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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 1.1899-1900

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Nr. 2
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.31728#0024

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16

deren Umfassungsmauern noch stehen, seien möglichst mir
einem Dache zu schüyen. Leleidigend für das Auge sei ein
rohes Lekleben der Mauern mir Lement- oder Ralk-
mörrel. Erneuerungen von ganzen Mauerrheilen seien
mir dem 2llren abzurönen, ohne indejsen den neueren
Ursprung zu verschleiern. Alles sei mit Rücksichr auf den
ursprünglichen Zweck zu gestalten, hierin werde namenrlich
bei wiederherstellung von Zinnen leider ofr widersinnig
verfahren. was nun die Schadigung der Auinen durch
Menschenhand berreffe, so sei vor Allem auf sachver
ständige wiederberstellung zu achren, namenrlich aber
wirrhshausbauten und dergleichen ganz aus den Ruinen
fernzuhalten. Auch die Anlage der Zugangswege
dürfe nichr den richtigen Eindruck der Baulichkeiten und
ihrer Zweckbestimmung verwischen. Die Erhalrung einer
Ruine solle im Allgemeincn kein „sauberes 2lufräumen"
bcdcuren, sondern sters mir künstlerischein Empfinden,
nicht von Handwerkern, sondern von gerade im Burgen-
wesen erfahrenen Fachleuren vorgenommen werden.

Büchersct)au.

Die Burganlagen bei Zeitz in rausendjähriger Enr-
wicklung. Don vr. Adolf Brinkmann. Halle
a. d. Saale. Derlag von Orro Hendel.

Zur Einführung in die Burgcnkunde dürfre es nicht
leicht eine bessere Arbeir geben, als die vorliegende. Sie
verbindet die treffliche Nlerhode des geschulten philologen
mit hervorragendcr Sachkenntniß An lö resp. ll 2Zei-
spielen aus der Zeiyer Umgebung führt der Verfasser dic
Entwicklung des Burgwesens in Deutschland östlich des
Thüringerwaldes vor Augen. Es ist gewiß ohne Zweifel
auch die Meinung des Derfassers gewesen, daß mit der
Beschränkung seiner Berrachtungen auf ein bestimmtes,
eng umgrenzres Gebiet auch die Entwicklungsgeschichte,
welche er vorträgt, eine beschränkte Gilrigkeit erhält.
was für das Zeiyer Gebiet gilt, darf nicht erwa ohne
weiteres auch auf das westliche Dhüringen oder gar ge-
schichtlich und geographisch noch weirer abliegende Gegen-
den bezogen werden. Brinkmann stellr also folgende
Enrwicklungsreihe auf: l. Die wallburg (Ringwall),
Beispiel: der Lreitenbacher Ringwall, von dem Verfasser
selbst enrdeckt. 2. Die Regelburg (Motte), Beispiel: die
Regelburg bei Tcuchcrn. Z. wasserburgen ohne
Mauerwerk, Beispiel: werbenhapn, wildenborn und
vielleicht auch die ehemalige Raiserpfalz Rayna. Der

Verfasser machr keinen Dersuch, die beiden erstcren spärer
zu datiren, als dic wall- und Regelburgen. Rayna, das
ja historisch reichlich beglaubigt ist, hat nur deshalb mit
werbenhayn und wildenborn zusammen seine Srelle
gefunden, weil ein sicherer Nachweis, daß es jemals mir
Steinmauern versehen gewesen, bisher nicht geführr
werden konnre. Sonst wäre cs eher mit der folgenden
oder nächstfolgenden 'Lategorie zu vereinigen gewesen.
4. Der einfachste Dvpus der geinauerten 2Zurg, die
Remenate, Beispiel: die Rempc oder Rämpfe bei Breiren-
bach. Brinkmann geht nicht soweir, den Ausdruck Reme-
nare für diesen Dypus feftzulegen, aber gerade das von
ihm besprochene Beispiel und die angezogenen Remre von
Orlamünde wcisen nachdrücklich auf diese Derwendung
des Ausdruckes hin. Gerade so wie man sich jeyt allgemein
über die Anwendung der Bezeichnung „Bergfried" geeinigr
hat, sollte man auch mit „Remcnate" ausschließlich das
festc ungegliederre Burghaus für sich bczcichnen, wic es
bei den erwähnren und vielen anderen Beispielen im
einzelnen alt übcrlieferr ist. 5. Dic Sreinburg in der
Ebcne, von Brinkmann wegen des breiren schüyenden
wassergrabens als „wasserburg" bezeichner. Das ge-
wählre Beispiel Eyoldshayn ist an sich ungemein rnrer-
essant, weil es nach der zweifellos zurreffenden Darftellung
des Verfassers zu den wenigen gehört, an denen sich die
Benuyung älterer Befestigungsanlagen für den Steinbau
des Mirrelalrers einleuchtend machen läßt. Dies berechrigr
auch, die Burganlage vsn Eyoldshayn, obgleich der allein
noch vorhandene Bergfried in's 14. Iahrhunderr gehören
wird, früher anzuseyen, als die, die unter der S. Rare-
gorie als Höhenburgen zusammenzufassenden Bcispicle:
Haynsburg, Lrossen und Droyssig. ptamentlich ist dies
für das vergleichende Burgenstudium ungemein lehrreich
Freilich den Schlußfolgerungen, die Brinkmann aus den
Besonderheiten dieser Burg, der merkwürdigen Zwinger-
anlage und den flankirenden Halbrundrhürmen zieht,
wagen wir nicht überall zu folgen, namentlich die Ver-
gleichftellung mit Larcassone und dem Rrak der Ritter
scheint uns bedenklich. 7. den Beschluß machr die wasser-
burg Heuckewalde, als Uebergangsform von der eigent-
lichen Burg zum neuzeitlichen Schlosse. In seinen theo-
retischen Ausführungen folgt Brinkmann im allgemeinen,
und mit Recht, den Anschauungen Pipers, von dem er
nur in 'Rleinigkeiten abweicht. Daß er Bergfried schreibt
im Gegensaye zu Pipers Berchfrit, können wir nur
billigen. oKi-.

Aufforderung zum Beuritt.

Die „vereinigung zur Erhalmng deutscher Burgen" bezweckt:

1. die deutschen Burgen des Mittelalters als Denkmäler vaterländischer Geschichte und Runst
dem Volke zu erhalten;

2. die geschichtliche und künstlerische Entstehung der deutschen Burgen zu erforschen und
weiteren Rreisen bekannt zu geben.

Der Mitgliedsbeitrag beträgt mindestens lO Mk. jährlich. Mitglieder erhalten den „Burgwart"
kostenlos. Anfragen und Anmeldungen sind zu richten an Herrn ^ofmarschall Freiherrn von Budden-
brock, Berlin Schadowstr. ZU- Eine vorgedruckte Beitrittserklärung liegt bei.

Der „Burgwart" ist Mrgan der „vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen". El-ren-
präsident: Se. ^oheit ^evsog Lrnst Günther ^u Schleswig-Bolstein. 2lrbeits Ausschuß:
Hosrnarschall Freiherr von Buddenbrock, Vorsiyender; Geheirner Gber-Regierungsrath
L. v. Brernen; Tlrchitekt Bodo Lbhardt, Gchriftführer; Bankherr Aarl von der ^eydt, Gchay
meister; Aaiserlicher Regierungsrath R. plah.

verantwortlicher Redakteur: L. Arollniann, Ramholz, Post Vollmerz. — Nerlag: verlag für's Deutsche lfaus s<L. A. Krvllmann L Lo.), Berlin lV. 50, ^chaperstr. 5.

Druck: Sermann Feyl S: Lo., Berlin 8VV., Fricdrichstr. f6.
 
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