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Burger, Fritz; Schmitz, Hermann; Beth, Ignaz; Burger, Fritz [Mitarb.]; Schmitz, Hermann [Mitarb.]; Beth, Ignaz [Mitarb.]; Schmitz, Hermann [Mitarb.]; Beth, Ignaz [Mitarb.]
Die deutsche Malerei vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ende der Renaissance (Band 3): Oberdeutschland im 15./16. Jahrhundert — Berlin-Neubabelsberg: Akad.Verl.-Ges. Athenaion, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.61917#0019
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LANDSCHAFTSEMPFINDUNG DER SEESCHWABEN

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9. Meister der Bodenseegegend: Anbetung der Könige. München, Bayerisches Nationalmuseum.


Venedig für Italien oder die Niederlande für niederdeutsche Kunst. Und es widerspricht dieser
Behauptung keineswegs, daß etwa Moser aus Weil der Stadt kam oder Witz aus Rottweil;
man mag sich gerne jene Künstler vorstellen, wie sie, von den hügeligen Wäldern der
Schwäbischen Alb kommend, sonnige Nachmittage an den flachen Ufern dieses Sees verleben
durften, und wie sie ihre Begriffe von Schönheit bald umprägten, wie sie erst hier von einer
brennenden Lust gepackt wurden, menschliches Geschehen vor einen landschaftlichen Hinter-
grund zu stellen. Hier erst hob sich jede Gestalt scharf gegen die dunstgeschwängerte Luft
ab, hier stand das Nahe mit der Wucht eines mächtigen Rückschiebers, hier schimmerte die
Ferne in hellen Tönen, ganz flächig, hier — endlich — wurde das Raumgefühl zum schicksal-
bestimmenden Erlebnis. Diese Einfallspforte von Luft und Licht wurde auch jetzt im Anfang
des 15. Jhhs. zum Vermittler ferner Kulturen und der zweite, westlicher gelegene, Genfer See
erleichterte ebenfalls den Austausch zwischen den burgundisch-savoyischen Kunstzentren und
den damit zusammenhängenden Niederlanden.
 
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