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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0058

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Die Bildhauer.

74 Statue aufgestellt hatte. Den Pferden waren ihre Namen beigeschrieben: Phoenix,.
Korax. Knakias und Sanios.

Alle diese Nachrichten- gehen nicht über Aeusserlichkeiten hinaus. Wir
würden sagen: Ageladas ist ein Erzbildner (denn Erz ist der Stoff, wo er an-
gegeben wird), der in den Gegenständen seiner Werke eine gewisse Vielseitig-
keit offenbart, wie wir sie in dieser Epoche nur bei seinem Zeitgenossen Onatas
wiederfinden werden. Von seiner hohen Bedeutung für die fernere Entwickelung
der Kunst können wir hiernach kaum eine Ahnung haben. Und doch ist in
dieser Beziehung kein einziger seiner Zeitgenossen mit ihm zu vergleichen;
denn die grössten Künstler Griechenlands, Phidias, Myron, Polyklet, waren seine
Schüler. Mögen die Werke seiner Hand ein höheres oder geringeres Verdienst
gehabt haben, dies allein genügt zur festen Begründung seines Ruhmes. Denn
wer drei Schüler bildet, die in den verschiedensten Richtungen der Kunst das
Vorzüglichste leisten, der muss selbst nicht nur mit einem hervorragenden Geiste
begabt gewesen sein, sondern auch die Kräfte desselben bis zum vollendetsten
Ebenmaasse ausgebildet und demgemäss verwendet haben.

Sikyon.

In alter, nicht näher bestimmbarer Zeit soll der Sikyonier Dibutades die
Plastik erfunden haben. Um Ol. 50, als kretische Daedaliden in Sikyon an-
langten , war es schon lange das Vaterland aller Metallarbeit. Dipoenos und
Skyllis wurden vielleicht durch die Eifersucht einheimischer Künstler vertrieben.
Allein auch lange nach dieser Zeit erfahren wir von Keinem derselben auch
nur den Namen. Die Künstlergeschichte von Sikyon beginnt erst mit
Kanachos.

Sein Zeitalter ergiebt sich zuerst allgemein aus der Zusammenstellung
mit Kallon von Aegina (w. m. s.) und mit Ageladas 1). Dazu gesellt sich aber
noch die bestimmte Angabe, dass der Apollo für die Branchiden bei Milet sein
Werk war -). Unter der Regierung des Xerxes wurde dieses Bild den Milesiern

75 genommen und nach Ekbatana versetzt, weil, wie Pausanias 3) anderwärts meldet,
der Verdacht auf ihnen lastete, dass sie sich in dem Seetreffen bei Mykale
Ol. 75, 2 absichtlich von den Griechen hätten schlagen lassen. Ferner berichtet
Strabo4), Xerxes habe den Tempel angezündet, und die Branchiden, welche
ihm die Schätze des Heiligthums überantwortet, seien zugleich mit fortgezogen,
um nicht wegen Tempelraubes und Verratbes Strafe zu leiden. Allein dass
diese Nachricht von der Flucht der Branchiden ein Irrthum sei, hat bereits
Soldan&) dargethan und dagegen die Vermuthung aufgestellt, dass die nach
Milet versetzten, aber nach der Befreiung der Griechen, Ol. 77, 3 G), wieder ver-
triebenen Karer bei ihrer Flucht den Tempel geplündert hätten, worin auch der
Grund liege, dass sie noch zu Alexanders Zeit den Milesiern verhasst gewesen
seien. Sicher ist also wenigstens, dass der Apollo des Kanachos vor der Zeit
dieser Plünderung aufgestellt wurde. Wir können aber weiter behaupten, dass

!) Anall. II, p. 15. n. 35. 2) Paus. IX. 10, 2. Plin. 34, 75. 3) VIII, 46, 3; vgl. I.
16, 3. 4; XIII, p. 634. :>) Ztsch. f. Altw. 1841; n. 69. «) Diod. XI, 60..
 
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