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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 1.1899-1900

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Nr. 2
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.31728#0023
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15

Burgenschau.

esährdet: Schloß Hartenfels in Torgau,
eines der schönften Denkmäler der deutschen
Renailsance, als Burganlage theilweise aus
dem 13. Iahrhundert ftaininend, dient seit
1S17 als Raserne für die Torgauer Gar-
nison. wer wie Gchreibcr dieses die Ver-
hältnisse dieser Raserneinents aus eigener Anschauung
kennr, wird init uns derselben Ansichr sein, nämlich daß
die Verwendung des Schloftes als Raserne crftens sehr
wenig zweckdienlich ift, indem die verfügbaren Räumlich-
keiren in ihrer jetzigen Einrheilung und Zustande keines-
wegs den Anforderungen in Bezug auf Licht, Luft und
Säuberungsmöglichkeit entsprechen, die inan heurzurage
für die Unterbringung von 3M —Mann Infanrerie
zu stellen gewohnr ist, daß zweitens fcrner diese Ver-
wendung die herrliche Architektur des Schloß'es bereirs
in entseylicher weise verwüstet hat und auf die Dauer
immer mehr verwüften muß. wenn nun an und für sich
schon die Gefahr groß ist; daß diese perlc deutscher Bau-
kunft, die mit der Geschichte des sächsischen Fürftenhauses,
der Reformation — Luther weihte 15-1-1 persönlich die
jetzt noch als Garnisonkirche benuytc Schloßkapelle
und der deutschen Runft — unrer andern durch Lucas
Lranach - so eng verknüpft ift, unerseylichen Schaden
erleide: seir Rurzem droht noch eine weitere Gefahr. Der
bauliche Zuftand ift derarrig, daß die Heeresvcrwalrung
sich genöthigt siebt, die 2lrt der Belegung in Zukunft ab-
zuändern und ganz bedeurende Veränderungen und Aus-
besserungen vorzunehmen. wie umfangreich dieselben
geplant sind, mag man aus der veranschlagren Roften-
summe von ö5«)Mö Mark entnehmen. Da diese Ver-
änderungen, vorausgeseyt, daß der Reichstag die Roften
bewilligt, natürlich nur im Inreresse der militärischen
Derwendbarkeit unrernommen werden können, ift kaum
anzunehmen, daß sic ohnc Schädigung oder Vernichrung
noch vorhandener architekronischer werthftücke geschehen
kann. Andererseirs würde rroy alledem Harrenfels nie-
mals eine Muftcrkaserne werden können. Deshalb wäre
es im höchften Grade wünschenswerth, daß sich Mitrel
und wege sinden ließen, das schöne Schloß seiner jetzigen
Beftimmung gänzlich zu enrziehen. So lange es in den
Händen der Heeresverwalrung bleibt, beftebr keine Aus-
sicht, daß es so erhalten bleibt, wie es dic Rücksicht auf
die Geschichte und auf den Runstwerth des wundcrbaren
Baues erforderr. wie die „Denkmalpftege" (Nr.S) bcrichtet,
fteht das2veich mit dem preußischen Staare in Unrerhandlun-
gen, die die Uebernahme auf die preußische Verwalrung be-
zwecken. Eswäre sehrzu wünschen, daß diese Unterhandlun-
gen Erfolg härrcn, einmal gererrer, würde Schloß Harren-
fels auch schon eine seiner würdige Bestimmung sindcn.

BesitswechfeL: Die 2ruineEckarrsberg (Thüringen)
soll von der Stadtgemeinde Eckartsberga angekauft
werden. Der von einigen Blättern gemeldete Raufpreis
von 75SOS Mark erscheint ganz unwahrschcinlich hoch. —
Das Schloß des Dromperers von Säkkingen ift
nach Zeirungsanzeigen zu kaufen.

rviederherstellungen: Die Beftrebungen zur
Erhalrung derRuine Reichenbach haben weireren Erfolg
gehabt. rteuerdings haben Beirräge gnädigft bewilligt:

Ihre Rönigl. .Hoheiten ssrinz und prinzcssin .Heinrich
von preußen, Se. Hoheit prinz Friedrich Larl von Heft'en,
sowie Ihre Durchlauchren prinz und prinzessin zu Löwen-
stein-wertheim-Freudenberg. Die Bausumme hat hierdurch
wieder einen erheblichen Zuwachs erfahren. Auch in
unserer Gegend wird eifrig weitergesammelt. So habcn
sich in den leyten Dagen wieder dic Bewohner von Rette-
rode mit ciner ansehnlichen Summe berheiligt. Bei dem
immer rcger werdenden Interclse für die Sachc ist auf
einen günftigen 2lusgang sicher zu rechnen. O. 8.

Burg pfeffingen, in Basel-Land, soll von dem
Besiyer sachgemäß wiederhcrgeftellt werden.

Auf der Burg Sparrenberg bei Bielefeld wird
auf Befehl S. M. des Raisers ein Standbild dcs Großen
Rurfürsten, eine Lopie des für dic Siegesallee in Berlin
beftimmten Denkmals, aufgeftellr werden. Der Große
Rurfürst hat die Burg und Feftung Sparrenberg 1S4S
endgültig für Lrandenburg erworben.

Lunde und Au-grabungen: Durch Aus
grabungen am Gurenberger Schloß bei Bergzabern ift
ein Tbeil eines römischen wachthauses bloßgelegt worden.—
Bei Lleebronn (württemberg)iftbeiweinbergsanlagen das
Fundamentgemäuer der Burg Ober-Magenheim (seit
7S3 urkundlich belegt) aufgedeckr worden. Bei der Ge-
legenheit sind verschiedene mittelalterliche Gebrauchs-
gegenftände in den oberen Erdschichten gefunden worden.

Die seit einigen Monaten an der Aaiserpfalz zu
Gelnhausen durch den Lonservator zu Marburg Herrn
Or. Bickelr vorgenommenen Ausgrabungen haben, wie
verlauret, Ergebni>sc gehabr, die die bisherigen An-
schauungen von der ganzen Anlage der Raiserpfalz und
der Bedeutung der einzelnen Baulichkeiten vsllftändig
umwerfen müft'en.

?Lus Zeimngen.

Die Frage. wie sollen wir unsere Vnvgruinen
erbalten? erörrert in Nr. 7 und ö der „Denkmalpflege"
Architckt Bodo Ebhardt in eingehender weise. Zur
Erhalrung der von Naturkräften bedrohren Burgenreste
sei jederzeit von vornberein nach einem bcftimmten, wohl-
überlegten Arbeitsplane zu verfahren. Zunächst sei ftets
der Bauplay einschließlich der Reller und Gräben sach-
gemäß zu entwässern. Dann sei der pflanzenwuchs
an und um dic zu erhaltenden Mauerreste, wo nöthig, aber
nie ohne Rücksicht auf dic poerische Erscheinung, zu ent-
fernen, Bäume und größere Büsche, dcren wurzeln in die
Fugen eindringen und deren Schwankungen das Mauerwerk
erschütrern, in erfter Linic. Demnächst empfehle sich eine
hinreichende verankerung des vorhandenen aufrechren
Mauerwerks. Eine besondere Schwierigkcit bietc in der
Regel die Enrfernung der Dagwasser. Abdichtung
der Fugen auf der Oberfläche der aufrecht stehenden
Mauern sei durchaus nothwendig, zu verwerfen jedoch
eine verkleifterung der Aufsicht durch Lementpayen.
2lbleitung des wajsers habe so zu geschehen, daß es nicht
an den Mauern herunrerlaufe, sondern über vorgekragre
Steine abtropfe. Unter Umftänden empfehle sich Ab-
deckung mit Schieferplatten und Dachsteinen, selbst mir
hölzernen Unterconftrucrionen. Dhürme und Bauten,
 
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