja es scheint kaum

') Vgl. Welcker kl. Sehr. I, S. 166. 2) Auf eine scharfe an Magerkeit grenzende
Ausführung bezieht sieh nacli der Bemerkung Müllers (Aeg. S. 102) auch der Vergleich,
welchen I'ausanias (X, 17, 12) zwischen corsischen Bücken in Wirklichkeit und Bocken von
aeginetischer Kunst anstellt. 3) I, 25. *) s. v. Al9('dt) und TXavxov ■') p. 183.
 
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