ALTDORFER, WOLF HUBER, MICHAEL OSTENDORFER 665
Gegen Ende der zwanziger Jahre
gibt Altdorfer der klassischen Zeitströ-
mung stärker nach. Der Hochaltar von
St. Florian 1518, die Quirinuslegende, Su-
sanna im Bade mit phantastischen Renais-
sansegebäuden in München, die Schlacht
bei Arbela von 1529 ebendort und eine
Allegorie der Hoffart in Berlin seien als
Tafelbilder der Epoche genannt (Abb. 178).
Unter den Holzschnitten ragen die hl. Fa-
milie neben dem Brunnen, und die schöne
Madonna, mit mehreren Platten gedruckt,
durch Klarheit der Striche hervor. Am
ausgeprägtesten erscheint der klassische
Stil in den späteren Stichen, die kleine
antike, mythologische und allegorische Ge-
stalten und Vorgänge, Ornamentfüllungen
und vorzüglich schöneGoldschmiedegef äße,
Buckelbecher und -pokale sowie Kapitelle
darstellen; sie sind den Stichen der Behams
und des Pencz verwandt.
Wolf Huber, geboren in Feldkirch
in Voralberg um 1490, von 1510—1545
in Passau tätig, seit 1517 als bischöf-
licher Hofmaler, wurde von Altdorfer an-
geregt, wie seine schon erwähnten Land-
schaftszeichnungen und einige Bilder, z. B.
der Abschied Christi von den Frauen aus
der Sammlung Kaufmann und die Flucht
nach Ägypten in der Lipperheide-Samm-
lung in Berlin dartun (Abb. 179). Da-
neben tritt in seinen Bildern stärker der
Einfluß der Tiroler Schule, der Richtung
des Pacher in dem plastisch-räumlichen
Zuge hervor. Seine Reisen führten ihn,
wie die Skizzen beweisen, tief in das österreichische Alpenvorland hinein. (Zeichnungen vom Mondsee,
Traunkirchen mit dem Traunstein 1519, Donaustrudel bei Grein 1531 usw., Abb. 180, 181.) Die späteren
Werke Hubers in der Wiener Galerie, die Kreuzaufrichtung und die Kreuzesallegorie sind bereits stark von
dem italienisierenden Stil durchsetzt, der um 1530 das Gesicht der Donaumalerei änderte. Die energischen
malerischen Kräfte in Huber leben sich hier zwar noch in einer fleckig-weichlichen, fast barocken Helldunkel-
modellierung aus. Dabei wird aber, wie auch in seinen seltenen Holzschnitten, deutlich, daß die malerische .
Richtung der Donaukünstler ähnlich wie die der Schweizer im Dekorativen verlaufen mußte; bei Huber ist
sie schließlich zur Manier ausgeartet. Huber starb im Jahre 1553.
Michael Ostendorfer, von 1519 bis 1559 in Regensburg tätig, ist ein unmittelbarer Schüler Alt-
dorfers. Er sucht dessen malerische Lichtbehandlung nachzuahmen, ohne sich zu einem eigenen Stil erheben
zu können. Arbeiten Ostendorfers, meist ® signiert, befinden sich in den Galerien von München (Gott-
vater in der Glorie, Schweißtuch der Veronika) und Schleißheim (Bildnis des Herzogs Albrechts V. von
Bayern) und in der Sammlung des Historischen Vereins in Regensburg. Hier wird namentlich das Haupt-
werk seiner letzten Lebensjahre bewahrt, der Hochaltar aus der Pfarrkirche in Regensburg (1553—1555),
die Aussendung der Apostel im Mittelbilde und Szenen aus der Geschichte der Sakramente und der Heils-
geschichte auf den Flügeln vorstellend. Die flackernden Lichter und fleckigen Schatten, das Pathos und
die weichliche Formengebung führen stärker noch als Flubers spätere Bilder die Auflösung des Donaustils
in einen haltlosen barocken Manierismus vor. Auch in den Holzschnitten nach Ostendorfers Zeichnungen
(z. B. der figurenreiche Bittgang zur Abwendung der Pest) herrscht die Richtung Altdorfers. Das von
Burger, Schmitz, Beth, Deutsche Malerei. 42
Gegen Ende der zwanziger Jahre
gibt Altdorfer der klassischen Zeitströ-
mung stärker nach. Der Hochaltar von
St. Florian 1518, die Quirinuslegende, Su-
sanna im Bade mit phantastischen Renais-
sansegebäuden in München, die Schlacht
bei Arbela von 1529 ebendort und eine
Allegorie der Hoffart in Berlin seien als
Tafelbilder der Epoche genannt (Abb. 178).
Unter den Holzschnitten ragen die hl. Fa-
milie neben dem Brunnen, und die schöne
Madonna, mit mehreren Platten gedruckt,
durch Klarheit der Striche hervor. Am
ausgeprägtesten erscheint der klassische
Stil in den späteren Stichen, die kleine
antike, mythologische und allegorische Ge-
stalten und Vorgänge, Ornamentfüllungen
und vorzüglich schöneGoldschmiedegef äße,
Buckelbecher und -pokale sowie Kapitelle
darstellen; sie sind den Stichen der Behams
und des Pencz verwandt.
Wolf Huber, geboren in Feldkirch
in Voralberg um 1490, von 1510—1545
in Passau tätig, seit 1517 als bischöf-
licher Hofmaler, wurde von Altdorfer an-
geregt, wie seine schon erwähnten Land-
schaftszeichnungen und einige Bilder, z. B.
der Abschied Christi von den Frauen aus
der Sammlung Kaufmann und die Flucht
nach Ägypten in der Lipperheide-Samm-
lung in Berlin dartun (Abb. 179). Da-
neben tritt in seinen Bildern stärker der
Einfluß der Tiroler Schule, der Richtung
des Pacher in dem plastisch-räumlichen
Zuge hervor. Seine Reisen führten ihn,
wie die Skizzen beweisen, tief in das österreichische Alpenvorland hinein. (Zeichnungen vom Mondsee,
Traunkirchen mit dem Traunstein 1519, Donaustrudel bei Grein 1531 usw., Abb. 180, 181.) Die späteren
Werke Hubers in der Wiener Galerie, die Kreuzaufrichtung und die Kreuzesallegorie sind bereits stark von
dem italienisierenden Stil durchsetzt, der um 1530 das Gesicht der Donaumalerei änderte. Die energischen
malerischen Kräfte in Huber leben sich hier zwar noch in einer fleckig-weichlichen, fast barocken Helldunkel-
modellierung aus. Dabei wird aber, wie auch in seinen seltenen Holzschnitten, deutlich, daß die malerische .
Richtung der Donaukünstler ähnlich wie die der Schweizer im Dekorativen verlaufen mußte; bei Huber ist
sie schließlich zur Manier ausgeartet. Huber starb im Jahre 1553.
Michael Ostendorfer, von 1519 bis 1559 in Regensburg tätig, ist ein unmittelbarer Schüler Alt-
dorfers. Er sucht dessen malerische Lichtbehandlung nachzuahmen, ohne sich zu einem eigenen Stil erheben
zu können. Arbeiten Ostendorfers, meist ® signiert, befinden sich in den Galerien von München (Gott-
vater in der Glorie, Schweißtuch der Veronika) und Schleißheim (Bildnis des Herzogs Albrechts V. von
Bayern) und in der Sammlung des Historischen Vereins in Regensburg. Hier wird namentlich das Haupt-
werk seiner letzten Lebensjahre bewahrt, der Hochaltar aus der Pfarrkirche in Regensburg (1553—1555),
die Aussendung der Apostel im Mittelbilde und Szenen aus der Geschichte der Sakramente und der Heils-
geschichte auf den Flügeln vorstellend. Die flackernden Lichter und fleckigen Schatten, das Pathos und
die weichliche Formengebung führen stärker noch als Flubers spätere Bilder die Auflösung des Donaustils
in einen haltlosen barocken Manierismus vor. Auch in den Holzschnitten nach Ostendorfers Zeichnungen
(z. B. der figurenreiche Bittgang zur Abwendung der Pest) herrscht die Richtung Altdorfers. Das von
Burger, Schmitz, Beth, Deutsche Malerei. 42