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Beitrarit! zur Geschichte der Burg Gteckelberg.
ceckelberg gehorc nichc zu den Xninen, die durch ihre Großarcigkeic oder durch hervor-
ragend schöice -Cage — vder weil sie bequem zu erreichen sind in viel durchwandercer
Gegend — in aller Eeuce Mund sind und in: Baedecker mic einem bezeichnec werden.
Aber es ist die Geburcsstatte eines großen deutschen Mannes — Nlrichs von Hutten
— und deshalb eine Statte der Weihe für alle Zeiten. Abgesehen aber auch von
dieser an ihren Mauern unverganglich haftenden Erinnerung, darf die Burg Steckelberg den 7lnspruch
erheben, für die Geschichte des Burgenwesens nicht ohne Bedeucung zu sein.
Gchon der Umstand, daß Ulrich von Hutten') selbst bei der bekannten Gchilderung des L^ebens
auf den Ritterburgen zu seiner Zeit (äcl IZilibaläum ?irekkeymer, Ulrichs von Hutten Gchriften, heraus-
gegeben von E. Böcking, I, S. 195 f.) die vacerliche Burg jedenfalls zrnn Vorbilde genommen hat,
verdienc Beachcung. Zwar scheint Huttens Darstellung nicht ganz ohne Voreingenomnrenheit verfaßt
zu sein, aber im Großen und Ganzen giebt fte gewiß ein richtiges Bild von den Zustanden auf den
Burgen des niederen Adels zur Zeit der R.efor,nation.
Einen sehr wichtigen Beitrag zur Rennmiß des so schwierigen Gegenstandes des Ganerben-
wesens liefert die Geschichte der huttiscben Ganerbschaft auf Steckelberg. Dieselbe har eine ziemllch
ausführliche Darstellung gefunden in G. Eandaus „»Zesftschen Ritterburgen^ (Band lll), einem Werke,
das ria'neiltlich, soweit es auf (Uuellenstudiu,n beruht, durchaus zuverlasftg und verdienstvoll ist und
keineswegs die wegwerfende Beurtheilung verdient, die es in letzter Zeit von mancher Geice erfahren
hac. Wir verweisen auch iir Betreff der allgeineinen Geschichte der Gteckelburg, die auch sonst noch
genug des Interessanren für den Burgenforscher bieret, auf die Eandauischen Ausführungen.
Zur Einleitung in die neuen, größtcnrheils ungedruckten Beirrage zur Geschichte der Burg
Steckelburg, welche wir aus den Accen des eheinals graftich Dcgenfeld'schen Archivs zu Ramholz ent-
nehinen chtzt iin Befttz des Rittineisters a. D. Freiherrn H. von Gtumm), diene folgende kurze
geschichtliche Uebersichc.
Gteckelberg erscheinc zuerst als Gitz eines gleichnamigen Dynastengeschlechtes im Beginn des
12. Iahrhundercs urkundlich. 127Z befindet es ftch iin Befttz von Würzburg, obgleich noch »Zerren
von Steckelberg existiren. Iln die Hande von Raubriccern gefallen, wird es 1276 nach Urtheilsspruch
Raiser Rudolfs von Habsburg durch den Grafen von Hanau zerstört. Die Vurgstact erhalt den
^7amen Alte Burg, nachdem uncerhalb derselben auf einer vorspringenden Vlase des gleichen 2Aerg-
zuges eine neue Burg Gteckelberg erbaut ist. Diese ist mit Gicherheit erst seir IZ88 nachweisbar, und
zwar iin Befttz eines Ulrich von Hurten, von Würzburg zu ^ehen. U)ie dieses Ulrich ^lachkominen-
schafc 1-22 ausstirbt, gehr die Burg in den gemeinsamen Befttz der weitverbreiteren Gesammtfamilie
von »Zutten über, deren verrreter darüber einen Ganerbenvertrag (Burgfrieden) abschließen. ELn neuer
Ganerbenvercrag von 1-52 bestimmte, daß auch nicht zur Lamilie gehörige Adlige als Ganerben auf-
genommen werden könncen, was auch in ausgedehnrem Maße geschah. Dies hacce eine vorlaufige
Wegnahme der Burg durch den Bischof von Würzburg zur Folge (1-58), der dieselbe jedoch bald
zurückgab und den Ganerbenvercrag uncer gewissen Llauseln bestätigte. Gegen Ende des Iahrhunderts
indessen hatten ftch die Ganerben völlig verlaufen, so daß bei einem Theilungsvertrage vom Iahre 1-98
nur noch die Gcolzenberger und die Gronauer Linie der Hutten als Inceressenten auftracen, und zwar
die letztere allein in der Person Ulrichs, des Vacers des Reformationshelden, als thatsachliche Befttzer,
wie denn auch in Zukunft die Gronauer Lünie bis zu ihrem Aussterben im Iahre 17O- als alleinige
Befttzerin erscheint, obschon immer noch die Gesammtfamilie belehnc wird. Wahrend, wie erwahnt,
Gteckelberg würzburgisches L)ehen war, rührcen bedeutende, um die Burg herumliegende Gücer zu
Mber- und ^Aieder Ramholz, Vollmerz u. s. w., welche auch in ^anden der Gronauer waren, von
Hanau zu Lehen. Gbgleich nun dieser Zweig der Hutten im 17. Iahrhunderc außerdem noch aus-
gedehnce Güter im Sinnthale und zahlreiche kleinere Eehen von ^anau, Lulda, Hessen, Branden-
burg u. s. w. Ln der weiteren Umgegend sein ELgen nennen konnce und alles schließlich Ln einer ^iand
*) Ueber die Beziehungen Ulrichs von Bnlten zn Steckelberg siehe ineinen Aufsatz „Butten auf Steckelberg" in der
Deutschen Zeitung vom 8. April I8')8.
Beitrarit! zur Geschichte der Burg Gteckelberg.
ceckelberg gehorc nichc zu den Xninen, die durch ihre Großarcigkeic oder durch hervor-
ragend schöice -Cage — vder weil sie bequem zu erreichen sind in viel durchwandercer
Gegend — in aller Eeuce Mund sind und in: Baedecker mic einem bezeichnec werden.
Aber es ist die Geburcsstatte eines großen deutschen Mannes — Nlrichs von Hutten
— und deshalb eine Statte der Weihe für alle Zeiten. Abgesehen aber auch von
dieser an ihren Mauern unverganglich haftenden Erinnerung, darf die Burg Steckelberg den 7lnspruch
erheben, für die Geschichte des Burgenwesens nicht ohne Bedeucung zu sein.
Gchon der Umstand, daß Ulrich von Hutten') selbst bei der bekannten Gchilderung des L^ebens
auf den Ritterburgen zu seiner Zeit (äcl IZilibaläum ?irekkeymer, Ulrichs von Hutten Gchriften, heraus-
gegeben von E. Böcking, I, S. 195 f.) die vacerliche Burg jedenfalls zrnn Vorbilde genommen hat,
verdienc Beachcung. Zwar scheint Huttens Darstellung nicht ganz ohne Voreingenomnrenheit verfaßt
zu sein, aber im Großen und Ganzen giebt fte gewiß ein richtiges Bild von den Zustanden auf den
Burgen des niederen Adels zur Zeit der R.efor,nation.
Einen sehr wichtigen Beitrag zur Rennmiß des so schwierigen Gegenstandes des Ganerben-
wesens liefert die Geschichte der huttiscben Ganerbschaft auf Steckelberg. Dieselbe har eine ziemllch
ausführliche Darstellung gefunden in G. Eandaus „»Zesftschen Ritterburgen^ (Band lll), einem Werke,
das ria'neiltlich, soweit es auf (Uuellenstudiu,n beruht, durchaus zuverlasftg und verdienstvoll ist und
keineswegs die wegwerfende Beurtheilung verdient, die es in letzter Zeit von mancher Geice erfahren
hac. Wir verweisen auch iir Betreff der allgeineinen Geschichte der Gteckelburg, die auch sonst noch
genug des Interessanren für den Burgenforscher bieret, auf die Eandauischen Ausführungen.
Zur Einleitung in die neuen, größtcnrheils ungedruckten Beirrage zur Geschichte der Burg
Steckelburg, welche wir aus den Accen des eheinals graftich Dcgenfeld'schen Archivs zu Ramholz ent-
nehinen chtzt iin Befttz des Rittineisters a. D. Freiherrn H. von Gtumm), diene folgende kurze
geschichtliche Uebersichc.
Gteckelberg erscheinc zuerst als Gitz eines gleichnamigen Dynastengeschlechtes im Beginn des
12. Iahrhundercs urkundlich. 127Z befindet es ftch iin Befttz von Würzburg, obgleich noch »Zerren
von Steckelberg existiren. Iln die Hande von Raubriccern gefallen, wird es 1276 nach Urtheilsspruch
Raiser Rudolfs von Habsburg durch den Grafen von Hanau zerstört. Die Vurgstact erhalt den
^7amen Alte Burg, nachdem uncerhalb derselben auf einer vorspringenden Vlase des gleichen 2Aerg-
zuges eine neue Burg Gteckelberg erbaut ist. Diese ist mit Gicherheit erst seir IZ88 nachweisbar, und
zwar iin Befttz eines Ulrich von Hurten, von Würzburg zu ^ehen. U)ie dieses Ulrich ^lachkominen-
schafc 1-22 ausstirbt, gehr die Burg in den gemeinsamen Befttz der weitverbreiteren Gesammtfamilie
von »Zutten über, deren verrreter darüber einen Ganerbenvertrag (Burgfrieden) abschließen. ELn neuer
Ganerbenvercrag von 1-52 bestimmte, daß auch nicht zur Lamilie gehörige Adlige als Ganerben auf-
genommen werden könncen, was auch in ausgedehnrem Maße geschah. Dies hacce eine vorlaufige
Wegnahme der Burg durch den Bischof von Würzburg zur Folge (1-58), der dieselbe jedoch bald
zurückgab und den Ganerbenvercrag uncer gewissen Llauseln bestätigte. Gegen Ende des Iahrhunderts
indessen hatten ftch die Ganerben völlig verlaufen, so daß bei einem Theilungsvertrage vom Iahre 1-98
nur noch die Gcolzenberger und die Gronauer Linie der Hutten als Inceressenten auftracen, und zwar
die letztere allein in der Person Ulrichs, des Vacers des Reformationshelden, als thatsachliche Befttzer,
wie denn auch in Zukunft die Gronauer Lünie bis zu ihrem Aussterben im Iahre 17O- als alleinige
Befttzerin erscheint, obschon immer noch die Gesammtfamilie belehnc wird. Wahrend, wie erwahnt,
Gteckelberg würzburgisches L)ehen war, rührcen bedeutende, um die Burg herumliegende Gücer zu
Mber- und ^Aieder Ramholz, Vollmerz u. s. w., welche auch in ^anden der Gronauer waren, von
Hanau zu Lehen. Gbgleich nun dieser Zweig der Hutten im 17. Iahrhunderc außerdem noch aus-
gedehnce Güter im Sinnthale und zahlreiche kleinere Eehen von ^anau, Lulda, Hessen, Branden-
burg u. s. w. Ln der weiteren Umgegend sein ELgen nennen konnce und alles schließlich Ln einer ^iand
*) Ueber die Beziehungen Ulrichs von Bnlten zn Steckelberg siehe ineinen Aufsatz „Butten auf Steckelberg" in der
Deutschen Zeitung vom 8. April I8')8.